Hamburg. Gesellschafter der arabischen Reederei entscheiden am 2. Juni über Zusammenschluss mit Hamburgern. Findet Hauptversammlung statt?
Ein Zusammenschluss von Deutschlands größter Containerreederei Hapag-Lloyd mit dem arabischen Konkurrenten United Arab Shipping Company (UASC) rückt mit großen Schritten näher. UASC hat für den 2. Juni eine außerordentliche Aktionärsversammlung einberufen, bei der über eine Fusion der Geschäfte entschieden werden soll, wie Hapag-Lloyd am Mittwoch mitteilte. Die Gespräche seien aber noch nicht abgeschlossen, ein verbindlicher Vertrag liege noch nicht vor. Einer möglichen Transaktion müssten zudem noch die Behörden sowie die Aktionäre von Hapag-Lloyd zustimmen, hieß es in einer Adhoc-Mitteilung vom Ballindamm.
Einen Termin für eine Aufsichtsratssitzung bei Hapag-Lloyd gebe es aber noch nicht. Zuvor hatte das Abendblatt berichtet, dass beide Seiten bei den Verhandlungen Druck machen, weil eine grundsätzliche Einigung noch vor dem Beginn des Ramadan am 6. Juni stehen soll. Sollte es zur Fusion kommen, wird die im Besitz der arabischen Golfstaaten befindliche UASC einer vorläufigen Bewertung zufolge künftig 28 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen halten, Hapag-Lloyd 72 Prozent.
Durch den Zusammenschluss mit der weltweiten Nummer elf würden die Hamburger nach Zahlen des Branchendienstes Alphaliner den Rivalen Evergreen Line überholen und einen Rang auf Platz fünf in der Weltrangliste vorrücken. Der Abstand zur derzeitigen Nummer vier – Cosco – würde sich verkürzen. Zudem würde Hapag-Lloyd Zugriff auf die größten Containerschiffe der Welt bekommen. Hamburgs Traditionsreederei ist nämlich in den Wettlauf um immer größere Schiffe bisher gar nicht eingestiegen. Die größten Schiffe in der Hapag-Flotte haben eine Tragekapazität von 14.000 Standardcontainern (TEU). UASC betreibt dagegen bereits Schiffe mit einer Kapazität von 18.800 Containern, weitere Großfrachter sind bestellt.
UASC hätte durch den Zusammenschluss den Vorteil, in eine sehr starke Reedereikooperation einzuheiraten. Hapag-Lloyds Vorstandschef Rolf Habben Jansen hat in der vergangenen Woche die Gründung einer neuen Allianz mit mehreren asiatischen Konkurrenten angekündigt. Der aus sechs Partnern geschmiedete Bund soll im April 2017 unter dem Namen „THE Alliance“ an den Start gehen.
Hapag-Lloyd wollte sich am Mittwoch über die Pflichtmitteilung hinaus nicht äußern. Somit bleibt ungeklärt, ob die für den 1. Juni angesetzte Hauptversammlung der Hamburger Reederei verschoben wird. Angesichts der strukturellen Umwälzungen, in denen das Unternehmen derzeit steckt, wäre es wohl sinnvoll, das Aktionärstreffen zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen. Eine Dividende will Hapag-Lloyd in diesem Jahr sowieso noch nicht ausschütten. Die Fortschritte bei den Verhandlungen mit UASC rührte die Anleger jedenfalls nicht. Die Hapag-Lloyd-Aktie gab am Mittwochnachmittag um 1,9 Prozent nach.