Hamburg. 13.200 Polizisten, Sicherheitszonen, Sperrungen: Diese Einschränkungen gelten bis zum Wochenende während des OSZE-Gipfels.

Der größte Polizeieinsatz der jüngeren Geschichte in Hamburg hat begonnen: Zum Treffen der 57 Außenminister der OSZE-Mitgliedstaaten in den Messehallen am Donnerstag und Freitag kommt es bereits vom heutigen Mittwoch an zu Einschränkungen. Insgesamt sind bis zu 13.200 Polizisten auf den Straßen unterwegs. Das Abendblatt erklärt die Auswirkungen auf das öffentliche Leben in den kommenden Tagen.

Sicherheitszonen

Die streng abgeschirmte Sicherheits­zone 1 betrifft nur den Tagungsort an den Messehallen. In der erweiterten Sicherheitszone 2 im Karolinenviertel sowie rund um das Rathaus müssen sich Passanten auf Kontrollpunkte einstellen (siehe Karte) und sollten ihren Ausweis mit sich führen.

Besuch soll außerhalb der Zone in Empfang genommen werden, Geschäfte und Wohnhäuser bleiben aber zugänglich. Direkt vor der Rathauspforte wird es eine Absperrlinie mit 500 Beamten geben, der angrenzende Weihnachtsmarkt bleibt geöffnet. In der Innenstadt kann es unmittelbar vor den Hotels zu Kontrollen kommen.

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Straßenverkehr

Zwei Sicherheitszonen werden schon am heutigen Mittwoch um 7 Uhr an den Messehallen eingerichtet, die als Haupt­tagungsort für das Treffen dienen. Bis zum Freitagabend sind dann folgende Straßen vollständig oder teilweise gesperrt: Karolinenstraße (ab Hausnummer 28), Flora-Neumann-Straße, Grabenstraße, Lagerstraße, Sternschanze, Schröderstiftstraße, An der Verbindungsbahn, Tiergartenstraße, St. Petersburger Straße.

Die Polizei wird allein 3000 Fahrzeuge, darunter 23 Wasserwerfer und 18 Sonderwagen, zumeist Panzerwagen, im Einsatz haben. Die meisten Fahrzeuge werden in Kolonnen fahren. Das bedeutet, dass die gesamte Kolonne auch Ampeln gemeinsam passiert, wenn sie bereits auf Rot umgesprungen sind. Zudem werden viele der Fahrzeuge im öffentlichen Raum geparkt sein.

Das wird zusätzlich Fahrstreifen blockieren. Die Polizei „schleust“ besonders gefährdete Außenminister von Staaten wie den USA mit Kradfahrern durch den Verkehr, dabei kommt es ebenfalls zu kurzzeitigen Sperrungen von Kreuzungen.

Busse und Bahnen

Der U-Bahnhof Rathaus ist am Donnerstag den ganzen Tag über bis Betriebsschluss gesperrt – die Züge fahren durch, ohne zu halten. Die Hamburger Hochbahn rät Fahrgästen mit dem Ziel Rathaus, mit der U 3 bis zur Haltestelle Mönckebergstraße oder Rödingsmarkt zu fahren oder mit der U 1, U 2, oder U 4 bis zur Haltestelle Jungfernstieg – von dort aus führt die Unterführung bis zum Rathaus.

Die jeweiligen Haltestellen sind nur rund 500 Meter voneinander entfernt. Auch bei der Buslinie 35 wird es zu Einschränkungen kommen. Am Donnerstag und Freitag wird die Buslinie nicht durch die Karolinenstraße und die St. Petersburger Straße fahren. Der HVV will eine Ersatzstrecke anbieten.

Luftraum und Wasser

Am heutigen Mittwoch werden die Flugzeuge der meisten Staatsgäste der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) am Hamburg Airport Helmut Schmidt erwartet. Der Flugbetrieb soll nicht eingeschränkt werden. Für Privatmaschinen, Heißluftballons, Drohnen und weitere Luftfahrzeuge gilt von Donnerstag an in einem Radius von von 55,5 Kilometern eine Flugverbotszone, in der nur noch angemeldete Flüge erlaubt sind.

Die Bundeswehr verfügt über Alarmrotten. Sie bestehen aus Abfangjägern vom Typ Eurofighter, die in kürzester Zeit aufsteigen können. Solche Abfangjäger können eingreifen, falls es Verstöße gegen das Verbot im Luftraum geben sollte. Die Polizei wird zehn Hubschrauber im Einsatz haben, die auch nachts fliegen – mit entsprechenden Lärmbelästigungen für die Anwohner. Zusätzlich gibt es weitere Überwachungsflüge. Auf dem Wasser hat die Polizei 35 Boote im Einsatz.

Hotels und Gaststätten

Alle Fünfsternehotels im erweiterten Innenstadtbereich beherbergen Außenminister und ihre Delegationen. Nach Abendblatt-Informationen wird US-Außenminister John Kerry mit seiner Delegation im Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten absteigen. Im Hotel Atlantic sollen Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und die deutsche Delegation Quartier beziehen. Im Grand Elysée an der Rothenbaumchaussee steigen dem Vernehmen nach mehrere Außenminister ab. Die Isländer wohnen im Reichshof an der Kirchenallee.

In den Hotels herrscht die höchste Sicherheitsstufe. Das Bundeskriminalamt (BKA) hat die Häuser besucht. Der amerikanische Secret Service führt etwa weitere Sicherheitsmaßnahmen durch. Die an die Hotels angrenzenden Straßen könnten kurzzeitig blockiert sein. Im gesamten Stadtgebiet sowie dem Umland sind bereits die mehr als 6000 Polizisten aus anderen Bundesländern in insgesamt 78 Hotels und Gasthäusern einquartiert worden. Es werden 51.000 warme Mahlzeiten, inklusive Hotelverpflegung, vorbereitet.

Demonstrationen

Alle angemeldeten Demonstrationen finden am Donnerstag, 8. Dezember statt. Am Jungfernstieg wird eine Mahnwache von 9 Uhr bis 13 Uhr erwartet. Von 12 Uhr bis 15 Uhr wird es eine Kundgebung auf dem Karolinenplatz geben. Von 16.30 Uhr bis 19.30 Uhr wollen Kurden vom Hachmannplatz zur Feldstraße ziehen.

Die linke Szene hat eine Demonstration vom U-Bahnhof Feldstraße zum Dammtordamm in der Zeit von 18 Uhr bis 22 Uhr angemeldet. Eine Kundgebung wird es dann noch einmal von 20 Uhr bis 23 Uhr an der Feldstraße geben. Bei angekündigten Aktionen der linken Szene wird mit bis zu 200 Teilnehmern gerechnet. Bislang geht die Polizei davon aus, dass alle Proteste friedlich verlaufen werden.

Die Abendblatt-Geschäftsstelle in der City (Großer Burstah 18–32) hat am Donnerstag und Freitag von 9 bis 19 Uhr regulär geöffnet. Bitte nutzen Sie am Donnerstag die U-Bahn-Haltestelle Rödingsmarkt zur Anfahrt.