Hamburg. Das Unternehmen in Hamburg plant Ende der Flugzeug-Überholung. Verhandlungen mit Ver.di sind gescheitert.
Für die Mitarbeiter von Lufthansa Technik ist es schon die zweite schlechte Nachricht in diesem Jahr: Nachdem im Juli beschlossen wurde, die Belegschaft in der Triebwerksüberholung in Hamburg längerfristig von 1800 auf 1100 Personen zu kürzen, steht nun die Sparte Flugzeugüberholung auf der Kippe.
Der Vorstand prüfe jetzt, diesen Bereich in Hamburg zu schließen, sagte ein Firmensprecher dem Abendblatt. Betroffen davon sind bis zu 400 Beschäftigte. Es seien Gespräche mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft Ver.di darüber geführt worden, für die Flugzeugüberholung ähnliche Kostensenkungen zu vereinbaren wie bereits in der Triebwerksüberholung, unter anderem eine deutliche Kürzung von Schichtzulagen, hieß es.
Nachdem die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern jedoch ohne Ergebnis geblieben seien, überlege der Vorstand unter der Führung von Johannes Bußmann nun, wie das Unternehmen damit umgehe. Es sei keine Lösung in Sicht, wie die Sparte aus der Verlustzone geführt und am Standort Hamburg gesichert werden könne.
Unklar ist, was aus den bis zu 400 betroffenen Mitarbeitern wird. Abgesehen von Vorruhestandsregelungen wäre ein Einsatz eines Teils der Belegschaft in der technisch ähnlichen Überholung von VIP-Jets möglich. Man gehe jedenfalls davon aus, dass es nicht zu betriebsbedingten Kündigungen kommen wird, hieß es von Lufthansa Technik. Ein Sprecher der Gewerkschaft Ver.di in Hamburg bestätigte, dass die Verhandlungen mit der Geschäftsleitung über Kostensenkungen in der Sparte Flugzeugüberholung „nicht im Konsens“ beendet wurden. „Unsere Tarifkommission ist dazu aber nach wie vor gesprächsbereit“, so der Ver.di-Sprecher.
Aufträge ins Ausland verlagert
Nur noch bis voraussichtlich Ende April ist die Beschäftigung in der Hamburger Flugzeugüberholung gesichert: Drei Airbus-A380-Jets des Mutterkonzerns Lufthansa erhalten bis dahin nacheinander ihren sogenannten Intermediate Layover Check (IL-Check). Die erste der drei Maschinen, die „Tokio“, ist im Oktober für diese regelmäßig alle vier bis sechs Jahre anfallende Überholung in Fuhlsbüttel gelandet. Ende des Jahres sollen die Arbeiten an diesem Jet, die eine Auffrischung der Kabine sowie eine Reihe technischer Änderungen umfassen, abgeschlossen sein.
Bereits seit Jahren steht der besonders personalkostenintensive Bereich Flugzeugüberholung in Hamburg unter Druck. Derartige Aufträge sind mehr und mehr auf verschiedene Lufthansa-Technik-Standorte im Ausland, etwa in Manila (Philippinen) und auf Malta, verlagert worden. Dort sind die Personalkosten wesentlich geringer; so kostet eine Arbeitsstunde in Manila nach früheren Angaben des Unternehmens nur rund ein Drittel des in Hamburg gezahlten Betrages.
Fünfjährige Beschäftigungssicherung
Bei dem Aufwand, den ein IL-Check eines doppelstöckigen Airbus A380 erfordert, macht das einen erheblichen Unterschied: 65.000 bis 80.000 Arbeitsstunden werden dafür veranschlagt. Aus diesem Grund hat Lufthansa Technik nur noch Flugzeugüberholungen, die mit technischen Änderungen an der Maschine verbunden sind und daher eine behördliche Zulassung erfordern, in Hamburg ausführen lassen.
Wie es aus Unternehmenskreisen hieß, hatte der Vorstand unter anderem eine fünfjährige Beschäftigungssicherung für die von der nun möglichen Schließung der Sparte betroffenen Mitarbeiter angeboten, gegebenenfalls jedoch auch außerhalb der Flugzeugüberholung. Im Gegenzug hätte Ver.di einer Verlängerung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich und einer Senkung der Schichtzulagen zustimmen sollen, sagte Torsten Ballhause, Fachbereichsleiter Luftfahrt bei der Gewerkschaft in Hamburg. Außerdem sollte eine zum 1. Januar 2017 bereits vereinbarte Tariferhöhung von 1,8 Prozent auf nur noch 0,3 Prozent zurückgestutzt werden.
Mehrere Sparprogramme
„Der Arbeitgeber hat uns dafür nur eine aus unserer Sicht unzureichende Beschäftigungssicherung angeboten“, sagte Ballhause. Denn diese hätte unter dem Vorbehalt einer ständigen Überprüfung der Wirtschaftlichkeit gestanden. „Wir möchten aber eine Bestandszusage für die Flugzeugüberholung ohne Bedingungen, denn Leistung und Gegenleistung müssen stimmen“, sagte Ballhause.
Im Triebwerksbereich, für den es schließlich zu einer Einigung gekommen war, hatte der Vorstand ursprünglich einen Gehaltsverzicht von bis zu 25 Prozent von den Mitarbeitern gefordert. Laut Lufthansa Technik erzwang die Einführung neuer, deutlich wartungsärmerer Triebwerkstechnologien und der hohe internationale Wettbewerbsdruck, dass vor allem am Standort Hamburg deutlich effizienter und günstiger gearbeitet wird, um die führende Position auf dem Weltmarkt zu sichern. Insgesamt ist die Zahl der Beschäftigten bei Lufthansa Technik in Hamburg seit 2001 von 6300 auf 7500 gewachsen – trotz mehrerer Sparprogramme.