Hamburg. Etliche Zugausfälle und Verspätungen von ICE bis Metronom. Strecke zwischen Hannover und Hamburg gesperrt. Glättegefahr in der Nacht.

Der Wintereinbruch in Hamburg und der Metropolregion hat zu erheblichen Beeinträchtigungen im Verkehr geführt. Straßen verwandelten sich in Rutschbahnen, kilometerlange Staus bildeten sich auf Autobahnen und in der Stadt. Und bei der Deutschen Bahn ist in Norddeutschland durch umstürzende Bäume auf mehreren Strecken sowie Feuerwehreinsätze ein wahres Chaos ausgebrochen. Am frühen Abend ging auf der Strecke zwischen Hamburg und Hannover praktisch nichts mehr. ICE, Intercitys sowie der Metronom verkehrten nur sporadisch. Züge aus Richtung Hannover hatten teilweise über drei Stunden Verspätung. ICE aus Hamburg starteten erst gar nicht gen Süden. Auch Richtung Lübeck und Kiel gab es erhebliche Verzögerungen.

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Ein eisiger Wind weht derweil durch Hamburg: Seit der Nacht auf Dienstag erlebt Hamburg die Schneepremiere in der Herbst-/Wintersaison 2016/17 – und das bereits Anfang November. Wie von den Wetterexperten prognostiziert, fielen in der Nacht erste Flocken.

"Das ist aber erstmal nur das kleine Geschäft", sagte Andree Möller von der Stadtreinigung. Die hatte mit Beginn des Schneefalls gegen 0.45 Uhr am Dienstag insgesamt 18 Streufahrzeuge rausgeschickt. Zum Vergleich: An einem "richtigen" Wintertag sind bis zu 950 Fahrzeuge im Einsatz.

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Bahnstrecke Hamburg-Hannover gesperrt

Im Pendlerverkehr auf der Schiene kam es am Dienstagnachmittag bereits zu erheblichen Verzögerungen. Die Bahnstrecke zwischen Hamburg und Hannover bleibt laut Deutscher Bahn voraussichtlich bis Betriebsschluss am Dienstag in beide Richtungen gesperrt. Am späten Nachmittag war die Strecke zwischen Hamburg und Bremen darüber hinaus nur eingleisig befahrbar. Einige ICE-Fernverkehrsverbindungen werden über Osnabrück umgeleitet, teilweise fallen die Züge in Richtung Norden ab Kassel aus. Mit einer Freigabe der Strecke könne voraussichtlich erst am Mittwochmorgen gerechnet werden, so die Bahn.

Seit dem Mittag ist darüber hinaus die Strecke zwischen Lüneburg und Lübeck gesperrt, dort könne wegen der Witterung auch kein Busersatzverkehr eingerichtet werden. Auf allen betroffenen Strecken sind umgestürzte oder in die Oberleitungen hängenden Bäume die Auslöser für die Sperrungen. Die Bahn gibt an, dass es auch auf anderen Verbindungen zu Verspätungen von bis zu 120 Minuten kommen könne.

Das Metronom teilte am späten Abend mit, zwei "Hotelzüge" in Lüneburg und Uelzen über Nacht vorzuhalten, um etwaig gestrandeten Passagieren eine beheizte Unterkunft anzubieten. Man rechne damit, dass die Strecke zwischen Uelzen und Hamburg am Mittwochmorgen wieder befahrbar sei.

Auch die Mannschaft des FC St. Pauli war vom Bahnchaos betroffen. Das Team twitterte, es sei mit der Bahn nur bis Neustadt am Rübenberge gekommen. Von dort aus fahre man mit dem Bus weiter.

Temperaturen sinken auf minus sechs Grad

Verkehrsteilnehmer auf der Straße sollten rund um Hamburg mit Glätte rechnen. Es wurde eine offizielle Glättewarnung herausgegeben. Die Stadtreinigung streut bei Bedarf, was im Moment vor allem für Brücken gilt. "Dort ist die Temperatur niedriger als auf den Fahrbahnen", sagt Möller. Auf Brücken könnten Autos leichter ins Schleudern kommen, hieß es. Wer Streubedarf sieht, kann diesen der Winterdienst-Hotline der Stadtreinigung unter Telefon 040/25 76 13 13 melden. "Wir können jederzeit Leute hinschicken", sagt Möller.

Frostig wird es auch in der Nacht zu Mittwoch. "Nachts sinken die Temperaturen auf bis zu Minus sechs Grad", sagt Kent Heinemann vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation in Hamburg. Damit könnte Hamburg den kältesten 9. November seit 1960 erleben. "Damals lag die Tiefsttemperatur bei 5,3 Grad", so Heinemann. Durch gefrierenden Nebel droht auf Hamburgs Straßen auch in den Morgenstunden Glättegefahr.

Zumindest am späten Dienstag war es noch ruhig auf Hamburgs Straßen: Bis weit in den Abend hinein verzeichnete die Polizei keine wetterbedingten Unfälle.

Donnerstag könnte erneut Schnee rieseln

Wer mit dem Auto zur Arbeit fahren möchte, sollte am Mittwoch etwas eher aufstehen, rät der Wetterexperte. Zum einen müssen die Hamburger ihre Autos frei kratzen, bevor die Fahrt losgehen kann. "Zum anderen sollten sie wegen der Glätte langsamer fahren", sagt Heinemann. Auch tagsüber bleibt es winterlich kalt in der Hansestadt. Die Höchsttemperatur liegt bei drei Grad über dem Gefrierpunkt.

Schnee wird es am Mittwoch jedoch nicht geben. "Es wird ein eher freundlicher Tag mit trockener Luft", sagt Heinemann. Anders sehen die Vorhersagen für den Rest der Woche aus. "Uns könnte am Donnerstag ein Tiefausläufer erreichen, der Schneefall mitbringt", sagt er. "Es kommt nicht so häufig vor, dass wir so früh im Jahr Schneefall in Hamburg haben."

Die Autofahrer sind nun verpflichtet, sich um die richtige Bereifung zu kümmern. Viele Betriebe in Hamburg melden für den Reifenwechsel bereits Wartezeiten.

Im Umland stürzten Bäume um

Und gekracht hat es vor allem im Umland. Wie die Polizei Winsen/Luhe mitteilte, rutschte zum Beispiel am Morgen gegen 7 Uhr ein 23 Jahre alter Pkw-Fahrer aus Seevetal auf der Autobahn A1 zwischen Hittfeld und Dibbersen mit seinem BMW von der Fahrbahn. Er war noch mit Sommerreifen gefahren und geschleudert. Verletzt wurde er nicht, der Schaden beträgt etwa 4000 Euro.

Etwa zur selben Zeit knallte ein Mercedes auf der A7 auf glatter Fahrbahn zwischen Garlstorf und Egestorf in die Mittelschutzplanke: 6000 Euro Schaden. An derselben Stelle schleuderte gegen 10.27 Uhr ein 7,5-Tonnen-Lkw in die rechte Seitenschutzplanke. Weitere Unfälle mit Blechschäden gab es auf der A39 zwischen Maschen und Winsen-West.

Unter der Schneelast stürzten im Landkreis Lüneburg Bäume auf die Straße
Unter der Schneelast stürzten im Landkreis Lüneburg Bäume auf die Straße © Feuerwehr Bleckede

Im Landkreis Lüneburg wurde ein Bus von einem Baum getroffen, der durch die Schneemassen umgekippt war. Die Feuerwehr der Stadt Bleckede meldete bis 16.30 Uhr mehr als 70 wetterbedingte Einsätze und warnt vor der Gefahr durch weitere umstürzende Bäume. Einige Kreis- und Landesstraßen seien weiterhin gesperrt.

Busse haben Verspätungen

Das Winterwetter hatte am Dienstagmorgen auch Auswirkungen auf diverse Buslinien. Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) teilten morgens per Twitter mit, dass es aufgrund des Wetters und Verkehrs bei mehreren Bussen zu Verspätungen von bis zu 20 Minuten kommen kann. Auch Ausfälle seien möglich. "Zum Vormittag hat sich die Situation bis auf wenige Einzelfälle wieder entspannt", sagte VHH-Sprecher Martin Beckmann. Sollte es zum Abend wider erwarten doch Glatteis geben, könne es jedoch nochmal kritisch werden.

Sofortruf-Fahrer für gefährlich glatte Stellen

Um Unfälle zu vermeiden, sichern zwölf sogenannte "Sofortruf"-Fahrer bei der Stadtreinigung bei Bedarf örtlich glatte Stellen auf Fahrbahnen, die die Polizei meldet. Hinzu kommen die sechs "Sofortruf"-Fahrer, die sich um die Meldungen glatter Stellen auf Gehwegen ohne Anlieger, Bushaltestellen und Radwegen kümmern.

Daher meldete die Verkehrsleitzentrale für den morgendlichen Berufsverkehr auch keine Unfälle, die durch die hereinbrechende Kälte verursacht wurden. "Es gab keine Glätteunfälle", hieß es von der Zentrale.

Airport Hamburg meldet Verspätungen

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Probleme gibt es wegen der Witterung indes am Airport. Die Flugzeuge starten zum Teil verspätet. Landebahnen seien geräumt und Flugzeuge enteist worden, sagte eine Flughafen-Sprecherin.

Bis zu 30 Mitarbeiter arbeiteten in Fuhlsbüttel in vier Schichtgruppen und seien für die Schneeräumung und Eisbeseitigung rund um die Uhr einsatzbereit. Der Hamburg Airport empfiehlt Reisenden dennoch, sich vor Abflug über mögliche Verspätungen und Ausfälle zu informieren.

Glosse: Bibber, bibber bei plus 3 Grad