Hamburg. Umstellung beginnt 2017. Von den 360 Mitarbeitern sollen 300 weiterbeschäftigt werden. Diese Standorte sind betroffen.
Der Sparkurs bei der Deutschen Bank trifft Hamburg härter als andere Regionen. Wie das Abendblatt berichtete, werden neun von 28 Standorten in der Hansestadt dichtgemacht. Das entspricht fast jedem Dritten. Bundesweit sind es 188 von 723 Filialen und damit nur etwa jede vierte. Am Sonntag gab Deutschlands größtes Geldhaus auf seiner Internetseite bekannt, welche Zweigstellen geschlossen werden. Mit 51 Geschäftsstellen trifft es von der Gesamtzahl her Nordrhein-Westfalen am stärksten, in Berlin sind es 43 Betriebsstätten. In Schleswig-Holstein ist das Aus für sieben (zum Beispiel Kaltenkirchen, Ratzeburg, Lübeck) und in Niedersachsen für 16 Häuser (Uelzen) geplant.
In Hamburg müssen sich die Kunden folgender Filialen an neue Wege zu ihrer Bank gewöhnen: Jungfernstieg, Überseeboulevard, Schulterblatt, Eppendorfer Landstraße, Grindelallee, Hofweg, Lübecker Straße, Rahlstedter Bahnhofstraße und Möllner Landstraße. Diese Zweigstellen sollen im nächsten Jahr geschlossen werden. Kurzfristig ändere sich nichts für die Verbraucher, ab 2017 sollen sie dann zu anderen Standorten wechseln (siehe Karte). „Damit sind wir für unsere Kunden gut zu erreichen“, sagte Stefan Knoll, Leiter Privatkunden Region Nord. Gerade für ältere oder weniger mobile Menschen dürfte der Weg von Rahlstedt nach Bramfeld oder von Billstedt nach Wandsbek aber schon ein größerer Aufwand sein.
Alle Kunden, die von einem Filialumzug betroffen sind, würden rechtzeitig informiert, sagte ein Sprecher des Geldhauses. Kontonummer, IBAN und BIC bleiben gleich. Die Auswahl der zu schließenden Filialen sei nach einem festen Kriterienkatalog erfolgt. Unter anderem wurde berücksichtigt, wie viele Kunden zu der Filiale kämen, wie weit der Weg zur nächsten Zweigstelle sei, wie ertragsstark ein Standort sei und wie die Kernmärkte abgedeckt würden.
Für die rund 360 Beschäftigten in den Hamburger Filialen hat unterdessen ein Bewerbungsprozess begonnen. Nach Abendblatt-Informationen müssen sich alle Mitarbeiter – egal, ob ihre Filiale geschlossen wird oder nicht – auf die restlichen Stellen bewerben. Übrig bleiben sollen rund 300 Beschäftigte in dem Bereich, sodass unter dem Strich rund 60 Menschen etwas Neues finden müssen. Möglicherweise gibt es auch innerhalb des Konzerns eine Chance dafür. Künftig soll es in Deutschland sieben Beratungscenter geben, in denen ausgebildete Bankkaufleute per Video, Chat oder Telefon die Kunden beraten, auch außerhalb der klassischen Öffnungszeiten. Dem Vernehmen nach könnte so eine Einheit auch in Hamburg entstehen. Insgesamt beschäftigt das Institut in der Stadt rund 1800 Menschen.
Die Deutsche Bank hat 2015 einen Rekordverlust von 6,8 Milliarden Euro geschrieben. Daher plant sie einen umfassenden Konzernumbau. Knapp 3000 Vollzeitstellen fallen in der Bundesrepublik weg. Die Filialstreichungen seien auch eine Folge des veränderten Kundenverhaltens, sagte der Privatkundenvorstand der Deutschen Bank, Christian Sewing, der Deutschen Presse-Agentur. Immer weniger Menschen nutzten das Angebot, in eine Filiale zu kommen, sagte er. Von den 188 Filialen, die geschlossen werden, sollten rund 30 an ländlichen Standorten in „Finanzagenturen“ umgewandelt werden. Sie sollen einen Großteil des heutigen Beratungsangebots weiter fortführen und über SB-Zonen mit Geldautomaten verfügen.