Hamburg. August Lenz will mit einem kostenlosen Konto und neuen Konzepten den Markt im Norden aufrollen. Niederlassung am Neuen Wall.

Die Bankenszene in Hamburg hat einen weiteren Mitspieler. Das Bankhaus August Lenz mit Hauptsitz in München hat jetzt eine neue Niederlassung am Neuen Wall eröffnet und will mit attraktiven Konditionen und neuen Konzepten den Markt im Norden aufrollen. Zwar zielt man mit dem Konzept nicht auf das Massen­geschäft, aber für die Eröffnung des kostenlosen Girokontos gibt es keine Einstiegshürden. „In zwei Jahren wollen wir allein hier in Hamburg mehr als 100 Millionen Euro verwalten“, sagt Volker Seidel, Leiter der Hamburger Niederlassung. „An dieser Stadt, die an der Spitze der Kaufkraftstatistik steht und 48.000 Millionäre hat, kommt man nicht vorbei.“ Die Bank konzentriert sich auf Privatkunden, das Firmenkundengeschäft wird nicht betrieben.

Dabei ist in Hamburg die Konkurrenz in diesem Segment schon groß. Abseits der Filialbanken – wie Deutsche Bank oder Hamburger Sparkasse – gibt es rund ein Dutzend Institute in der Hansestadt, die sich um vermögende Kunden bemühen. Wenige Meter vom Bankhaus August Lenz entfernt residiert in derselben Straße die Bank Julius Bär. Weitere Konkurrenten im gehobenen Segment sind Berenberg, M.M. Warburg & CO, die Otto M. Schröder Bank, das Bankhaus Lampe, Merck Finck & Co und die Sutor Bank, um nur einige zu nennen.

Das Bankhaus Lenz umwirbt die Kunden mit einem kostenlosen Konto, das eine Girocard (EC-Karte) und Kreditkarte mit einschließt. Auch die Bargeldversorgung an rund 300.000 Automaten in Europa verursacht keine Zusatzkosten. Aber eine beleghafte Überweisung kostet 5 Euro extra. Die Überziehung des Kontos im Rahmen des Dispos wird mit sechs Prozent berechnet. Auf dem Tagesgeldkonto gibt es ein Prozent Zinsen, und ein einjähriges Festgeld wird mit 1,25 Prozent verzinst, was im Vergleich mit anderen in Deutschland ansässigen Banken Spitzenwerte sind.

Ein bestimmtes Kapital muss man beim Bankhaus Lenz nicht mitbringen, versichert Seidel. Aber natürlich sieht man es lieber, wenn ein Grundkapital vorhanden ist, auf dem man aufbauen kann. 50.000 Euro oder auch eine monatliche Sparrate von 300 Euro werden in diesem Zusammenhang genannt, was nur Richtwerte sind. Im gehobenen Banking sind bisher andere Größenordnungen üblich. Für das Private Banking verlangt die Haspa 500.000 Euro und die Schröder Bank 200.000 Euro.

Banker sollen für den Kunden immer erreichbar sein

„Wir wollen organisch mit den Kunden wachsen“, sagt Seidel, der vorher bei der Dresdner Bank und einer anderen Privatbank gearbeitet hat. Die Kunden kommen von Sparkassen wie auch von Geschäfts- und Privatbanken. „Viele Kunden sind unzufrieden, sie ärgern sich über wechselnde Berater und ausbleibende Rückrufe“, sagt Seidel. Die Bank setzt auf eine Beratung vom Vermögensaufbau über die Altersvorsorge bis zum Vertrieb von Versicherungen.

Von Hamburg aus sollen auch Kunden außerhalb der Stadt betreut werden. „Unser Konzept setzt darauf, dass wir immer für die Kunden erreichbar sind, auch am Wochenende, und sie auch zu Hause beraten“, sagt Seidel. So reichen rund 300 Quadratmeter mit einigen Beratungsräumen in der Hamburger Niederlassung aus. Bisher sind vier „Family-Banker“ im Hamburger Team. Innerhalb von drei Jahren soll sich die Zahl der Mitarbeiter verdreifachen. Ein Großteil der Bankgeschäfte läuft über das Internet. „Wir haben unsere Abläufe innerhalb von zwei Jahren digitalisiert und dafür rund zwölf Millionen Euro investiert“, sagt Jochen Werne vom Bankhaus Lenz, der für die Geschäftsentwicklung des Instituts verantwortlich ist. „Wir ermöglichen jederzeit eine Kontoübersicht, in der auch Konten anderer Banken eingebunden werden können.“ Auch der Kundenberater nutzt auf dem Laptop oder Tablet eine Applikation mit Beratungsprozessen, bei der sämtliche Kunden- und Produktdaten sowie regulatorische Vorschriften hinterlegt sind. „Es geht darum, die Vorteile einer traditionellen Bank mit denen einer modernen Online-Bank zu verbinden“, sagt Werne.

Die 1880 gegründete Bank gehörte bis 2002 zur HypoVereinsbank und wurde dann von der italienischen Mediolanum-Gruppe übernommen, eine der 40 führenden italienischen börsennotierten Unternehmen. In Deutschland soll das Geschäft ausgebaut werden. „Gegenwärtig verwalten 60 Banker 300 Millionen Euro“, sagt Werne. 2018 sollen es mehr als eine Milliarde Euro sein.“ Die Beschäftigtenzahl soll sich bis dahin mehr als verdreifachen. Neben Hamburg ist man bereits in Düsseldorf, Rostock, Stuttgart, Nürnberg und Frankfurt vertreten. Weitere Ziele sind Berlin und Leipzig.

Wer bei der Muttergesellschaft an die italienische Bankenkrise denkt, den beruhigt Werne: „Es ist ausgeschlossen, dass Einlagen deutscher Kunden nach Italien fließen.“ Das verhindere auch die strenge deutsche Finanzaufsicht (BaFin). Außerdem verweist Werne auf die hohe Kernkapitalquote von 19,7 Prozent der Banca Mediolanum. Das Bankhaus Lenz ist auch Mitglied im Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken. Pro Kunde sind die Einlagen bis zu einer Höhe von 5,8 Millionen Euro abgesichert.