Hamburg. Die Situation bleibt vertrackt. Aber es gibt Gespräche auf höchster Ebene. Fischmarkt ist diese Woche zu Gast bei den Schwaben.

Geld kann eine Partnerschaft bekanntlich zerstören. Auch beim Zoff um das traditionelle Stuttgarter Weindorf auf dem Hamburger Rathausmarkt ist das Thema Geld der Knackpunkt. Ob der überraschende Bruch der fast 30-jährigen Partnerschaft zwischen Stuttgart und Hamburg samt des jährlichen Austauschs von Weindorf und Fischmarkt gekittet werden kann, ist nach wie vor unklar.

Aber zumindest gibt es Gespräche. Und die scheinen konstruktiv zu sein. „Wir hatten ein gutes Auftaktgespräch“, sagte Norman Cordes vom Bezirksamt Hamburg-Mitte am Dienstag. Vor zwei Wochen saßen der Weindorf-Veranstalter Pro Stuttgart e.V., vertreten durch eine Delegation aus Stuttgart, und Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD) an einem Tisch. „Und wir haben vereinbart, auch weiterhin gute Gespräche zu führen“, sagte Cordes. Die Fronten seien nicht verhärtet, betonte Cordes.

Beteiligte wollen Tradition am Leben halten

„Das ist gelebte Städtepartnerschaft“, sagte der Geschäftsführer der WAGS Hamburg Events GmbH, Wilfried Thal. Er stellte am Dienstag in Stuttgart die Pläne zum diesjährigen Fischmarkt in der Hauptstadt Baden-Württembergs vor. Es dürfe nicht sein, dass diese Tradition zu Ende gehe, sagte Thal.

Zum Hintergrund: Die Stuttgarter hatten das Weindorf für dieses Jahr in Hamburg abgesagt, weil sie nach 30 Jahren erstmals Platzgebühren zahlen sollten. Über Jahrzehnte standen beide Feste quasi kostenlos auf zentralen Plätzen der jeweils anderen Stadt.

Es gibt Gespräche auf höchster Ebene

Der Fischmarkt, der von Donnerstag an in Stuttgart gastiert, zahlt jetzt ebenfalls erstmals knapp 28.000 Euro Platzmiete für elf Tage. Von den Veranstaltern des Weindorfs verlangt die Hansestadt seit diesem Jahr 125.000 Euro Platzmiete statt 46.000 Euro für die 17-tägige Veranstaltung direkt vor dem Rathaus. Damit löste das Hamburger Bezirksamt Mitte – auch auf Hinweis des Rechnungshofes – eine 1988 vereinbarte städtepartnerschaftliche Sonderregelung, wonach die Fläche zum Teil kostenfrei genutzt werden durfte.

„Wir können diese Entscheidung nicht nachvollziehen“, sagte Wilfried Thal am Dienstag. Es gebe aber Gespräche auf höchster Ebene, um „das wieder auf die Reihe zu bekommen“.

Die Situation bleibt vertrackt

Das bestätigen auch Axel Grau, Geschäftsführer vom Verein Pro Stuttgart, und das Bezirksamt Mitte. „Wir befinden uns mitten in den Verhandlungen“, sagte Bezirksamtssprecher Norman Cordes. Es müsste jedoch noch ein Konzept gefunden werden, das für beide Seiten tragfähig sei. „Es gibt Spielräume, aber auch Grenzen.“

Dass Hamburg dem Weindorf-Veranstalter finanziell entgegen kommt, scheint jedoch ausgeschlossen. Und ein anderer Standort als der Rathausmarkt kommt für die Schwaben nicht in Frage. Die Situation bleibt also vertrackt. „Der Knackpunkt ist das Geld“, sagte Grau. Ein ganzes Weindorf von Stuttgart nach Hamburg zu transportieren, würde schon hohe Kosten verursachen. Mehr Platzmiete zu bezahlen, sei also nicht drin. „Und an der Qualität wollen wir auch nicht schrauben“, betonte Grau.

"Es geht nicht ums Saufen und Trinken"

Der Pro Stuttgart-Geschäftsführer äußerte sich nur vage, wie man das Problem für beide Seiten zufriedenstellend lösen kann. „Momentan beleuchten wir noch mal die unterschiedlichen Veranstaltungselemente des Stuttgarter Weindorfs“, sagte er. Ob es möglicherweise mehr Verkaufsstände und weniger Freiflächen geben soll, um Geld einzusparen, dazu wollte sich Grau nicht äußern.

Auch das Bezirksamt Hamburg-Mitte hält sich bedeckt. Zunächst müssten Planskizzen und Konzepte eingereicht werden, sagte Norman Cordes. Nähere Angaben zum Prozedere konnte er nicht machen.

Dass die gastronomische Nord-Süd-Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Stuttgart erhalten bleibt und das Weindorf 2017 in die Hansestadt zurückkehrt, hoffen jedoch beide Parteien. „Es geht nicht ums Saufen und Trinken“, sagte Axel Grau. Das Essen und Trinken sei viel mehr ein Mittel, um eine kulturelle Botschaft in die jeweils andere Stadt zu tragen. Grau: „Wir haben diese Partnerschaft offenbar mehr gelebt als Hamburg.“