Hamburg . Veranstalter Pro Stuttgart e.V. legt Kompromissvorschlag zu Platzmiete vor. Bezirk zeigt sich gesprächsbereit.

Sollte es etwa doch noch eine Rettung für das beliebte Stuttgarter Weindorf auf dem Rathausmarkt geben? Die Veranstalter vom Verein Pro Stuttgart und der neue Leiter des Bezirksamts Mitte wollen sich offenbar noch einmal zusammensetzen, um einen Kompromiss zu suchen. Dafür hat Pro Stuttgart-Geschäftsführer Axel Grau jetzt einen detaillierten Vorschlag gemacht.

Hintergrund: Nach fast 30 Jahren hatten die Veranstalter das diesjährige Stuttgarter Weindorf abgesagt, weil das Bezirksamt die Miete für den Rathausmarkt drastisch angehoben hatte (Abendblatt berichtete). Bisher hatten die Stuttgarter lediglich für sechs der insgesamt 17 Veranstaltungstage Miete zahlen müssen, die derzeit für Gastronomie bei 1,70 Euro pro Quadratmeter liegt. Im Gegenzug gastiert der Hamburger Fischmarkt für elf Tage kostenfrei in Stuttgart. In diesem Jahr aber sollen die Stuttgarter laut Bezirksamt den Preis für die vollen 17 Tage zahlen. Das habe der Rechnungshof seit Jahren gefordert. Damit würde die Miete laut Pro Stuttgart von insgesamt 46.000 auf 125.000 Euro steigen – eine Summe, die nicht aufzubringen sei.

Nachdem beide Seiten lange auf ihrer Position beharrt haben, scheint nun Bewegung in die Sache zu kommen. Pro Stuttgart-Chef Grau hat vorgeschlagen, das Weindorf künftig immer über die Pfingstzeit zu veranstalten, so dass man die besonders beliebten Sommermonate Juni bis August nicht mehr blockiere. Außerdem beharrt Grau nicht mehr darauf, die elf Tage wie bisher erlassen zu bekommen. Stattdessen schlägt er eine Einigung bei den Quadratmeterpreisen vor, wie er dem Abendblatt erläuterte.

Die Preise unterscheiden sich nämlich je nach Nutzung. Nur für „Gastronomie mit Nutzung durch entsprechendes Mobiliar“ werden laut Gebührenordnung die vom Bezirk verlangten 1,70 Euro pro Quadratmeter fällig. Für „Verkaufsstände“ dagegen 0,85 Euro, für „kulturelle Nutzung“ oder „Freiflächen“ nur 0,20 Euro. Da es nicht nur Gastronomie, sondern auch Verkaufstände und Freiflächen gebe, könne das Bezirksamt vielleicht Teile der 4300 Quadratmeter auf dem Rathausmarkt als nicht-gastronomisch bewerten, so Grau. Damit würde die Gesamtbelastung sinken.

Beim Bezirk zeigt man sich aufgeschlossen. „Wir würden uns natürlich sehr freuen, wenn das Stuttgarter Weindorf wieder in Hamburg gastieren würde“, sagte Bezirksamtsleiter Falko Droßmann dem Abendblatt. Zwar habe man aufgrund der Vorgaben des Rechnungshofs kaum Handlungsspielraum, zumal die Gebühren festgelegt seien und auch die Gleichbehandlung aller Veranstalter gewährleistet sein müsse. Es sei aber in jedem Fall sinnvoll, noch einmal miteinander zu sprechen und nach einer Lösung zu suchen.

Die CDU warf Bezirk und Senat jetzt vor, den „Eklat“ um das Weindorf selbst verursacht zu haben – weil der Ex-Bezirksamtsleiter und heutige Innensenator Andy Grote (SPD) nicht gesprächsbereit gewesen sei. „Uns erreichen täglich Anrufe und Mails von Bürgern, die empört und traurig über das drohende Aus des Weindorfs sind“, sagte der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete David Erkalp. „Es ist beschämend und eines Hanseaten unwürdig, wie mit dem Veranstalter als langjährigem Partner umgegangen wurde.“

Auch Grau hofft auf eine Einigung: „Wir wollen nochmal einen Anlauf nehmen, um mit dem neuen Bezirksamts-Chef Falko Droßmann über eine mögliche Weiterführung des Stuttgarter Weindorfes ab 2017 zu sprechen. Grau signalisierte Kompromissbereitschaft. „Wenn Hamburg auf uns zugeht, gehen wir auch auf Hamburg zu“, so Grau weiter.