Hamburg . Schwaben schlagen im Streit um das Weindorf auf dem Rathausmarkt zurück. Hamburger wollen Miete zahlen, stellen aber auch Forderungen.
Der Zoff um das traditionelle Stuttgarter Weindorf auf dem Hamburger Rathausmarkt geht in die nächste Runde. Jetzt will die Stadt Stuttgart knapp 30.000 Euro vom Veranstalter des Fischmarkts kassieren, der vom 7. bis 17 Juli auf dem Karlsplatz in der Hauptstadt Baden-Württembergs stattfinden soll.
Nach Informationen des Abendblatts ist geplant, dass für den Karlsplatz 27.900 Euro in Rechnung gestellt werden. Diese Summe orientiert sich an den Sondernutzungsgebühren, die die Stadt für das Weindorf in der Stuttgarter Innenstadt erhebt. Das sind 0,28 Euro je Quadratmeter und Tag, für die Auf- und Abbautage die Hälfte. Für Hamburg heißt das: 19.550 Euro Platzmiete. Hinzu kommt, dass die Marktbeschicker öffentliche Straßenflächen am Rande des Karlsplatzes nutzen. Dafür sollen die Hamburger offenbar 8350 Euro Sondernutzungsgebühren bezahlen.
Stuttgart will Fischmarkt halten
Ein offizielles Gespräch zwischen der Stadt Stuttgart und dem Veranstalter des Fischmarkts – der Werbegemeinschaft des Landesverbands des Ambulanten Gewerbes (WAGS) – soll noch am Dienstag stattfinden. "Danach können wir hoffentlich einen Knopf dran machen", sagt Sven Matis, Sprecher der Stadt Stuttgart, dem Abendblatt. "Wir würden uns sehr freuen, den Fischmarkt in Stuttgart halten zu können."
Hintergrund des Streits: Nach fast 30 Jahren haben die Veranstalter das diesjährige Stuttgarter Weindorf in Hamburg abgesagt, weil das Bezirksamt Mitte die Miete für den Rathausmarkt drastisch angehoben hatte. Bisher hatten die Stuttgarter lediglich für sechs der insgesamt 17 Veranstaltungstage Miete zahlen müssen. Im Gegenzug gastiert der Hamburger Fischmarkt für elf Tage kostenfrei in Stuttgart. In diesem Jahr aber sollen die Stuttgarter den Preis für die vollen 17 Tage zahlen. Das habe der Rechnungshof seit Jahren gefordert. Damit würde die Miete von 46.000 auf 125.000 Euro steigen.
WAGS will Städtepartnerschaft retten
„Noch warte ich auf eine offizielle Mitteilung des Stuttgarter Bürgermeisters“, sagt WAGS-Geschäftsführer Wilfried Thal. Knapp 30.000 Euro Platzmiete seien viel Geld. „Aber wir wären bereit, das Geld dieses Jahr zu bezahlen, um die Städtefreundschaft zu erhalten und wieder auf das alte Gleis zu bringen“, sagt Thal. „Das wäre es uns wert.“ Jedoch müssten die Kosten auf die Schausteller umgelegt werden. Zudem fordert er, dass sich für das Jahr 2017 eine andere Lösung findet.
Dass es überhaupt so weit kommen musste, findet der WAGS-Geschäftsführer „sehr bedauerlich“. Thal: „Dass Hamburg die Vereinbarung aufgekündigt hat, war ein unachtsamer Verwaltungsakt.“
Es gehe um hohen Marketingwert
Wilfried Thal fehlt vor allem die Anerkennung der beiden qualitativ hochwertigen Veranstaltungen. „Es ist schade, dass nur in Euro gerechnet wird – dabei geht es um den enorm hohen Sympathie- und Marketingwert der Veranstaltungen“, betont er. Beim Stuttgarter Weindorf auf dem Rathausmarkt stünden Originale, Charakterköpfe, die die Stuttgarter Lebensart näher brächten. Umgekehrt gelte dieses auch für den Fischmarkt in Stuttgart.
Damit die Städtefreundschaft zwischen den Hanseaten und Schwaben weitergelebt werden kann, fordert der Fischmarkt-Veranstalter, dass die Hamburger auf die Stuttgarter zugehen. Zumindest gesprächsbereit zeigt sich der Bezirk Mitte. Montag teilte der Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD) mit, dass er sich noch mal mit dem Weindorf-Veranstalter Pro Stuttgart e.V. zusammensetzen wolle, um einen Kompromiss zu finden.