Hamburg. Fahrgastzahlen steigen weiter, Unternehmen sucht dringend neue Fahrer. Offene Linienführung der U5 hat Auswirkung auf S32.

Die Hamburger geben der S-Bahn in einer aktuellen Kundenbefragung eine Schulnote von 2,23 – eine leichte Verbesserung zum Vorjahr. Im Fokus der Studie eines Marktforschungsinstituts standen Fahrzeit, Pünktlichkeit und Sauberkeit.

Gleichzeitig konnte die S-Bahn auch im vergangenen Jahr einen neuen Fahrgastrekord verzeichnen: 271 Millionen Menschen nutzten das Verkehrsmittel. Rund 4,5 Millionen Menschen mehr als 2014. Auch für dieses Jahr rechnet das Verkehrsunternehmen mit einer Steigerung von rund zwei Prozent.

Die erneute Steigerung für 2016 führt Kay Uwe Arnecke, Geschäftsführer der S-Bahn Hamburg, auf das Schaltjahr und auf die zusätzlichen Fahrgäste durch die gestiegenen Flüchtlingszahlen zurück. Seit dem 1. Februar erhalten geflüchtete Menschen eine Mobilitätskarte mit der sie den Hamburger ÖPNV nutzen können.

Mit 6,7 Millionen Fahrgästen wird die 2009 geschaffene Flughafenlinie besonders gut angenommen und verzeichnet eine Zuwachs um sechs Prozent. Die Erwartungen lagen damals bei 3,5 Millionen Fahrgästen pro Jahr.

S-Bahn setzt auf neues Ticketsystem „CIBO“

Für die Zukunft setzt die S-Bahn vor allem auf das Thema Digitalisierung: Das E-Ticketing soll 2017 eingeführt werden. Neu ist CIBO („Check In, Be Out“). Bei diesem System checkt der Fahrgast via Handy oder Chipkarte in den Zug ein und wird beim Verlassen automatisch ausgeloggt. Der Vorteil für den Kunden soll die Bestpreisgarantie sein. Am Ende des Tages wird der günstigste Tarif fällig.

Speziell für Pendler wird es einen „Störungsagenten“ geben. Die App warnt durch Push-Nachrichten vor Betriebsstörungen auf dem Arbeitsweg. Auch mit dem Thema W-LAN beschäftigt sich das Verkehrsunternehmen: An Bahnhöfen hält S-Bahn-Chef Arnecke diesen Service für schnell umsetzbar, in den Zügen sei dies deutlich schwieriger.

Ein weiteres Ziel ist laut Arnecke, den Komfort weiter ausbauen. „Dank der Unterstützung des Senats können wir die Attraktivität der Fahrzeuge weiter steigern“, sagt er. Das erste S-Bahnfahrzeug der Serie 474 präsentiert sich dementsprechend in einem neuen Design. Bequeme Sitze und durchgängige Wagen sorgen für mehr Platz und Sicherheit. Ab dem nächsten Jahr ist auch ein Fahrgastfernsehen geplant, so Arnecke.

Bis 2021 sollen alle 111 Fahrzeuge umgerüstet werden. Die Investition beträgt 70 Millionen Euro. Das neue Design der Wagen gleicht dem der nächsten Zuggeneration vom Typ 490, wovon 60 Fahrzeuge bis Ende 2018 angeschafft werden sollen. Die ersten Testfahrten beginnen schon im Juni, die Vorserie wird ihren Testbetrieb 2017 aufnehmen.

S4 nach Ahrensburg soll Hauptbahnhof entlasten

Im Verkehrskonzept der Stadt spielt der Ausbau der S-Bahn eine wichtige Rolle. Die S21 nach Kaltenkirchen ist zwar drei Monate in Verzug, wird aber voraussichtlich 2020 ihren Betrieb aufnehmen und den Norden Hamburgs an das S-Bahnnetz anschließen.

Besonders hebt Arnecke die Aufnahme des dritten Gleises nach Ahrensburg in den Verkehrswegeplan des Bundes hervor. Somit rückt die zukünftige S4 ein großes Stück näher. Er betont, dass es sich um ein Nahverkehrskonzept handelt und die Länder dies vornehmlich finanzieren müssten. Verhandlungen über die Kostenübernahme werden noch für 2016 erwartet. Durch den Bau der Linie S4 Richtung Ahrensburg würde der Hauptbahnhof entlastet und somit Kapazitäten für den Fernverkehr geschaffen.

Auch ein Ausbau der S 32 von Harburg an die Elbgaustraße wird durch die S-Bahn angestrebt. Vor dem Hintergrund der noch offenen Linienführung der U5 plädiert Arnecke für eine kurze Variante, da so die S32 über Stellingen und die Arenen direkt an den Osdorfer Born geleitet werden könne. Dies sei die kürzeste und somit günstigste Variante, so Arnecke weiter. Eine Entscheidung über die Streckenführung wird noch in diesem Sommer erwartet.

Drei Wochen Sperrung zwischen Wilhelmsburg und Hammerbrook

Eine weitere Baustelle ist der Bau der S-Bahnstation Elbbrücken. Dazu wird die Strecke zwischen Wilhelmsburg und Hammerbrook im Zeitraum vom 21. Juli bis zum 14. August gesperrt und durch Busse ersetzt. Die Fahrzeit verlängert sich dadurch um mindestens 30 Minuten je Richtung. „Wir haben letztes Jahr schon Erfahrungen mit der Streckensperrung sammeln können“, so Arnecke. Er erwartet kein Chaos. Während der Zeit sollen Gleise erneuert und Baustellenweichen eingebaut werden, damit der Zugverkehr während des Baus der neuen Station weiterlaufen kann.

S-Bahn sucht dringend Fahrer und Fahrerinnen

Für den Ausbau des Streckennetzes sucht die S-Bahn Hamburg dringend S-Bahnfahrerinnen und -fahrer. „Wir suchen jedes Jahr 45 engagierte, zuverlässige Frauen und Männer mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Pünktlichkeit ist auch eine Grundvoraussetzung“, sagt Ausbildungsleiter Jörg Runge. In acht Monaten bildet die S-Bahn in einer Funktionsausbildung Lokführer aus. Nina Petersen, 33, aus Duvenstedt hat die Ausbildung im Frühjahr abgeschlossen und ist jetzt auf den Schienen der Stadt unterwegs und will dies auch bis zu ihrer Rente machen.

Die gelernte Zahnarzthelferin wollte etwas neues machen und hat sich einfach bei der S-Bahn beworben: „Das ging alles ganz schnell. Klar, ich musste viel lernen in den acht Monaten, aber der Job macht einfach riesen Spaß.“ Interessenten senden ihre Bewerbungsunterlagen einfach an die Personalabteilung der S-Bahn Hamburg in Hammerbrook.