Hamburg. Wissenschaftliche Einrichtung für Schiffbau in Hamburg geplant. Abgeordneter fordert neun Millionen Euro Bundesmittel.

Schiffbau und Meerestechnik in Deutschland sollen künftig von Hamburg aus vorangetrieben werden. Nach einem Vorstoß aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion soll in der Hansestadt ein Deutsches Maritimes Forschungszentrum (DMFZ) eingerichtet werden. Geplant ist die Etablierung einer Institution, die nach dem Vorbild des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in allen Bereichen der maritimen Wirtschaft nachhaltig Wirkung entfaltet. Das sieht ein Konzeptpapier vor, das der maritime Sprecher der Unionsfraktion, Rüdiger Kruse, entworfen hat.

Demnach soll die Arbeit aller Mitspieler in der maritimen Industrie von den Schiffbauern und deren Zulieferern über die technischen Dienstleister und die maritimen Forschungseinrichtungen wie Hochschulen bis hin zu den Reedern miteinander vernetzt und über das DMFZ gefördert werden. „Ziel ist es, die gesamte maritime Wertschöpfungskette zu stärken“, sagt Kruse. Der Abgeordnete aus Eimsbüttel will erreichen, dass entsprechende Mittel für das neue Forschungszentrum schon in diesem Jahr bei der Aufstellung des Bundeshaushalts für 2017 berücksichtigt werden. Zunächst seien neun Millionen Euro für die kommenden drei Jahre notwendig.

„Der maritime Forschungsbereich bietet erhebliche Marktpotenziale für die Zukunft unseres Landes und kann wesentlich zur Lösung globaler Herausforderungen wie dem Klimawandel, der Gewinnung erneuerbarer Energien und der Nutzung maritimer Ressourcen beitragen“, sagt Kruse. Voraussetzung sei eine effizientere Nutzung von Förderprogrammen durch Wirtschaft und Wissenschaft, eine bessere Verwertung von Forschungsergebnissen in der industriellen Praxis sowie eine bessere Koordinierung maritimer Forschungsaktivitäten. Dazu soll das DMFZ beitragen.

Rüdiger Kruse
sitzt seit 2009
für Hamburg im
Bundestag
Rüdiger Kruse sitzt seit 2009 für Hamburg im Bundestag © HA | Klaus Bodig

Kruse greift damit eine Forderung der deutschen Schiffbauer auf, die seit Langem eine bessere Vernetzung der Industrie fordern. „Wir begrüßen den Vorstoß von Herrn Kruse außerordentlich, weil wir dringend eine kontinuierliche Koordination der Forschungstätigkeit brauchen“, sagt Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik. Dieses Projekt sei überaus effizient, „weil mit kleinem Geld eine wirklich große Wirkung erzielt werden kann“. Für Hamburg sei das DMFZ laut Lüken eine „Riesenchance“. Sollte sich das Zentrum etablieren und wie das Luft- und Raumfahrtzentrum entwickeln, könnten erhebliche Bundesmittel in die Hansestadt fließen.

Bei der Nationalen Maritimen Konferenz Ende Oktober vergangenen Jahres hatte die Bundesregierung noch zögerlich auf den Vorschlag zur Einrichtung eines weiteren Forschungszentrums reagiert. Sie beschloss zunächst einmal, ein Gutachten darüber in Auftrag zu geben. Jetzt kommt ihr die Fraktion zuvor. „Als Beauftragter für die maritime Wirtschaft der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag messe ich diesem Projekt höchste Priorität bei“, sagt Kruse.

Sein Konzept sieht vor, dass das DMFZ Firmen und Hochschulen bei Forschungsprojekten berät, bei der Beantragung von Fördermitteln hilft, Projektpartnerschaften vermittelt, kleine Firmen dabei von Aufgaben entlastet und die industrielle Gemeinschaftsforschung koordiniert. Zudem soll das neue Forschungszentrum auf internationalen Foren feststellen, welche Technologiefortschritte andere Nationen planen oder unternehmen. Andere Nationen wie die Japaner machen das seit Langem.

Schließlich ist auch eine Einbindung des Zentrums in europäische Forschungsnetzwerke geplant. So ist es möglich, für Projekte aus Forschung, Entwicklung und Innovation (FEI) günstige Kredite der europäischen Zentralbank zu bekommen.

„Hamburg ist der geeignete Standort für eine solche Einrichtung“, sagt Kruse. Hier sitzen die meisten Unternehmen der maritimen Branche. Hier gibt es die Schiffbauversuchsanstalt. Zudem ist die Hansestadt Standort wichtiger technologischer Firmen wie dem Chip-Hersteller NXP.“ Bereits 2017 könnte die neue Einrichtung starten, mit zunächst zehn Mitarbeitern.