Altstadt. Vorschlag: zentrale Anlaufstelle schaffen. Hamburgs Flüchtlings-Koordinator Anselm Sprandel warnt vor “Teppichhandel“ mit Unterkünften.

Hamburgs neuer Flüchtlingskoordinator Anselm Sprandel will bessere Voraussetzungen für die Unterbringung von Flüchtlingen in privaten Wohnungen schaffen. „Bislang können Flüchtlinge erst dann in einer Privatwohnung untergebracht werden, wenn sie aus der Zentralen Erstaufnahme ausziehen und einen Aufenthaltsstatus haben“, sagte der Spitzenbeamte in einem Interview des Hamburger Abendblatts am Dienstag.

Um die Angebote privater Haushalte systematischer nutzen zu können, schlägt Sprandel eine „zentrale Anlaufstelle“ vor. „Das könnte die 'Wohnbrücke' sein, die bei Lawaetzstiftung angesiedelt ist und die es seit dem 1. November gibt.“ Um zu verhindern, dass Flüchtlinge in miesen Absteigen landen, solle die Vermittlung über eine gemeinnützige Institution erfolgen. „Man wird damit also kein Geld verdienen können.“

Anselm Sprandel war am 12. Oktober in das Amt des Flüchtlingskoordinators berufen worden. Der Spitzenbeamte, der Mitglied der Grünen ist, gilt als ausgewiesener Kenner der Hamburger Verwaltung. Seine Aufgabe ist es, die Unterbringung der Flüchtlinge und die Ausweisung neuer Quartiere in geordnete Bahnen zu lenken. Bislang war Sprandel Leiter des Amtes für Zentrale Dienste in der Sozialbehörde. Der 56 Jahre alte Volkswirt genießt als durchsetzungsfähiger Beamter einen exzellenten Ruf in der Verwaltung.

In dem Abendblatt-Interview äußerte Sprandel sich davon überzeugt, dass das Hamburger Oberverwaltungsgericht den vom Verwaltungsgericht verfügten Stopp zum Bau einer Flüchtlingsunterkunft für 700 Menschen in Klein Borstel rückgängig machen wird. Sollte die Stadt allerdings den Standort in Klein Borstel nicht nutzen können, dann müssten die Flüchtlinge an anderen Orten, an denen Unterkünfte errichtet würden, untergebracht werden. „Insofern haben wir viele 'Pläne B'“, sagte Sprandel.

Hoffnungen auf eine außergerichtliche Einigung mit den Anwohnern erteilte der Beamte eine Absage. „Ich sehe derzeit weder ein annehmbares Vergleichsangebot noch die Bereitschaft, sich auf Verhandlungen einzulassen.“ Die Stadt sehe sich im Recht und wolle „nicht auf diesem Wege zu einer Kultur des Teppichhandels kommen“. Es dürfe kein Anreiz geschaffen werden, „sich gegen die Unterbringung von Flüchtlingen zu wehren, frei nach dem Motto: 'Wenn wir uns mit der Hilfe von Rechtsanwälten an die Gerichte wenden, dann gibt die Behörde schon nach'“, sagte Sprandel.

Das ganze Interview können Sie in der Mittwochausgabe des Hamburger Abendblatts lesen