Hamburg. SPD und Grüne wollen erfolgreiches Modell an Berufsschulen auch für junge Flüchtlinge öffnen. Angebot unabhängig von Aufenthaltsstatus.

SPD und Grüne in der Bürgerschaft wollen das erfolgreiche Modell der Ausbildungsvorbereitung Dual (AV-Dual) für junge Flüchtlinge öffnen. Das Angebot, das sich bisher schon an Jugendliche ohne Ausbildungsplatz und häufig ohne Schulabschluss richtet, kombiniert den Unterricht an der Berufsschule mit Praktika in Betrieben. Die Bürgerschaft wird den Antrag auf Ausweitung von AV-Dual, den die Fraktionen von SPD und Grünen heute beschließen wollen, voraussichtlich Mitte November beraten.

Bislang werden Flüchtlinge im Alter von 16 bis 18 Jahren an einer Berufsschule halbtags unterrichtet, wenn sie bereits in der dauerhaften Unterkunft leben, also nicht mehr in der Erstaufnahme. Ziel der 25 Wochenstunden ist es, die deutsche Sprache zu erlernen und sich auf einen Schul­abschluss vorzubereiten. An dem zweijährigen Bildungsgang nahmen Mitte September rund 1700 Migranten teil.

AV-Dual ist dagegen ein Ganztagsangebot. Während der dualen Ausbildungsvorbereitung sammeln die Schüler an drei Tagen pro Woche praktische Erfahrungen in einem Betrieb. Die Schüler werden von Mentoren begleitet, die regelmäßig zu Besuch in die Betriebe kommen. In vielen Fällen bieten die Betriebe den Praktikanten später einen Ausbildungsplatz an. Parallel können die Schüler ihren Hauptschulabschluss nachholen. An AV-Dual nehmen bisher rund 2200 Jugendliche teil.

SPD und Grüne sehen den Vorteil von AV-Dual für Flüchtlinge auch in den wesentlich längeren Lernzeiten. Das Angebot steht und fällt mit der Bereitschaft von Betrieben und Unternehmen, Praktikumsplätze anzubieten. Deswegen fordern die Regierungsfraktionen den Senat in ihrem Antrag auf, „in Zusammenarbeit mit Kammern, Wirtschaft und Gewerkschaften umfangreiche betriebliche Praktika in das künftige Bildungsangebot zu integrieren“. Das neue Angebot soll allen infrage kommenden Flüchtlingen ermöglicht werden – unabhängig von deren konkreten Aufenthaltsstatus.

„Wir wollen in dem wichtigen Übergangsbereich von Schule und Beruf die Unterrichtsangebote für junge Flüchtlinge verbessern“, sagt SPD-Schulpolitikerin Barbara Duden. Ein guter Schulabschluss und der Einstieg in einen Beruf seien zentrale Faktoren für eine gelungene Integration.

Die Grünen-Schulpolitikerin Stefanie von Berg weist darauf hin, dass AV-Dual neben dem Erwerb von Hauptschul- und mittlerem Schulabschluss auch die Möglichkeit eröffnet, direkt auf eine Stadtteilschule oder ein Gymnasium zu wechseln, um dort das Abitur zu erwerben.

SPD und Grüne fordern den Senat außerdem auf, zu prüfen, welche Angebote zur Qualifizierung für 18 bis 21 Jahre alte Flüchtlinge entwickelt werden können.