Hamburg. Der Hamburger Senat und die Handwerkskammer treiben Integrationsprojekte in der Hansestadt gemeinsam voran.

Abed Oryakhil war 17 Jahre alt, als er im Mai 2012 allein aus Afghanistan nach Hamburg kam. Vor Kurzem hat sein zweites Ausbildungsjahr zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik begonnen, und seine Chefs Arno und Martina Zietz von der Firma Zietz Elektrotechnik in Niendorf sind sehr zufrieden mit ihm: „Er ist engagiert, motiviert und sehr weit mit der deutschen Sprache.“ Das sei schon während des von der Handwerkskammer vermittelten Praktikums vor Ausbildungsbeginn zu spüren gewesen. Deshalb mussten die Zietz’ nicht lange überlegen, bevor sie den Lehrvertrag mit dem jungen Flüchtling aus Afghanistan unterschrieben.

Es sind Erfolgsgeschichten wie diese, die das Hamburger Handwerk derzeit gern erzählt. Denn bei der Gewinnung von Berufsnachwuchs und Fachkräften sind Zuwanderer längst eine sehr wichtige Zielgruppe für die Betriebe. „Wir wollen Migranten und Flüchtlinge als Handwerker und als Unternehmer“, sagt Kammerpräsident Josef Katzer. Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) sagt, die aktuellen Flüchtlingsströme seien eine „große Chance“ und verspricht: „Jede und jeder, der sich qualifizieren möchte, wird vom Senat unterstützt.“

Wie das im Zusammenspiel von Politik und Handwerk geschehen soll, steht im Masterplan 2020, dessen Fortschreibung Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), Horch und Katzer gestern mit ihren Unterschriften besiegelten. Zu den speziell auf Flüchtlinge zugeschnittenen Projekten gehört etwa Mission Zukunft. Ein Programm, in dem seit Jahresbeginn Dutzende Flüchtlinge beraten wurden, wie sie ihre Fähigkeiten zu einem in Deutschland anerkannten Berufsabschluss ausbauen können. Knapp 50 Zuwanderer, die schon im Ausland einen Berufsabschluss gemacht haben, begannen im ersten Halbjahr eine individuelle Nachschulung in Hamburger Betrieben. Von den 17 Teilnehmern, deren Abschluss jetzt schon anerkannt ist, bekam knapp die Hälfte gleich einen Arbeitsplatz in dem Betrieb. „Die Zahl der Syrer und Eritreer in dem Projekt steigt. Es erreicht also die aktuell eintreffenden Flüchtlinge“, so der Senator. Ein gutes Zeichen sei auch, dass im Projekt Nachwuchsgewinnung im Handwerk zunehmend jugendliche Flüchtlinge über eine Ausbildung beraten würden.

Bürgermeister Scholz betonte, die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der Länder hätten bei ihrem jüngsten Treffen richtungsweisende Verabredungen getroffen, die helfen sollen, Flüchtlingen den Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Dazu gehörten etwa schnellere Entscheidungen über Asylanträge und eine bessere und frühzeitige Sprachförderung der Neuankömmlinge.

Etwas, was die Wirtschaft und die Ausbildungsbetriebe im Handwerk gerne hätten, gehört nicht dazu: Eine Garantie, dass Flüchtlinge während der Ausbildung und in den ersten Jahren danach im Land bleiben dürfen, gibt es weiterhin nicht. „Wer in Ausbildung ist, wird in der Praxis damit aber kein Problem haben“, versicherte Scholz. Abed Oryakhil wird das gern gehört haben. Er muss seine Aufenthaltsgenehmigung derzeit alle sechs Monate verlängern lassen.