Kreis Pinneberg. Junge talentierte Asylbewerber suchen Lehrstelle. Handwerkskammer hat eigenes Programm aufgelegt

2010 kam er als 13-Jähriger mit seinen Eltern und Geschwistern aus Afghanistan nach Deutschland. Zwei Jahre lebte Farhad Barati mit seiner Familie zunächst in Flensburg, wo sie als Asylbewerber anerkannt wurden. Seit etwa drei Jahren leben sie in Pinneberg. Farhad Barati, der vorher kein Wort Deutsch sprach, ging hier zu Kreisberufsschule, wo er sich hervorragend entwickelt habe, wie Schulleiter Ulrich Krause sagt. „Der Junge ist wissbegierig, spricht drei Sprachen fließend und wäre ein Gewinn für jeden Betrieb.“ Doch er bekommt keine Lehrstelle angeboten.

Dabei schreibe er täglich Bewerbungen, erzählt der junge Afghane. Bislang gab es nur Absagen. „Ich möchte so gern Automobilkaufmann werden“, sagt er. Sein Praktikum bei der Migrationshilfe und der Job in einem Getränkemarkt hätten ihm nicht weitergeholfen. Dabei war der Vorarbeiter im Supermarkt voll des Lobes über Barati. Demnach sei der junge Afghane „ehrlich, fleißig, pünktlich und zuverlässig“.

Diese Erfahrung zeigt, wie hilfreich eine Jugendberufsagentur sein könnte, sagt die Grünen-Landtagsabgeordnete Ines Strehlau. Eine Berufsagentur für junge Menschen, die die Arbeitsagentur in Elmshorn nun, wie berichtet, mit dem Jobcenter, den Berufsschulen und der Kreisverwaltung ins Leben rufen will, soll Jugendlichen gezielter Ausbildungsplätze vermitteln. „Wir müssen Schule, Wirtschaft und Jugendliche enger zusammenbringen.“

Dabei müssten gerade Handwerksbetriebe ein starkes Interesse daran haben, ist Strehlau sicher. „Bis 2030 fehlen landesweit 100.000 Fachkräfte allein im Handwerk.“ In diesem Jahr konnten im Kreis Pinneberg bislang 533 Lehrverträge in den 3597 Handwerksbetrieben abgeschlossen werden nach 580 im Jahr davor, sagt Ulf Grünke von der Handwerkskammer. Wer keine Lehrstelle gefunden hat, möge sich auf der Homepage der Kammer (www.hwk-luebeck.de) in der Lehrstellenbörse informieren. Dort sind noch 63 Lehrstellen unbesetzt. Für Flüchtlinge habe die Kammer die Kampagne „Handwerk ist interkulturell“ aufgelegt, die 2014 140 Flüchtlinge beraten, 55 in Praktika vermittelt und 35 Hauptschulabschlüsse organisiert habe.