Hamburg. Kritik der Hamburger Schiedsrichter schlägt erste Wellen. Kommendes Spiel des FC Bergedorf 85 vom Sportgericht abgesetzt.
Nach dem offenen Brief der Hamburger Schiedsrichter hat es eine erste Reaktion vom FC Bergedorf 85 gegeben. In einer Pressemitteilung erklärt der Verein, dass Mato Mitrovic zurückgetreten ist. Mitrovic war erster Vorstandsvorsitzender und trainierte die 1. Damen- und 1. Herrenmannschaft.
„Trauriger Anlass für den Rücktritt war das Spiel der 1. Herren am vergangenen Wochenende gegen Altengamme, dass nach 80 Minuten vom Schiedsrichter abgebrochen wurde, nachdem es zu Anfeindungen und Beleidigungen gegenüber dem Schiedsrichter gekommen war“, heißt es in der Mitteilung.
Zusätzlich trennt sich der Verein mit sofortiger Wirkung von dem Stürmer Ilija Juko. Der Stürmer wurde beim besagten Spiel mit einer roten Karte, wegen Beleidigung vom Platz gestellt. Auch nach dem Spielabbruch sollen sich die Gemüter der Bergedorfer Spieler, Zuschauer und Offiziellen nicht beruhigt haben. Das Schiedsrichtergespann konnte die Sportanlage nur unter Polizeischutz verlassen.
Entschuldigung an Schiedsrichtergespann und SV Altengamme
Die Mannschaft und der Vorstand bedaure die Vorkommnisse, die in dem Brandbrief des Schiedsrichterverbands als „schockierend“ beschrieben wurden. „Wir entschuldigen uns in aller Form bei dem Schiedsrichter, Herrn Stephan Prado Muñoz und seinem Gespann Herrn Rublik und Herrn Meier für die Anfeindungen und Beleidigungen, die sie auf unserer Sportanlage erdulden mussten“, heißt es seitens des Vereins.
Neuer Team-Manager in Bergedorf wird nun Hakan Karadiken, der bereits in der Saison 2013/14 Trainer des FC Bergedorf 85 war. Zudem entschied sich der Vorstand die Mannschaft nicht aus der Landesliga zurückzuziehen.
Erst nachdem der Fall vor dem Hamburger Sportgericht verhandelt werde, würde sich der Verein zu weiteren Maßnahmen mit dem Vorstand, Trainerteam und Team-Manager beraten, heißt es in der Mitteilung.
Ein erstes Urteil vom Sportgericht gibt es aber schon: Das Spiel der 1. Herren des FC Bergedorf 85 gegen SC Poppenbüttel am kommenden Sonnabend wurde durch eine einstweilige Verfügung abgesetzt. Das Sportgericht erklärt, dass die Absetzung nötig sei um den "ordnungsgemäßen Spielbetrieb zu gewährleisten und die Sicherheit aller am Spiel Beteiligten zu wahren". Dass es ein Urteil gibt, liegt an einem Antrag des Verbands-Schiedsrichterauschuss', der eine Absetzung des Spiels forderte. So heißt es vom Sportgericht weiter: "Hintergrund der Absetzung sind die Geschehnisse im Spiel FC Bergedorf 85 gegen Altengamme am 20.09.2015". Der FC Bergedorf 85 hat die Möglichkeit Widerspruch gegen die Verfügung einzulegen.
Zweite weitere Fälle vor dem Hamburger Sportgericht
Der Verein Dersimspor (Harburg), der auf seiner Internetseite mit „Fairplay und Respekt statt Gewalt und Diskriminierung“ wirbt, muss sich für einen Vorfall am 4. September verantworten. Bei der Landesligapartie gegen den Bramfelder SV kam es zur körperlichen Gewalt gegen den Schiedsrichter Mike Franke. Nach dem Schlusspfiff wurde der Unparteiische von einem Dersimspor-Fan angegriffen. Der Täter soll laut dem Schiedsrichter-Brief auf den am Boden liegenden Spielleiter eingetreten haben. Mike Franke wurde ins Krankenhaus gebracht, der Täter gefasst.
Auch der Verein Elazig Spor (Hamburg-Mitte) steht am Donnerstag vor dem Sportgericht. Den Verantwortlichen wird vorgeworfen Namen von mutmaßlichen Tätern nicht herauszugeben, die beim Spiel gegen den SC Schwarzenbek den Schiedsrichter beleidigt und bedrängt haben sollen.
Am Dienstag hatte der Hamburger Schiedsrichterverband in einem offenen Brief auf die ausufernde Gewalt gegenüber den Unparteiischen auf Hamburgs Fußballplätzen aufmerksam gemacht. "Vielfach werden wir ehrenamtlichen Schiedsrichter respektlos behandelt. In einigen Fällen werden wir beleidigt, bedroht oder gar körperlich attackiert", hieß es in dem Schreiben. Die Schiedsrichter und auch der Hamburger Fußball-Verband fordern mehr Respekt von allen Beteiligten.