Hamburg. Unternehmen „Fördern und Wohnen“ rechnet mit bis zu 11.000 weiteren Asylbewerbern bis Ende 2015. Dafür seien größere Unterkünfte nötig.
In Hamburg werden nach Expertenschätzung zum Jahresende bis zu 31.000 Flüchtlinge leben. „Ich rechne damit, dass bis Ende dieses Jahres noch rund 11.000 Flüchtlinge nach Hamburg kommen werden“, sagte Rembert Vaerst, Geschäftsführer des städtischen Unternehmens fördern & wohnen, dem Abendblatt. Derzeit seien in der Hansestadt rund 20.500 Asylbewerber in städtischer Obhut untergebracht.
Innensenator Michael Neumann (SPD) hatte vergangene Woche sein Vorhaben bekräftigt, mehrere Erstaufnahmen mit weiteren 20.000 Plätzen errichten zu lassen. Dazu soll jeder der sieben Hamburger Bezirke eine Unterkunft mit bis zu 3000 Plätzen erhalten.
mehrere Erstaufnahmen mit weiteren 20.000 Plätzen errichten zu lassen
Vaerst befürwortet angesichts der hohen Flüchtlingszahlen größere Einrichtungen. Er glaube nicht, dass es in großen Unterkünften vermehrt zu Konflikten kommt. „Entscheidend für den sozialen Frieden ist die Belegungsstruktur“, sagte Vaerst. „Da, wo sich Gruppen gut ergänzen, gibt es weniger Probleme.“ Der Experte bezeichnete die Parkplätze am Volkspark als „hervorragend geeignet“ für weitere Kapazitäten. Damit könnten dort 3800 Flüchtlinge untergebracht werden – so viele wie nirgendwo sonst in Hamburg.
Unterdessen stellt die hohe Zahl an Asylbewerbern die Stadt auch finanziell vor Probleme. Nachdem im vergangenen Jahr die Mittel bereits auf rund 300 Millionen Euro verdoppelt wurden, rechnet die Sozialbehörde für 2015 erneut mit einer Verdoppelung – auf dann bis zu 600 Millionen Euro. Bundesweit werden sich die Ausgaben in diesem Jahr im Vergleich zu 2014 auf fünf Milliarden Euro verdoppeln.
Tausende bei Abendblatt-Spendenaktion
Wo in Hamburg das Geld herkommen soll, ist unklar. Die Finanzbehörde will nicht, dass die Ausgaben um mehr als 0,88 Prozent des Gesamthaushalts steigen. Bisherigen Planungen zufolge soll die Bürgerschaft im September über Mehrausgaben entscheiden. Die Materie ist allerdings kompliziert, da die Investitionen und Betriebskosten für die öffentliche Unterbringung nicht allein für Flüchtlinge, sondern auch für wohnungslose Deutsche anfallen.
Die Zahl der Übergriffe auf Asylbewerberunterkünfte ist seit Beginn des Jahres deutlich gestiegen. Bis heute habe es 2015 bundesweit 202 Angriffe gegeben, teilte das Bundesinnenministerium mit. Das seien so viele wie im Jahr 2014. Unterdessen erklärte die Bundeswehr, sie prüfe, wie sie den Bundesländern logistisch helfen kann. Hamburg hatte bereits vor einigen Tagen die Armee um Hilfe gebeten.