Hamburg. Nach vier Wochen Kita-Streik sind die Eltern erleichtert. Ihr Verband appelliert an Tarifparteien, sich in der Schlichtung zu einigen.
Am Donnerstagmorgen war Sandra Cantzler erst einmal eine große Runde in Planten un Blomen joggen. Kurz zuvor hatte sie erfahren, dass der Streik der Erzieher in der Kita ihrer Tochter vorerst zu Ende geht. Am Freitag läuft der Betrieb wieder regulär. „Wir freuen uns natürlich sehr“, sagt die 42-Jährige. Der Sport, ihre Arbeit, Freizeit – das war in den vergangenen vier Wochen zu kurz gekommen.
Während des Streiks musste die freiberufliche Journalistin ihre fünfjährige Tochter Elinor zu Hause betreuen oder sie übernahm mit Eltern den Notdienst in ihrer Eimsbütteler Kita. Wie Tausende andere vom Kita-Streik betroffene Eltern ist sie erleichtert, dass die bundesweiten Arbeitsniederlegungen beendet sind. Vorläufig.
Die Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft Ver.di und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) zur Aufwertung der Sozial- und Erziehungsberufe in kommunalen Einrichtungen und der Forderung nach zehn Prozent mehr Gehalt sind zwar gescheitert, aber sie konnten sich auf eine Schlichtung einigen. Ab heute gehen Hamburgs Erzieher wieder in ihre Einrichtungen. Wie lange die Schlichtung dauert, steht noch nicht fest. „Wir hoffen auf ein zügiges Ergebnis, können aber nicht voraussagen, wann das vorliegt“, sagt Björn Krings von Ver.di in Hamburg.
Alles tun, damit wieder Alltag in den Kitas einkehrt
Der Landeselternausschuss (LEA) begrüßt das vorläufige Ende des Streiks und hatte die für gestern geplante Demonstration abgesagt. „Beide Seiten müssen alles daran setzen, die Schlichtung zu einem Erfolg zu führen“, sagt Björn Stachen, Vorsitzender des LEA. Eine besondere Herausforderung sei die Rückkehr in den Kita-Alltag.
„Vier Wochen lang wurden unsere Kinder aus ihrer gewohnten Kita-Umgebung gerissen. Eltern und Erzieher sollten gemeinsam alles dafür tun, dass der Kita-Alltag wieder beginnt“, so Stachen Der LEA appelliert an beide Seiten, den Gesprächsfaden nicht mehr reißen zu lassen. „Auch die Umsetzung eines bundesweiten Tarifabschlusses für Hamburg sollte am Verhandlungstisch gelingen – ohne neuerliche Streiks.“
„Es wird eine Zeit dauern, bis die Folgen dieses ungewöhnlich langen und heftigen Streiks bearbeitet sind und wieder ein normaler pädagogischer Alltag einkehrt“, sagt Franziska Larrá, pädagogische Geschäftsführerin der Elbkinder. Sie wünscht sich, dass vor allem in den Kitas, in denen das Verhältnis zwischen Erziehern und Eltern während des Streiks stark gelitten hat, die Erwachsenen ihren eigenen Unmut und Ärger im Sinne der Kinder hinten anstellen. Die Streikzeit werde gemeinsam mit den Kindern besprochen. Larrá geht davon aus, dass die Schlichtung mehrere Wochen dauert.
Die FDP fordert eine verbindliche Rückzahlung der Elternbeiträge
FDP-Familienpolitiker Daniel Oetze fordert, dass es eine Reform der nicht mehr zeitgemäßen Erzieherausbildung geben muss, damit der Erzieherberuf aufgewertet wird. Für künftige Tarifauseinandersetzungen sollten Eltern eine verbindliche Möglichkeit erhalten, ihre Gebühren für nicht geleistete Betreuung von den Kita-Trägern zurückzufordern.
Für Elinor habe die Arbeitsniederlegung ihrer Erzieher auch etwas Gutes gehabt, sagt ihre Mutter: „Wenn ich beim Eltern-Notdienst dabei war, fand sie das natürlich toll“, erzählt sie. Die Notbetreuung mit den anderen Eltern habe sich zwar eingespielt, aber jetzt reiche es. „Es ist viel Arbeit liegengeblieben. Als Selbstständige hatte ich im Gegensatz zu vielen anderen Eltern das Glück, mir meine Arbeit einteilen und am Abend erledigen zu können.“