Hamburg . Russlandgeschäft und schwacher Modemarkt verhageln dem Versand- und Onlinehändler die Bilanz – erstmals 196 Millionen Euro Verlust nach Steuern.

Es ist ein bitterer Moment für Otto-Vorstandschef Hans-Otto Schrader: Erstmals in der Unternehmensgeschichte ist der Versandhandels- und Onlinekonzern mit Sitz in Bambek nach Steuern in die roten Zahlen gerutscht. Verantwortlich dafür waren vor allem das schwache Auslandsgeschäft, insbesondere in Russland, aber auch der schwächelnde Textilmarkt in Deutschland.

Das Hamburger Familienunternehmen wies für das Ende Februar abgelaufene Geschäftsjahr 2014/2015 einen Fehlbetrag von 196 Millionen Euro aus. Im Vorjahr hatte noch ein Gewinn von 194 Millionen Euro zu Buche gestanden. Als Grund für den Absturz nannte Schrader bei der Bilanzpräsentation am Mittwoch den Rubelverfall im Zuge der Ukraine-Krise sowie Kosten für den Umbau des Geschäfts in den USA und Frankreich. Der Konzernumsatz kletterte marginal um 0,5 Prozent auf 12,1 Milliarden Euro.

Für das laufende Jahr nimmt sich die Gruppe mit weltweit 54.000 Mitarbeitern ein stärkeres Umsatzwachstum und die Rückkehr in die Gewinnzone vor. „Wir werden erneut dreistellige Millionenbeträge in unsere IT, Logistik sowie den Aufbau neuer Geschäftsfelder investieren“, sagte Schrader.

Am stärksten ging das Geschäft in Russland zurück, wo der Umsatz um 23,5 Prozent auf 400 Millionen Euro einbrach. Die Verkaufserlöse der zum Konzern gehörenden französischen 3SI Group, deren Geschäft derzeit auf den Onlinehandel umgestellt wird, schrumpften um 11,8 Prozent auf 851 Millionen Euro. Auch die Einrichtungs- und Lifestyle-Gruppe Crate and Barrel in den USA wurde neu geordnet und rutschte wegen der damit verbundenen Kosten in die roten Zahlen.

Angesichts der schwierigen Lage stellt der Vorstandschef diverse Konzerngesellschaften auf den Prüfstand. Man werde das eigene Portfolio durchforsten, kündigte Schrader an. Gesellschaften, die langfristig keine Zukunftsperspektive hätten, könnten verkauft werden. Auch sei es denkbar, dass man sich Partner mit an Bord hole. Einen Arbeitsplatzabbau in der Hamburger Zentrale soll es laut Schrader aber nicht geben.