Hamburg . Am Nachmittag lockt der Hafengeburtstag noch einmal zahlreiche Besucher. Fehrs prangert bei Bord-Gottesdienst Militarismus an.

Mit einer großen Auslaufparade geht am Sonntag der 826. Hafengeburtstag in Hamburg zu Ende. Rund 300 Schiffe werden von 15.30 Uhr an auf der Elbe zu sehen sein: An der Spitze der Prozession sollen der Großsegler „Alexander von Humboldt II“ und das polnische Segelschulschiff „Dar Mlodziezy“ durchs Wasser ziehen. Ein Wasserski-Rennen und ein Rockkonzert stehen ebenfalls auf dem Programm des letzten Festtages.

Fehrs auf der „Gorch Fock“

Zuvor fand am Sonntagvormittag auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“ ein ökumenischer Bord-Gottesdienst statt. Krieg darf nach Ansicht von Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs „niemals religiös gerechtfertigt werden“. Eine biblische Rechtfertigung von Nationalismus und Militarismus wie noch vor 1945 sei heutzutage „nicht mehr denkbar“, sagte Fehrs.

Die Kirchen in Deutschland hätten nachhaltige Lehren aus den beiden Weltkriegen gezogen. „Sie haben konsequent dem Nationalismus und dem Militarismus abgeschworen, dem auch sie zuvor zu großen Teilen verfallen waren“, sagte Fehrs. Das sei ein Lernprozess gewesen, den die ganze Gesellschaft durchmachen musste.

Auch die Bundeswehr sei daher dem Frieden und der Demokratie verpflichtet. Allerdings gehöre es zu den „schweren Wirklichkeiten dieser Welt“, dass Soldaten auch weiterhin gebraucht würden. Als Beispiele nannte die Bischöfin den Schutz von Handelsschiffen vor Piratenüberfällen oder die Begleitung von Schiffen, die auf hoher See syrische Chemiewaffen unbrauchbar machten.

Gut sei ebenfalls, dass sich die Bundesmarine jetzt auch an der Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer beteilige, sagte Fehrs. Sie selbst halte jedoch das europäische Engagement in der Region „nach wie vor für viel zu gering“. Wichtig sei, dass die Soldatinnen und Soldaten eingebunden blieben in die Diskussionen, aber auch in die Solidarität der Gesellschaft.

Zu dem Gottesdienst an der Überseebrücke an den Hamburger Landungsbrücken waren die Besatzung des Schiffes „Gorch Fock“ und die Besucher des 826. Hafengeburtstags eingeladen. Der katholische Dompropst Franz-Peter Spiza hielt die Liturgie. Beteiligt waren auch Dekan Armin Wenzel vom Evangelischen Militärdekanat Kiel und Militärdekan Monsignore Rainer Schadt vom Katholischen Militärdekanat Kiel.

Weniger Besucher als erhofft

Die Veranstalter wollen am Sonntag zudem Bilanz ziehen: Trotz Unwetterwarnung und Bahnstreik hatten sie bei dem dreitägigen Fest auf mehr als eine Million Besucher gehofft.

Am Sonnabend haben fünf Hamburger Schlepper bei Flut, Wellengang und starkem Wind auf der Elbe ihr traditionelles Ballett aufgeführt. Langsam drehten die bis zu 5000 PS starken Schlepper im Hamburger Hafen zu klassischem Walzer und Rockmusik ihre Pirouetten. Bis auf wenige Meter kamen sie an die Landungsbrücken heran.

(dpa/epd)