Hamburg. Hilferuf der Betreiber, die Kapazität ist ausgeschöpft. Flüchtlinge sollen in Obdachlosen-Unterkünfte. Sozialer Sprengstoff bei Minderjährigen.

Die Betreiber von Erstaufnahme-Einrichtungen für Asylbewerber beklagen einen Notstand bei der Unterbringung von Flüchtlingen in Hamburg. „Wir sind absolut auf Kante genäht“, sagt Rembert Vaerst, der als Geschäftsführer des städtischen Unternehmens Fördern & Wohnen für rund 4800 Flüchtlinge in acht der zehn Hamburger Erstaufnahmestellen verantwortlich ist. Die offizielle Kapazität der zentralen Erstaufnahmen seien etwa in den Einrichtungen an der Schnackenburgallee und an der Schwarzenbergstraße nahezu erschöpft.

Die Stadt ist weiterhin auf der Suche nach neuen Flächen, im Mai soll die neue Erstaufnahme "Neuland" in Harburg eröffnen- Nach Abendblatt-Informationen sollen auch Plätze aus dem Winternotprogramm für Obdachlose für Flüchtlinge genutzt werden, etwa in der Weddestraße in Horn.

Auch die Kapazitäten in der Erstversorgung von minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen seien „an Grenzen gestoßen“, schreibt der Landesbetrieb Erziehung und Beratung (LEB), der die Betreuung der MUFL koordiniert. „Eine spezielle Hilfe für die Jugendlichen ist teilweise kaum möglich“, sagt Marcel Schweitzer, Sprecher der zuständigen Sozialbehörde. Wer sich in Senatskreisen nach der Erstversorgung erkundigt, hört schnell die Worte „sozialer Sprengstoff“.

Neue Kapazitäten für Flüchtlinge

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    Nach Abendblatt-Informationen erfasste die Polizei alleine in der ZEA Schnackenburgallee mit 1200 Bewohnern im Jahr 2014 rund 100 Straftaten, bis Mitte April 2015 waren es weitere 30 Straftaten. Die Feuerwehr rückte im Jahr 2014 zu 366 "rettungsdienstlichen Einsätzen" an der ZEA an – damit liegt das Einsatzvolumen im Vergleich zum Hamburger Durchschnitt fast doppelt so hoch. An der MUFL-Unterkunft am Bullerdeich musste die Feuerwehr zuletzt am Dienstag einen Brand löschen, der möglicherweise von einem der 15 Bewohner gelegt wurde. Die Unterkunft ist nun unbewohnbar.

    Der Geschäftsführer des städtischen Unternehmens Fördern & Wohnen, Rembert Vaerst, warnte vor einer weiteren Überauslastung der Erstaufnahmen. Wenn die rechnerischen Kapazitätsgrenzen erreicht würden, "hätten wir jeden Tag einen Polizeieinsatz", sagte Vaerst.

    Einen ausführlichen Report zu der prekären Situation in der Versorgung von Flüchtlingen lesen Sie in der Sonnabend-Ausgabe des Hamburger Abendblattes