Hamburg. Der Bahrenfelder Computerspielehersteller Goodgame wächst mit Innovationen. 400 neue Arbeitsplätze in diesem Jahr geplant.

Als sich die Brüder Christian und Kai Wawrzinek vor etwa acht Jahren entschlossen, eine Computerspielefirma zu gründen, da waren ihre Eltern nur mäßig begeistert. Immerhin hatten die Jungunternehmer gerade vielversprechende Karrieren als Zahnarzt und Jurist sausen lassen, um sich auf ein Gebiet zu verlegen, dass viele Menschen zwar für einen netten Zeitvertreib, aber kaum für ein ernst zu nehmendes Geschäft halten.

Mittlerweile allerdings hat sich die Bahrenfelder Spieleschmiede der beiden Gründer nicht nur zu einem der am schnellsten wachsenden, sondern auch zu einem ausgesprochen profitablen Unternehmen in der Branche entwickelt. Wie Goodgame Studios bekannt gab, hat sich der Umsatz des Onlinespieleanbieters im vergangenen Jahr auf 202 Millionen Euro fast verdoppelt. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg gar um 160 Prozent auf fast 35 Millionen Euro.

„Das vergangene Jahr war ein weiteres Rekordjahr für Goodgame Studios“, erklärte Vorstandschef Kai Wawrzinek. „Unsere äußerst positive Entwicklung bei Umsatz und Ergebnis zeigt, dass unser Geschäftsmodell nachhaltiges Wachstum ermöglicht.“

Zur positiven Geschäftsbilanz hat laut Wawrzinek vor allem die konsequente Weiterentwicklung bestehender Erfolgstitel beitragen. Knapp zwei Jahre nach Erscheinen sei das Smartphone-Programm „Empire: Four Kingdoms“ weltweit die umsatzstärkste App eines deutschen Herstellers. In dem Aufbau- und Strategiespiel können Teilnehmer ihre virtuellen Burgen zu mächtigen Festungen ausbauen, Armeen rekrutieren und andere Königreiche erobern.

Wie bei anderen Goodgame-Titeln auch ist das Spiel zunächst kostenlos, die User können aber ihren Fortschritt beschleunigen, indem sie zusätzliche Waffen oder andere Gegenstände für echtes Geld erwerben. Auf diesem Free-to-play-Modell basieren die Umsätze und Gewinne der Goodgame Studios. Allein bei „Empire: Four Kingdoms“ haben sich nach Unternehmensangaben fast 40 Millionen Spieler weltweit registriert. Insgesamt stieg die Zahl der Spieler im vergangenen Jahr von rund 170 auf 245 Millionen.

Diese Entwicklung hat auch zu einem kräftigen Arbeitsplatzaufbau bei Goodgame geführt, da die weltweite Spielergemeinde von Beschäftigten des Unternehmens aufwendig betreut werden muss. Die Zahl der Angestellten verdoppelte sich im vergangenen Jahr ebenfalls fast auf 1168. In diesem Jahr will das Unternehmen noch einmal um gut 400 Mitarbeiter auf 1600 wachsen.

Um auch genügend Platz für die vielen, zusätzlichen Kräfte zu haben, hat Goodgame erst im Februar einen zweiten Standort in der Hansestadt in Betrieb genommen. Der Hauptsitz in Bahrenfeld platzt mittlerweile nämlich aus allen Nähten. Rund einen halben Kilometer von der Zentrale entfernt, am Albert-Einstein-Ring gegenüber der Trabrennbahn, wurden in drei Gebäuden zusätzliche Büroflächen von insgesamt 13.000 Quadratmetern angemietet.

Der Fokus liegt in diesem Jahr zum einen auf der Entwicklung neuer Spiele für mobile Endgeräte. Dabei sollen zu den bekannten Strategie-Games auch Puzzlespiele hinzukommen. Auf der anderen Seite will Goodgame die bestehenden Erfolgstitel in weiteren Ländern­ vertreiben. Vor allem auf den asiatischen Wachstumsmärkten wolle man Marktanteile hinzugewinnen, hieß es.

Mit 4700 Beschäftigten per Ende 2014 ist Hamburg eine der Hochburgen der Computerspielebranche in Deutschland. So hat der Wettbewerber Innogames mit zuletzt gut 350 Mitarbeitern in den Jahren 2013 und 2014 je 80 Personen eingestellt, für 2015 ist ein Zuwachs in ähnlicher Größenordnung geplant.

Bigpoint, einer der Pioniere der Anbieter von Onlinespielen, hat sich in den zurückliegenden zwei Jahren mit 110 Mitarbeitern verstärkt. Anfang des Jahres arbeiteten in Hamburg mehr als 400 Menschen für das Unternehmen, das zwischenzeitlich allerdings auch schon Stellen abbauen musste.

Wie gut oder schlecht die Konkurrenten wirtschaftlich dastehen, lässt sich nur schwer beurteilen, da Good­game Studios zu den wenigen Unternehmen der Branche gehört, die detaillierte Geschäftszahlen veröffentlichen.