Hamburg. Hamburger Golfverband hält die Anlage von Gut Kaden bei Alveslohe nicht für den geeignetsten Standort bei den Olympischen Spielen 2024.
Es ist eine der interessantesten Standortfragen der Hamburger Olympiabewerbung: Wo soll 2024 das olympische Golfturnier ausgetragen werden? Golf ist neben dem Geländeritt im Rahmen der Vielseitigkeitsprüfung der Reiter die olympische Disziplin, für die das größte Gelände notwendig ist. Allein die 18 Spielbahnen müssen – nur vom Abschlag bis zum Loch gerechnet – bei den Herren bis zu 7000 Metern lang sein, um den heutigen Anforderungen gerecht zu werden. Zusätzlich ist es notwendig, dass die Anlage genügend Platz neben den Spielbahnen und auf dem übrigen Gelände bietet, um eine hohe Zahl an Zuschauern unterzubringen.
Derzeit besteht in der Hamburger Golfszene ein Dissens darüber, ob im Großraum der Hansestadt eine Golfanlage vorhanden ist, die den olympischen Anforderungen gerecht werden kann. Die bisher veröffentlichte Planung sieht vor, dass das Turnier 2024 auf der Anlage des Golf und Land Clubs Gut Kaden bei Alveslohe ausgetragen werden soll. Hier fanden von 1992 bis 2007 zwölf hochkarätig besetzte Turniere der europäischen PGA-Tour statt – zweimal mit Superstar Tiger Woods. Dazu kam 2012 das Einladungsturnier Schüco Open. In der Spitze kamen 72.000 Zuschauer zu diesen Events, der Tagesrekord lag bei 20.000 Golffans.
Derzeit gibt es noch keine verlässliche Prognose dafür, wie viele Zuschauer für ein olympisches Golfturnier realistisch sind, da diese Sportart erst im kommenden Jahr bei den Spielen in Rio de Janeiro nach mehr als 100 Jahren wieder zum Programm gehört.
Dominikus Schmidt, Geschäftsführer des Hamburger Golfverbandes (HGV), hält die Anlage von Gut Kaden allerdings nicht für den idealen Standort. Dies steht in einem Statement des HGV zur Hamburger Olympiabewerbung. „Addiert man alle Faktoren zusammen, kommt man zu einer ersten vorsichtigen Einschätzung, dass keine der Golfanlagen in und um Hamburg im aktuellen Zustand für eine Austragung des olympischen Golfturniers in Frage kommt“, heißt es dort.
Diese Einschätzung gab Schmidt ab, als Hamburg auch noch als möglicher Ausrichter des Ryder Cups 2022 galt. Inzwischen aber steht fest, dass Deutschland mit dem Golfressort im brandenburgischen Bad Saarow ins Bewerbungsrennen gehen will. Täglich wird bei diesem traditionsreichen Vergleichswettkampf zwischen Europa und den USA mit bis zu 60.000 Zuschauern gerechnet. Ähnliche Zahlen hält Schmidt auch bei Olympischen Spiele für erreichbar.
Dieser Meinung widerspricht Wolfgang Mych, der Geschäftsführer des GLC Gut Kaden. „Ryder Cup und die olympischen Golfturniere sind ganz unterschiedlich einzuordnen. Beim Ryder Cup geht es dem Veranstalter darum, eine höchstmögliche Zahl von Zuschauern zu generieren, davon eine maximale Zahl von VIPs, die hohe Summen zahlen. Hier steht die Gewinnmaximierung klar im Vordergrund“, sagt Mych. Bei Olympischen Spielen stehe, so Mych weiter, der Sport und nicht die optimale kommerzielle Ausrichtung an erster Stelle. „Da die Damen- und Herren-Wettbewerbe getrennt ausgetragen werden, wird es acht Turniertage geben, so dass wir auf Gut Kaden bis zu 160.000 Zuschauern Platz bieten könnten“, sagt Mych und hält dies für ausreichend.
Der von HGV-Geschäftsführer Schmidt favorisierte weitreichende Umbau eines vorhanden Golfplatzes oder ein kompletter Neubau würde eine Investition von zehn bis zwölf Millionen notwendig machen. Die Frage ist dabei, ob dies politisch durchsetzbar wäre. „Wenn für den Bau von olympischen Sportstätten insgesamt mehr als zwei Milliarden Euro eingeplant werden, halte ich diese Summe für Golf nicht für zu hoch“, sagt Schmidt dazu. Kadens Geschäftsführer Mych hält eine Investition von nur 1,5 bis zwei Millionen Euro für nötig, um seine Anlage für die Spiele 2024 aufzurüsten.
Nach Jahren des Wachstums stagnieren die Mitgliederzahlen im deutschen Golfsport derzeit oder sind partiell sogar leicht rückläufig. „Der Boom ist längst vorbei. Für die meisten Clubs ist es eine Herausforderung, die laufenden, regelmäßig gestiegenen Kosten zu tragen“, sagt Mych. HGV-Geschäftsführer Schmidt sieht dagegen immer noch ein großes Potenzial. „Wir sollten Olympische Spiele dazu nutzen, unseren Sport einem breiten Publikum nahe zu bringen. Die ausgewählte Anlage sollte vor und nach den Spielen unter anderem auch für Schulen öffentlich zugänglich sein und gleichzeitig zu einem Bundesstützpunkt oder Nachwuchsleistungszentrum werden. Wenn dies auf Gut Kaden umzusetzen ist, wäre dies erfreulich. Bisher hat der Club aber ja eine andere Ausrichtung“, sagt er und befürwortet, die Ausrichtung des olympischen Turniers mit den entsprechenden Vorgaben öffentlich auszuschreiben.
Auf Gut Kaden setzt man unterdessen nicht mehr allein auf die Karte Golf. Am 1. April wird hier ein Gästehaus mit 39 Doppelzimmern und einer Suite sowie einem Tagungsraum offiziell eröffnet. „Wir möchten damit auch Gästen ein Übernachtungsangebot machen, die nicht zum Golfspielen herkommen“, sagt Mych.