Hamburg. Innen- und Sportsenator Michael Neumann (SPD) wird nach Olympia-Erfolg wohl im Amt bleiben. SPD hofft, dass er als Senator weitermacht.

Das hat es in den vier Jahren, in denen der nüchterne Sozialdemokrat Olaf Scholz Erster Bürgermeister ist, noch nicht gegeben: Applaus in der Senatsvorbesprechung. Als Sportsenator Michael Neumann (SPD) am gestrigen Dienstagmorgen den unscheinbaren Raum im Senatsgehege des Rathauses betrat, spendeten die Senatskollegen sowie die SPD-Fraktionsspitze spontan Beifall. Es war der Ausdruck der Wertschätzung für den hohen Anteil, den das persönliche Engagement von Neumann in den vergangenen Monaten an der Entscheidung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) für Hamburg hat.

Michael Neumann wurde mehrfach Amtsmüdigkeit unterstellt

„Er hat den Pott nach Hamburg geholt“, heißt es aus den Reihen der Sozialdemokraten nicht ohne Stolz. Und nun bestehe die starke Hoffnung, dass „Michael“ als Senator weitermacht. Immer wieder hat es Gerüchte gegeben, Neumann sei amtsmüde und allein das Thema Olympia wecke noch sein Interesse.

Mal hieß es, er finde keinen rechten Draht zu den Polizeibeamten als der wichtigsten Berufsgruppe seiner Behörde, dann wurde darauf hingewiesen, dass ihm die Unterordnung im System des starken Bürgermeisters Scholz missfalle. Neumann war als Bürgerschafts-Fraktionsvorsitzender bis zum Regierungswechsel 2011 Oppositionschef und mächtigster Sozialdemokrat. Er selbst hat zwar stets dementiert, aber die Gerüchte dann wieder aufs Neue durch sein Verhalten oder interpretationsfähige Äußerungen befeuert – ob nun absichtlich oder unabsichtlich.

Was läge also näher, so die Gerüchtelage, als dass Neumann an die Spitze der jetzt zu gründenden Bewerbungs-Gesellschaft wechselt, die die Hamburger Kandidatur weiter vorantreibt? Der Sozialdemokrat und frühere Berufssoldat wäre dann eine Art Olympia-Beauftragter des Senats.

Gegen diese Überlegungen spricht allerdings, dass ein Wechsel Neumanns aus dem Senat in eine Funktion im Zusammenhang mit der Olympia-Bewerbung für ihn persönlich riskant wäre. Erstens: Sollte das geplante Referendum über die Olympia-Bewerbung doch scheitern, wäre Neumann „arbeitslos“. Das Gleiche gilt zumindest vorübergehend für den gar nicht einmal so unwahrscheinlichen Fall, dass 2017 Hamburgs Bewerbung um die Spiele 2024 scheitert. Dann wäre zwar ein weiterer Anlauf für die Ausrichtung der Spiele 2028 programmiert, was aber dann doch reichlich Zukunftsmusik und eine lange Zäsur für den Politiker Michael Neumann wäre, der am heutigen Mittwoch seinen 45. Geburtstag feiert.

Hinzu kommt, dass die Bewerbungs-Gesellschaft einen doch recht überschaubaren Kreis von Mitarbeitern hat und ihre Gestaltungsmöglichkeiten durch die Gesellschafter DOSB, die Stadt und den Bund eingeschränkt sind. Ganz anders wäre die Lage zu beurteilen, wenn das Internationale Olympische Komitee (IOC) im Sommer 2017 Hamburg tatsächlich zur Austragungsstadt für die Spiele 2024 kürt.

Dann tritt gewissermaßen der Ernstfall ein, dann könnte eine herausgehobene Position für Michael Neumann bei der konkreten Realisierung der Olympischen Spiele in Hamburg durchaus von hohem Reiz sein. Bis dahin wäre es politisch eher unklug, wenn sich Neumann „aus dem Spiel“ nähme, vorausgesetzt, er ist weiter bereit, sich so konsequent für das sportliche Großereignis einzusetzen.

Auch die Variante, dass Neumann ausschließlich das Ressort Sport als Senator übernimmt und den Bereich Inneres abgibt, ist derzeit nicht sehr plausibel. Das würde mit hoher Wahrscheinlichkeit bedeuten, dass ein weiterer Senatsposten geschaffen werden müsste, da die Innenbehörde wohl kaum an ein anderes Ressort „angehängt“ werden könnte. Es ist nicht zu erwarten, dass Scholz Gefallen an der Aufblähung des Senats finden würde, zumal er damit rechnen muss, dass die Grünen im Zuge der Koalitionsverhandlungen noch mit Wünschen nach anderen Ressortzuschnitten kommen könnten.

Neumann selbst verhielt sich am gestrigen Dienstag gewohnt sibyllinisch. „Ich kann am besten die Rolle des Hamburger Senators, nein, ich bin Hamburger Senator“, sagte Neumann vor der Landespressekonferenz auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, eine Rolle in der künftigen Olympia-Bewerbungs-Gesellschaft zu spielen. Also eher nicht. Auf die Frage, ob er weiterhin Lust auf seinen Senatsjob habe, sagte er: „Das hat viel mit Lust, aber auch mit Pflicht zu tun.“ Das lässt wiederum durchaus Raum für Interpretationen.

Der Senator betonte, dass nur „Idioten“ öffentlich über ihre Zukunft reden

Doch Neumann ist durch und durch politischer Profi und deswegen beendete er die Diskussion über sich schnell. „Nur Idioten philosophieren öffentlich über ihre politische Zukunft“, sagte der Senator und fügte regelkonform mit einem sportlichen Bild hinzu: „Der Trainer stellt die Mannschaft auf, und der Trainer ist der Erste Bürgermeister.“