Hamburg. Der deutsche Olympia-Kandidat für die Spiele 2024 steht fest. Was auf Hamburg jetzt noch zukommt. Ein Kommentar von Lars Haider.

Ist das großartig! Hamburg darf sich für Deutschland um Olympische Sommerspiele bewerben, der Traum einer Stadt, die im vergangenen Jahrzehnt wirklich zur Sportstadt geworden ist, wird wahr. Ja, der Weg bis zu den Spielen 2024 oder 2028 oder vielleicht sogar noch später ist weit, die Konkurrenz hart – aber jetzt zählt, dass Hamburg überhaupt dabei sein darf. Was die Stadt, und das ist das Wichtigste, vor allem ihren Bürgerinnen und Bürgern zu verdanken hat.

Es war schon erstaunlich, wie die Begeisterung für die olympische Idee in den vergangenen Wochen wiederbelebt wurde, fast so, als hätte es das Scheitern 2003 bei der deutschen Bewerbung gegen Leipzig nicht gegeben. Die Bilder vom Mini-Olympiastadion in der Europa-Passage haben bundesweit genauso Eindruck gemacht wie die 20.000 Fackelträger rund um die Binnenalster oder der große Olympia-Gipfel auf dem Eis, auf dem sonst die Hamburg Freezers spielen. Es war schlicht nicht zu übersehen, dass Hamburg die Olympischen Sommerspiele immer noch will, und das in einer Mehrheit, die auch einen Volksentscheid überstehen kann.

64 Prozent der Menschen in der Stadt stehen nach der aktuellen Umfrage des Deutschen Olympischen Sportbundes, kurz DOSB, hinter der Bewerbung. Jetzt, seit feststeht, dass Hamburg diese auch tatsächlich angehen kann, wird der Wert mit Sicherheit weiter steigen. Endlich hat Hamburg, dieses große Ganze aus seinen vielen kleinen und so unterschiedlichen Stadtteilen, ein gemeinsames Ziel. Der Wunsch nach Olympia hat schon in der Vergangenheit Gruppen und Organisationen zusammen und im wahrsten Sinne des Wortes an einen Tisch gebracht, die sonst kaum etwas oder gar nichts miteinander zu tun haben. Auch das wird sich, nein, das muss sich verstärken: Nur wenn Hamburg Olympia weiter zu seiner Sache macht, wenn man den Menschen anmerkt, dass sie wirklich Feuer und Flamme sind, wird es im internationalen Wettstreit eine Chance haben.

Der größte Nachteil der Stadt ist dabei, das hat das interne deutsche Verfahren eindringlich gezeigt, die viel zu geringe Bekanntheit. Machen wir, also die Hamburger, uns nichts vor: Berlin, München und Frankfurt heißen die Städte, die Menschen auf dieser Welt als erstes einfallen, wenn sie an Deutschland denken. Und ob danach Hamburg kommt, ist nicht einmal gesagt. Umso besser ist es, dass die Stadt im Wettbewerb um Olympia nun die Chance hat, sich international bekannt(er) zu machen. Eine reizvolle Idee wurde in der laufenden Kampagne bereits geboren. Wenn man von den Hamburgern zum Essen, die fast jeder kennt und die so viele mögen, einen Schlenker zu den Hamburgern hinbekäme, die unbedingt Sommerspiele ausrichten wollen, wäre das originell und witzig.

Unmöglich ist das auf jeden Fall nicht, und überhaupt sollte sich Hamburg spätestens von heute an im Zusammenhang mit der Bewerbung von diesem Wort verabschieden. Denn es ist eben nicht unmöglich, dass die Stadt sich durchsetzt, selbst gegen Bewerber wie Rom oder Paris nicht. Dafür gibt es drei wesentliche Gründe. Erstens passt Hamburg mit seinem einzigartigen Konzept sehr gut in die neue Strategie des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), das weg vom Gigantismus vergangener Jahre will, hin zu Nachhaltigkeit und Überschaubarkeit. Dafür ist die größte europäische Stadt, die keine Hauptstadt ist, wie gemacht. Zweitens kandidiert Hamburg ja nicht für sich, sondern für Deutschland – und damit für eine Nation, die wie kaum eine andere in der Lage und bekannt dafür ist, (sportliche) Großereignisse perfekt und wirtschaftlich vernünftig organisieren zu können. Dass mit Thomas Bach im Moment ein Deutscher IOC-Präsident ist, mag dabei nicht von Nachteil sein.

Drittens hat Hamburg als etwas kleinere Metropole den Vorteil, dass es sich auf Olympia fokussieren, dass es größere Teile seiner Zukunftsplanung auf die Bewerbung um die Spiele ausrichten kann. Im Idealfall wird Hamburg von selbst in den nächsten Jahren zu einer Olympiastadt. Soll heißen zu einer Metropole, die den olympischen Geist lebt: In dem sie möglichst viele Menschen in die Kampagne einbezieht, in dem sie in all ihren Entscheidungen Wert auf Nachhaltigkeit und Transparent legt und darauf achtet, dass die Ausgaben nicht größer sind als die Einnahmen. Klingt schon nach Rot-Grün, oder?

Freu dich, Hamburg, du hast aufregende Zeiten vor dir – und endlich die Chance zu zeigen, dass an diesem Spruch mit der schönsten Stadt der Welt irgendwie doch etwas dran sein könnte...

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Hamburger entzünden Fackeln für Olympia

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