Hamburg. Olympische Sommerspiele würden der Region Norddeutschland einen Schub verleihen – Kiel und Lübeck wetteifern um die Segelwettbewerbe.

Die Entscheidung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), sich mit Hamburg für die Austragung der Olympischen Sommerspiele 2024/2028 zu bewerben, hat im Norden Euphorie und Hoffnungen ausgelöst. „Ganz Schleswig-Holstein hat mitgefiebert“, sagte der Kieler Regierungschef Torsten Albig, kurz nach der Entscheidung für Hamburg. „Ich bin ganz sicher, dass ganz Deutschland sich jetzt hinter Hamburg versammelt.“

Die herzlichen und warmen Worte fielen natürlich nicht ohne Hintergedanken. Olympische Sommerspiele in Hamburg bedeuten für Schleswig-Holstein und die anderen Nachbarländer Hamburgs eine mindestens genauso große Chance wie für die Hansestadt. „Das wäre ein riesiger Schub für den ganzen Raum von Mecklenburg-Vorpommern bis Niedersachsen“, räumt Albig ein. „Wir kriegen dann so richtig Wind unter die Flügel und fliegen etwas höher, als wir es sonst könnten.“

Beim Hamburger Sportbund (HSB) reagierte man am Tag nach dem Etappenerfolg geschäftsmäßig. „Jetzt muss zunächst die Bewerbungsgesellschaft gegründet werden“, sagte HSB-Sprecher Thomas Michael. Der DOSB werde 51 Prozent an der Gesellschaft halten und neben den Sportverbänden die Auswahl der Sportstätten mit beeinflussen. „Was beispielsweise die Segelwettbewerbe angeht, so ist mit allen Städten gesprochen worden.“

Im Vorfeld der DOSB-Entscheidung hatten neben Lübeck-Travemünde und Kiel Cuxhaven in Niedersachsen und Rostock-Warnemünde in Mecklenburg-Vorpommern Interesse an der Austragung olympischer Segelwettbewerbe angemeldet. Hinter vorgehaltener Hand werden den beiden schleswig-holsteinischen Revieren aber die besten Chancen eingeräumt.

„Wir sind die besten Segelstandorte der Welt“, sagt auch Ministerpräsident Albig, ohne jedoch eine Präferenz deutlich zu machen. Am Ende, das weiß man auch in der Kieler Staatskanzlei, entscheiden wohl die Segelfachverbände. „Schleswig-Holstein kann nur gewinnen“, heißt es auch. Und dass die beiden Städte fair miteinander umgehen sollten.

Kiel und Lübeck haben sich unterdessen schon in Stellung gebracht. „Wir haben das beste Segelrevier und die besten Bedingungen“, sagte Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer. „Wir sind Olympia-Stützpunkt und Olympia-erfahren.“ Sein Lübecker Amtskollege, Bürgermeister Bernd Saxe, meinte: „Wir bieten wie kein anderer Standort Segeln zum Greifen nah. Die wirtschaftliche Nachnutzung ist bereits heute geklärt. Alle Investitionen sind sowieso geplant und werden unabhängig von Olympia durchgeführt.“

Lübeck wirbt damit, dass es in Deutschland kein anderes Segelrevier gebe, bei dem die Zuschauer von Strand oder Uferpromenade aus Wettfahrten erleben können. Die Stadt habe sich daher für die Olympischen Spiele das Motto „Segeln zum Greifen nah 2.0“ gegeben, sagte Sprecherin Nicole Dorel. Hinzu komme, dass Lübeck keine städtischen Investitionen für Olympia tätigen müsse. Häuser der Feriendorfanlage Priwall Waterfront und bereits geplante Hotels könnten als Olympisches Dorf genutzt werden.

Kiel wiederum war bereits 1936 und 1972 Austragungsort olympischer Segelwettbewerbe. Zudem gastieren alljährlich die besten Segler der Welt bei der Kieler Woche. In der Landeshauptstadt kommen einem Ratsbeschluss zufolge das Olympiazentrum Schilksee oder das mögliche Olympiaquartier Holtenau für Olympia in Frage. Doch es geht nicht nur um die Segelwettbewerbe, die außerhalb von Hamburg durchgeführt werden könnten. Ministerpräsident Torsten Albig bringt Handball ins Gespräch. Mit Kiel und Flensburg habe man „die besten Handballtempel der Welt“.

Olympische Golf-Wettbewerbe wären auf dem Gut Kaden schon jetzt möglich

HSB-Sprecher Thomas Michael kann sich zudem vorstellen, dass olympische Golfwettbewerbe auf der Golf-Anlage von Gut Kaden in Alveslohe im Kreis Segeberg ausgetragen werden. Die Anlage sei nahezu olympiareif.

Für das Vielseitigkeitsspringen käme Luhmühlen im Landkreis Harburg in Frage, sagt Michael. Mit Hannover, Braunschweig und Wolfsburg, in denen Spiele des olympischen Fußballturniers ausgetragen werden könnten, hoffen weitere niedersächsische Städte auf Olympia, ebenso wie Bremen und Rostock in Mecklenburg-Vorpommern.

Auch eine Trendsportart, die bei Olympischen Spielen bislang keine Rolle gespielt hat, könnte profitieren. Er könne sich olympische Wettbewerbe beim Kitesurfen vorstellen, sagte Ministerpräsident Torsten Albig. „Das würde viele junge Menschen anziehen.“ Vor allem aber ist Albig sich über eines ganz sicher, wenn es gegen die internationale Konkurrenz geht: „Mit uns an der Seite ist die Chance Hamburgs noch einmal größer.“