Bis Dezember sollen die öffentlich geförderten Projekte fertiggestellt sein. Lage auf dem Wohnungsmarkt hat sich weiter entspannt. In einigen Stadtteilen stehen offenbar bereits wieder Wohnungen leer.
Hamburg. In Hamburg werden in diesem Jahr 1900 neue Sozialwohnungen fertiggestellt. Damit erreicht der SPD-geführte Senat das erste Mal seit Auflegen seines Wohnungsbauprogramms das selbst gesteckte Ziel. Der städtische Wohnungskonzern Saga GWG werde 1000 Sozialwohnungen fertigstellen und mit dem Bau weiterer 1000 Sozialwohnungen beginnen, sagte Vorstandschef Lutz Basse dem Hamburger Abendblatt. Hinzu kommen rund 900 öffentlich geförderte Wohnungen, die von Genossenschaften errichtet werden. Man werde auch im kommenden Jahr 900 Sozialwohnungen übergeben, sagte der Sprecher des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen, Peter Hitpaß.
Die Sozialdemokraten hatten im Wahlkampf für die Bürgerschaftswahl 2011 versprochen, in der Hansestadt jährlich 6000 Wohnungen, davon 2000 öffentlich gefördert, bauen zu lassen. Dazu wurde mit der Wohnungswirtschaft und den sieben Bezirken das „Bündnis für das Wohnen“ geschlossen. Zudem stellt die Stadt jährlich rund 100 Millionen Euro für den sozialen Wohnungsbau zur Verfügung. Im vergangenen Jahr waren 6407 Wohnungen gebaut worden, davon waren allerdings nur 1317 öffentlich gefördert worden.
Unterdessen hat sich nach Darstellung des Immobilienverbands Deutschland Nord (IVD) die Lage auf Hamburgs Wohnungsmarkt weiter entspannt. „Die Vermarktungszeiten haben sich sowohl bei der Vermietung als auch beim Verkauf von Wohnungen normalisiert“, sagte Verbandschef Axel Kloth. In einigen Stadtteilen, vor allem in Hamburger Randgebieten, stünden bereits wieder Wohnungen leer.
„Noch vor einem Jahr dauerte es nur ein paar Tage, bis eine frei gewordene Wohnung neu vermietet werden konnte“, sagte Kloth. „Inzwischen sind dazu einige Wochen nötig.“ Eine ähnliche Entwicklung zeichne sich derzeit auch beim Verkauf von Eigentumswohnungen ab, so der Immobilienexperte.
„Vor nicht allzu langer Zeit wurden diese innerhalb weniger Wochen verkauft. Jetzt dauert es zwischen drei und sechs Monate.“ Das seien Indizien, „dass es für die Interessenten Alternativen gibt“. Thomas Krebs, Mitglied des Vorstands von Saga GWG, hatte vor einigen Tagen ebenfalls von ersten Leerständen und Vermietungsproblemen in Randlagen, wie etwa in Rahlstedt, gesprochen. Vorstandschef Basse sprach nun von einer „Normalisierung an den Stadträndern“ und fügte hinzu: „Der Markt bewegt sich und atmet wieder.“ Die Entspannung zeige sich darin, dass die Fluktuation steige und die Zahl der Bewerber um eine Sozialwohnung am Stadtrand gesunken sei.
Dass auch beim Verkauf von Eigentumswohnungen der Markt sich beruhigt, geht aus dem jüngst veröffentlichten Hamburger Immobilienmarktbericht 2014 hervor. Demnach wurden im vergangenen Jahr in der Hansestadt 6669 Kaufverträge über Eigentumswohnungen abgeschlossen. Damit sank deren Zahl seit dem Jahr 2010 kontinuierlich. Vor fünf Jahren waren noch 7354 Wohnungen verkauft worden.
Hamburg gilt mit rund 900.000 Wohnungen traditionell als Mietermarkt mit einem großen Sozial- und Genossenschaftsanteil. Gut ein Drittel des Wohnraums wird von der Saga GWG und Genossenschaften angeboten.
Trotzdem waren in den vergangenen Jahren die Mieten in angesagten Stadtteilen wie Ottensen, Altona, Eimsbüttel und Winterhude überdurchschnittlich gestiegen. Inzwischen wurde die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen erheblich erschwert. Zudem müssen Neubauprojekte grundsätzlich mindestens 30 Prozent öffentlich geförderte Wohnungen enthalten.
Sowohl IVD-Chef Kloth als auch der Saga-GWG-Vorsitzende Basse setzen große Hoffnungen in die vom Senat geplanten Bündnisse für die Quartiere, die das Bündnis für das Wohnen ergänzen sollen. Ziel ist es, weniger nachgefragte Stadtteile wie Hamm, Bramfeld oder Rothenburgsort aufzuwerten. „Wir müssen die Zahl der Ottensens und Altonas erhöhen“, sagte Kloth.
Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hatte Anfang Juli angekündigt, innerhalb der kommenden zehn Jahre im Hamburger Osten bis zu 20.000 Wohnungen bauen zu lassen. Allerdings mehren sich inzwischen Anzeichen, dass es schwieriger werden könnte, das hohe Tempo beim Wohnungsbau beizubehalten. Im ersten Quartal dieses Jahres soll die Zahl der Baugenehmigungen um 14 Prozent gesunken sein. Gründe könnten die „dramatisch gestiegenen Baukosten und hohen Grundstückspreise“ sein, sagte IVD-Chef Kloth. Saga-GWG-Chef Lutz Basse bezeichnete den Mangel an Baugrundstücken als wichtigsten „limitierenden Faktor“.
Weiteres Ungemach für den Wohnungsmarkt droht nach Ansicht von Kloth darüber hinaus durch die jüngsten Beschlüsse der Bundesregierung über die Einführung einer Mietpreisbremse und des sogenannten Bestellerprinzips.