Hamburgs Erster Bürgermeister zieht Konsequenz aus dem Bevölkerungswachstum. In der Hansestadt sollen 100.000 neue Wohnungen entstehen. Olaf Scholz: „Wir haben noch Platz“
Hamburg. Angesichts der schnell wachsenden Einwohnerzahl Hamburgs will die Stadt ihr Wohnungsbauprogramm offenbar noch einmal deutlich ausweiten. „Es muss uns darum gehen, irgendwann im nächsten Jahrzehnt 100.000 Wohnungen mehr in der Stadt stehen zu haben – und das wird uns auch gelingen“, sagte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am Donnerstag bei einem Fachsymposium zum 25-jährigen Bestehen der Hamburger Stadtentwicklungsgesellschaft Steg.
Zuletzt war die Bevölkerungszahl der Hansestadt binnen Jahresfrist um 28.000 Menschen gestiegen, mittelfristig rechnet der Senat bereits mit einer Einwohnerzahl von fast zwei Millionen Menschen – rund 200.000 mehr als heute. „Wir werden in Hamburg daher absehbar nie wieder aufhören können zu bauen“, so Scholz.
Bisher hatte der Senat eine jährliche Fertigungszahl von 6000 neuen Wohnungen angepeilt. Mit Blick auf das neue Ziel von 100.000 Wohnungen im kommenden Jahrzehnt muss diese Vorgabe nun erhöht werden. Oberbaudirektor Jörn Walter sagte auf dem Symposium, dass Hamburg das Know-how habe, künftig auch „7000 oder auch 8000 Wohnungen verträglich in die Stadt zu bauen“. Bereits in diesem Jahr werde die Zahl von 6000 Fertigstellungen überschritten – ohne dass man Großwohnsiedlungen wie in den 70er-Jahren bauen würde.
Platz für viele zusätzliche Wohnungen sei vorhanden, sagte Scholz. Man müsse vieles neu denken „und auch einmal höher bauen können, als es heute durchweg der Fall ist“. Im Vergleich etwa zu Berlin sei die Bevölkerungsdichte zudem deutlich geringer. In den bebauten Stadtgebieten liege sie in der Hauptstadt bei 6600 Menschen pro Quadratkilometer, in Hamburg bei 4200. Scholz: „Wir haben noch Platz.“
Stadtplaner und Immobilienfachleute warnten auf der Veranstaltung aber davor, sich beim Bauen zu sehr auf die Innenstadt zu konzentrieren – wo es einen hohen Nachfragedruck, aber kaum noch günstige Baugrundstücke gebe. So liegt der Quadratmeterpreis innerhalb des Rings 2 laut Steg bereits bei Preisen von mehr als 1100 Euro, woanders wie in Rothenburgsort hingegen bei etwas mehr als 100 Euro. Der Vorstand der städtischen Wohnungsgesellschaft Saga-GWG Thomas Krebs sprach sogar von ersten Leerständen und Vermietungsproblemen in Randlagen wie etwa Rahlstedt: „Der Markt ist in Bewegung, und ich halte die Zahl von 6000 oder 7000 neuen Wohnungen für sehr ambitioniert.“
Der Stadtplanungs-Professor Thomas Krüger sprach von einer „vertanen Chance“, wenn man sich bei der Stadtentwicklung künftig nicht stärker auf Stadtteile wie Niendorf, Rahlstedt oder Billstedt konzentriere. „Metropolen können nur in die Fläche wachsen, nicht ins Zentrum“, sagte Krüger, der an der HafenCity-Universität lehrt.
Andy Grote (SPD), Bezirksamtsleiter Mitte, verwies auf das „Bündnis für Quartiere“, mit dem Hamburg den Wohnungsbau in den östlichen Stadtteilen stärken wolle. Es gehe darum, deren Attraktivität zu erhöhen. Doch oft noch sei es so, dass Immobilien-Unternehmen dort lediglich Marktchancen für Sozialwohnungen sähen. „Es gibt einfach Viertel, da könnte man eine Wohnung 30-mal vermieten, in anderen hat man mit Leerständen zu tun.“