Eine Zeugin berichtete vor Gericht, sie habe aus dem „Instinkt einer Mutter“ die Gefahr gesehen. Wegen einer Verletzung von Yagmur sei sie alarmiert gewesen.

Hamburg. Eine Bekannte der Eltern der kleinen Yagmur hat geahnt, dass etwas Furchtbares geschehen könnte. „Wenn du jetzt nicht handelst, passiert irgendwann mit deiner Tochter etwas Schlimmeres“, warnte eine 28-Jährige den Vater der Dreijährigen einige Wochen vor dem gewaltsamen Tod des kleinen Mädchens. Sie habe aus dem „Instinkt einer Mutter“ die Gefahr gesehen, erklärte die Frau, die selber zwei Kinder hat, als Zeugin im Prozess vor dem Schwurgericht. Alarmiert sei sie angesichts einer Verletzung von Yagmur gewesen, die das Kind am Arm hatte. Zudem habe sie erfahren, dass Yagmurs Mutter Melek Y. über sich gesagt haben soll, „dass sie das Kind hasst“.

In dem Verfahren muss sich die Mutter von Yagmur, Melek Y., wegen Mordes verantworten. Die 27-Jährige wird beschuldigt, ihr Kind aus Hass getötet zu haben. Der Vater Hüseyin Y., 26, ist angeklagt, tatenlos mit angesehen zu haben, wie seine Frau die Dreijährige über lange Zeit immer wieder misshandelte.

Als die Zeugin das Kind seinerzeit gesehen hat, habe es den Arm in einem Verband getragen und habe sich in Gegenwart seiner Mutter verhalten „wie ein kleiner Soldat. Sie stand stramm, wie angewurzelt“, sagte die 28-Jährige. Bei der Verletzung des Mädchens habe es geheißen, dass der Arm gebrochen sei, angeblich weil Yagmur in der Kita hingefallen sei. „Diese Erklärung erschien mir aber nicht glaubwürdig.“ Nach ihrer Überzeugung würde der Arm eines kleinen Kindes nicht einfach so durch einen Sturz brechen. Als sie Yagmurs Vater mit ihren Zweifeln konfrontierte, habe dieser gesagt, er sei davon auch nicht überzeugt. „Er meinte, dass seine Frau sich nicht wirklich um Yagmur kümmert. Und er sagte, er wolle sowieso die Scheidung.“ Da habe sie ihn gewarnt, dass er dringend handeln müsse, damit nicht „etwas Schlimmeres“ mit Yagmur geschieht.

In den ersten Lebensmonaten des Kindes hat Melek Y. jedoch offenbar von einer intakten Familie geträumt. „Sie wollten das Kind“, sagte eine frühere Mitarbeiterin des Jugendamts Bergedorf, die die Mutter etwa ein Jahr lang betreute, über die Eltern von Yagmur. Zwar habe Melek Y. das Mädchen gleich nach der Geburt in Pflege gegeben. Zudem habe die junge Frau einen „unreifen und unsteten“ Eindruck gemacht. „Sie war etwas unzuverlässig und sehr misstrauisch.“

In ihrer Familie, insbesondere bei den Eltern, sei Melek Y. das „schwarze Schaf gewesen“ und habe ihre Schwangerschaft und auch Yagmurs Geburt zunächst verheimlicht. Doch sie habe ihr Baby regelmäßig besucht, sich mehr Umgang gewünscht und Yagmur später auch zu sich nehmen wollen. „Sie war richtig euphorisch.“ Als sie von dem Tod von Yagmur erfuhr, „war ich fassungslos“, sagte die Jugendamt-Mitarbeiterin. „Ich habe es mir nicht vorstellen können, dass die Mutter etwas damit zu tun hat.“ Der Prozess wird Donnerstag fortgesetzt.