Im Prozess um den Tod der dreijährigen Yagmur lieferte sich ihre Mutter ein Wortgefecht mit einem Zeugen, der sie bedroht haben soll. Dann erlitt sie einen Weinkrampf.

Hamburg. Bei dem Auftritt eines Zeugen im Hamburger Prozess gegen die Eltern der getöteten kleinen Yagmur hat die angeklagte Mutter Melek Y. einen Weinkrampf erlitten. Die 27-Jährige schlug die Hände vor ihr verheultes Gesicht, sie wirkte erschüttert. Die Verteidigerin deutete am Donnerstag vor dem Landgericht an, der Mann, ein Bekannter des Vaters, könnte ihre Mandantin in deren Wohnung bedroht haben – was er jedoch bestritt. Die Hintergründe blieben rätselhaft. Der Zeuge warf Yagmurs Mutter vor, sie könne „auf Knopfdruck heulen“.

Der Zeuge sollte eigentlich darüber Auskunft geben, warum Yagmurs Vater Hüseyin Y. ihn an Yagmurs Todestag angerufen hatte, direkt nachdem er den Notruf abgesetzt hatte. Der 28-jährige Zeuge gab jedoch an, nichts mehr darüber zu wissen. Das Gericht nahm ihm diese Erinnerungslücken nicht ab. „Das ist absurd“, sagte der Richter.

Mit Yagmurs Mutter lieferte sich der Zeuge dann ein Wortgefecht. „Kennst Du mich?“, fragte er die Angeklagte. „Ja“, sagte sie. „Woher?“, fragte er. „Du warst in meiner Wohnung“, sagte sie. Der Zeuge befand, er sei „im falschen Film“. Die Frau erwiderte: „Und in was für einem Spiel bin ich drin?“ Danach beendete der Richter den bizarren Dialog.

Zuvor hatte eine Tante von Yagmurs Vater als Zeugin ausgesagt. Die 44-Jährige beschrieb die Angeklagte als kühl und aggressiv. Melek Y. sei aggressiv gewesen, habe Alkohol getrunken und sich schlecht um das Kind gekümmert. „Sie hatte keine Mutterliebe“, sagte die Zeugin. Hüseyin aber habe seine Tochter geliebt.

Als die Zeugin von dem Besuch ihres Neffen kurz vor Yagmurs Tod berichtete, liefen Hüseyin Y. Tränen übers Gesicht, die er sich schnell wegwischte. „Er hat vermutet, dass Melek die Kleine schlägt und wollte sich von seiner Frau trennen“, sagte sie. Ihm seien häufig blaue Flecken an seiner Tochter aufgefallen. Außerdem habe Melek Y. dem Kind nur Wurst und Toastbrot zu essen gegeben. „Er hat mich gefragt, ob ich mich um Yagmur kümmern könne“, sagte die Zeugin. Doch letztlich sei Hüseyins Plan gewesen, erst einen festen Arbeitsvertrag zu bekommen, eine eigene Wohnung zu finden und dann sein Kind zu sich zu holen.

Melek Y. muss sich wegen Mordes vor Gericht verantworten. Sie soll ihre Tochter aus Hass getötet haben. Hüseyin Y. soll tatenlos zugesehen haben, wie seine Frau die Tochter misshandelte. Die Dreijährige war kurz vor Weihnachten 2013 an den Folgen der Misshandlungen gestorben.