Die Mutter der kleinen Yagmur aus Hamburg soll ihre Tochter zu Tode misshandelt, der Vater das Kind nicht geschützt haben. Zwei Zeugen brechen bei Schilderungen in Tränen aus.
Hamburg. Emotionaler Auftritt im Zeugenstand: Im Prozess gegen die Eltern der getöteten dreijährigen Yagmur aus Hamburg sind eine frühere Betreuerin und eine Familienhelferin bei ihren Aussagen in Tränen ausgebrochen.
Die 30 Jahre alte Betreuerin schilderte am Dienstag vor dem Landgericht die Zeit, in der das Mädchen in einem Kinderschutzhaus untergebracht war. Zuvor war die Kleine wegen gefährlicher Verletzungen am Kopf und an der Bauchspeicheldrüse - Folgen von Misshandlungen – im Krankenhaus behandelt worden.
Eine Zeitlang war für die kleine Yagmur die Welt offenbar in Ordnung. Damals, als das Kind im Alter von zwei Jahren für sechs Monate in einem Kinderschutzhaus untergebracht war und nach und nach immer öfter Besuche von ihren Eltern bekommen durfte. „Über die Mutter hat sich Yagmur immer sehr gefreut. Sie ist ihr in den Arm gesprungen“, sagte eine Erzieherin im Prozess um den gewaltsamen Tod der Dreijährigen aus. Bei dem Vater habe Yagmur eine Zeit gebraucht, um engen Kontakt zu finden, erzählte die Zeugin weiter. „Die Umgänge mit beiden Eltern fanden dann sehr liebevoll statt, es wurde gespielt und gekuschelt.“
Yagmur war ein halbes Jahr in dem Kinderschutzhaus, von Anfang Februar 2013, nachdem sie in einem Krankenhaus wegen schwerster Verletzungen durch Misshandlungen behandelt werden musste, bis zum August. Nach der Entlassung aus der Klinik sei das Mädchen in den ersten Tagen im Kinderschutzhaus „verängstigt, traumatisiert und verstört gewesen", erinnerte sich die Zeugin. „Sie hatte auch Schmerzen und hat heftig geweint.“
Später habe sie dann Vertrauen gefasst. Es war eine „anonyme Unterbringung“, also ohne dass die Eltern oder die Pflegemutter zunächst den Aufenthalt des Mädchens kannten. Später kam sie zu ihren leiblichen Eltern zurück. Vier Monate darauf war das Mädchen tot. In dem Schwurgerichts-Prozess muss sich Yagmurs Mutter Melek Y. wegen Mordes verantworten. Der 27-Jährigen wird vorgeworfen, das Mädchen aus Hass getötet zu haben. Der Vater Hüseyin Y., 25, soll tatenlos zugesehen haben, wie seine Frau die Tochter misshandelte.
„Wir hatten den Eindruck, die Eltern wollten beide, dass Yagmur nach Hause kommt“, sagte die Zeugin aus dem Kinderschutzhaus weiter über die Situation der Familie im Sommer des vergangenen Jahres. Als es schließlich so weit war, „hat die Mutter geweint vor Freude, dass sie das Kind mitnehmen kann. Yagmur hat sich auch gefreut und ist mitgegangen.“ Es sei geplant gewesen, dass die Familienhilfe auch nach Rückkehr des Kindes in sein Elternhaus die Familie begleiten solle. „Dann kam aber die Information, dass die Kindertagesstätte als Kontrolle ausreichen sollte.“ Tatsächlich besuchte Yagmur nur zwei Wochen, nachdem sie zu ihren Eltern kam, die Kita, danach dreieinhalb Monate nicht mehr – bis zu ihrem Tod.
Eine andere Zeugin von der Familienhilfe sagte aus, dass Melek Y. auf sie einen „sehr fürsorglichen Eindruck gemacht hat. Und Yagmur war immer fröhlich, ein ausgeglichenes, zufriedenes kleines Mädchen.“ Als das Mädchen wegen schwerer Kopfverletzungen ins Krankenhaus musste und notoperiert wurde, habe die Mutter sehr geweint und wiederholt gesagt: „Ich habe meinem Kind nichts angetan.“ Der Prozess wird fortgesetzt.