Baubeginn auf dem Gelände des UKE: Im Herbst 2017 sollen die ersten Patienten behandelt werden. Doch noch fehlen mehrere Millionen Euro, die durch Spenden aufgebracht werden müssen.
Hamburg. Noch ist nichts als eine Baugrube zu sehen. Gleich rechts neben dem alten Hauptgebäude des Universitätsklinikums Eppendorf soll die neue Kinderklinik entstehen und bereits im Jahr 2017 eröffnet werden. Am Montag verkündeten die künftige Klinikleiterin Prof. Ania C. Muntau, UKE-Interimschef Prof. Christian Gerloff und Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt den Baubeginn für das neue Vorzeigeprojekt des UKE.
„Es gibt kein Zurück mehr“, sagte Gerloff, der stellvertretender Ärztlicher Direktor und UKE-Vorstandsvorsitzender ist. „Wir bauen jetzt die modernste Kinderklinik hier im Norden und gleichzeitig eine der modernsten Kinderkliniken Europas.“ Das Baufeld sei geräumt, im kommenden Frühjahr erfolge die Grundsteinlegung und im Herbst 2017 könnten die ersten Patienten behandelt werden.
Die Klinik werde über 138 vollstationäre sowie 14 teilstationäre Behandlungsplätze verfügen, ergänzte die künftige Leiterin der Kinderklinik, Prof. Ania Muntau. Nach den Worten der Kinderärztin soll die Kinderklinik einerseits „ein Ort der Hochleistungsmedizin“ werden. Andererseits sollten kranke Kinder und Eltern sich hier willkommen fühlen. „Die Klinik soll anders aussehen und sich anders anfühlen als eine chirurgische Klinik.“ Es gehe darum, Ängste zu reduzieren. „Wir sehen uns als Gastgeber.“
Die künftigen Patienten würden vornehmlich aus Hamburg und dem Norden Deutschlands kommen, sagte Prof. Muntau, die in der Schweiz geboren wurde, in Italien aufwuchs und 25 Jahre die Kinderklinik in München führte. Sie gehe allerdings davon aus, dass auch Kinder aus anderen Teilen Deutschlands und Europas in der Klinik behandelt werden könnten.
Nach Muntaus Worten werden an der Klinik seltene, schwere und auch unbekannte Erkrankungen behandelt werden. Ziel sei es, Spitzenmedizin auf der Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse anzubieten. „Wir wollen auch eine Klinik sein, die etwas wagt, was eine andere Klinik nicht wagt.“ Kinder mit Herz- oder Krebserkrankungen, schweren neurologischen oder seltenen angeborenen Erkrankungen benötigten spezialisierte Versorgungsstrukturen – genauso wie junge Patienten vor und nach einer Nieren-, Leber- oder Knochenmarktransplantation. Der Arbeitsalltag der neuen Einrichtung werde durch eine enge Kooperation unterschiedlicher Ärzte geprägt sein, fügte die Medizinerin hinzu. „Die Wege werden kurz und der Austausch unter den Ärzten wird intensiv sein.“
Operiert werde künftig im ersten Geschoss in drei Operationssälen, sagte Prof. Gerloff. Einer der Säle werde ein sogenannter Hybrid-OP sein, in dem hochwertige Technologien miteinander kombiniert würden. Dadurch seien „minimal-invasive Eingriffe“ möglich, die für die Patienten in aller Regel weniger belastend seien. So könnten im Hybrid-OP größere Operationswunden vermieden werden, die Heilung erfolge schneller. „Es wird alles geben, was wir heute an moderner Spitzenmedizin liefern können.“
Viele Kinder mit chronischen Erkrankungen blieben über einen längeren Zeitraum in der Klinik, fügte Prof. Muntau hinzu. Deshalb müsse die Klinik Bedürfnissen der kleinen Patienten gerecht werden, die weit über das Medizinische hinaus gingen. „Sie brauchen Schulbildung, Ablenkung, Unterhaltung und auch Räume, in denen sie in der langen Zeit auch Kind sein können.“
Zudem betreffe die schwere Erkrankung eines Kindes stets die gesamte Familie. Damit Familien wieder zusammengeführt werden könnten, müsse es möglich sein, dass die Eltern auch über einen längeren Zeitraum mit im Krankenzimmer des Kindes leben könnten. Dazu müsse der „medizinische Bereich“ vom persönlichen Bereich abgrenzbar sein. Außerdem müssten die Eltern die Möglichkeit haben, einen Teil ihrer Arbeit von der Klinik aus zu erledigen.
Bei der architektonischen Gestaltung seien Ideen von Kindern berücksichtigt worden, fügte die künftige Klinikdirektorin hinzu. Dadurch könnten die Krankenzimmer und Aufenthaltsräume liebevoll gestaltet werden. Der Zugang zum Internet gehöre zur Standard-Ausrüstung. Derzeit werden in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin jährlich 5500 Kinder stationär und 15.000 ambulant behandelt. Bislang arbeiten neben 85 Ärzten 117 Pflegekräfte in der Kinder- und Jugendmedizin des UKE.
Die Baukosten für das neue „Kinder-UKE“ beliefen sich auf 69,5 Millionen Euro, sagte Prof. Gerloff. Hamburg übernehme knapp ein Drittel. Zudem gebe es von großzügigen Spendern Zusagen über rund 15 Millionen Euro, so dass bereits rund 35 Millionen Euro gesichert seien. Der Rest des Geldes soll über verschiedene Spendenaktionen und Kredite aufgebracht werden. Jeder Hamburger könne sich beteiligen: „Jeder Cent ist willkommen. Für Spenden gibt es keine Grenze: weder nach unten noch nach oben“, sagte Prof. Gerloff.
„Mit der neuen Universitären Kinderklinik werden Kinder und junge Patienten auf allerhöchstem medizinischen Niveau in Hamburg versorgt", ergänzte Wissenschaftssenatorin Stapelfeldt. Sie rief zu weiteren Spenden auf.