Die Hamburger Hafenbehörde schlägt Standorte in den Bezirken Harburg, Mitte und Bergedorf vor. Noch in diesem Jahr ist die Einrichtung der ersten schwimmenden Unterkunft vorgesehen.
Hamburg. Nach monatelanger Suche hat die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) fünf potenzielle Standorte für Flüchtlingsschiffe gefunden. Nach Informationen des Hamburger Abendblatts schlägt die HPA zwei Liegeplätze in Harburg und im Bezirk Mitte sowie einen Standort in Bergedorf vor. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Flüchtlinge auf einem schwimmenden Heim einziehen. „Fünf Liegeplätze sind in der engeren Auswahl“, bestätigte Sozialbehördensprecher Marcel Schweitzer. „Es ist jedoch nichts amtlich, die Flächen werden derzeit geprüft.“ Wegen der schnell steigenden Zahl von Zuflucht suchenden Menschen in Hamburg war es notwendig geworden, nach alternativen Unterbringungsmöglichkeiten zu suchen.
Aus Behördenkreisen heißt es, dass das erste Wohnschiff mit großer Wahrscheinlichkeit im Harburger Binnenhafen festmachen wird. Dort sei es am schnellsten realisierbar, eine schwimmende Unterkunft herzurichten. Ein weiterer Vorteil wäre, dass sich der Standort dicht am Harburger Zentrum befände. Offenbar gibt es im Harburger Binnenhafen zwei mögliche Liegeplätze mit schätzungsweise 800 Plätzen.
Zur Diskussion stehen ebenfalls Flächen in der Billwerder Bucht (Rothenburgsort), wo es Kapazitäten für rund 1000 Menschen geben soll, und am Aue-Kai (Finkenwerder). Dort könnten etwa 800 Flüchtlinge ein provisorisches Zuhause finden. Zudem schlägt die HPA einen Standort im Bezirk Bergedorf vor – im Hafen in Oortkaten (Ochsenwerder). Er liegt jedoch weit außerhalb und verfügt über keine Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Somit könne diese Option wohl eher ausgeschlossen werden, heißt es.
Dass wie in den 90er-Jahren erneut am Altonaer Elbufer Wohnschiffe liegen werden, steht nicht zur Debatte. Bis zum Jahr 2006 diente das Schiff „Bibby Altona“ in Neumühlen als Zentrale Erstaufnahmeeinrichtung und Unterkunft für Asylbewerber. Die Flüchtlingsschiffe „Bibby Altona“, „Bibby Challenge“, „Bibby Kalmar“ und „Bibby Stockholm“ boten 2300 Menschen Obdach, aber sorgten immer wieder für negative Schlagzeilen. An Bord gab es Probleme mit Drogen und anderen Straftaten, die Unterkünfte waren ständig überbelegt und die Zustände gerade für Minderjährige nicht zumutbar.
Dass Hamburg trotzdem auf Schiffe zurückgreifen will, ist der Not geschuldet. „Die Flüchtlingszahlen sprechen für sich“, sagte Behördensprecher Schweitzer. „Deshalb sind wir bemüht, so schnell wie möglich Kapazitäten zu schaffen.“ Ziel sei es zu vermeiden, dass Flüchtlinge länger in Zelten leben müssen. Die schnellste Lösung wäre der Umbau früherer Flusskreuzfahrtschiffe. Günstiger, aber nicht so schnell zu realisieren wären schwimmende Plattformen mit Wohncontainern.
Harburgs CDU kritisiert scharf, dass der Binnenhafen vermutlich das erste Schiff aufnehmen soll. „Wir lehnen die Unterbringung von Flüchtlingen dort strikt ab“, sagte der Bürgerschaftsabgeordnete André Trepoll. „Es ist nicht sinnvoll, ausgerechnet das Vorzeigeprojekt des Bezirks auszuwählen.“ Es dürfe kein Argument sein, dass es dort keinen Tidenhub gibt und somit ein Wohnschiff billig zu stationieren ist.