31.769 Hamburger im Bezirk Mitte haben der geplanten Seilbahn eine klare Absage erteilt. Die Reaktionen in der Hansestadt variieren zwischen Freude und Enttäuschung.

Hamburg. Aus für eine Seilbahn von St. Pauli über die Elbe zu den Musicaltheatern auf Steinwerder: 31.769 Bürger im Bezirk Mitte haben bei dem Bürgerentscheid gegen eine Seilbahn gestimmt. 18.312 Bürger für eine Seilbahn. Damit sind die Pläne für das neue Verkehrsmittel vom Tisch, es reichte eine einfache Mehrheit zum Scheitern des Vorhabens. Das Ergebnis verkündete am Mittwoch Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD).

Die Initiatoren der Kampagne "Ja zu Seilbahn" reagierten enttäuscht auf das Ergebnis: „Wir akzeptieren selbstverständlich das Votum der Wähler in Hamburg-Mitte, sind aber nach wie vor überzeugt, dass die Hansestadt damit vorerst die große Chance verpasst, ein innovatives Verkehrsmittel völlig ohne Kosten oder Risiko für die Stadt zu erproben“, sagte Thomas Magold, der einer der Hauptinitiatoren war.

"Wir haben uns sehr engagiert, aber die Angst vor Veränderung ist bei vielen Bürgern größer als die Lust, etwas Neues zu probiere“, sagte Magold. Das habe die Politik in Mitte aufgegriffen und mit ihrer Diffamierungskampagne befördert. „Die Stage hätte einen fairen Umgang verdient, den hat das Unternehmen aber nicht bekommen."

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Das sieht FDP-Wirtschaftsexperte Thomas-Sönke Kluth ähnlich: „Eine Seilbahn über die Elbe wäre nicht nur ein touristisches Highlight sondern auch eine sinnvolle Ergänzung des ÖPNV.“

Nach den Plänen eines österreichischen Seilbahnbauers und des Musicalbetreibers Stage Entertainment sollte die Seilbahn auf 80 Meter hohen Stützen vom Heiligengeistfeld in St. Pauli über die Elbe zu zwei Musicaltheatern am südlichen Hafenrand führen. Die Unternehmen wollten 35 Millionen Euro in die 1,5 Kilometer lange Strecke investieren.

Grote sieht Einzigartigkeit gewahrt

In der Bezirksversammlung hatte sich im Juni ebenfalls eine Zwei-Drittel-Mehrheit gegen die Pläne ausgesprochen. Angesichts der hohen Beteiligung sei das Ergebnis repräsentativ für Hamburg und spiegele das Votum der Versammlung wider, sagte der Bezirkschef. „Das ist keine Entscheidung für den Tourismus, sondern für die Einzigartigkeit der Stadt.“ Grote nannte die „unverwechselbare Silhouette“ am Hafen mit Michel, Elbphilharmonie und Landungsbrücken.

Der Chef von Hamburg Tourismus, Dietrich von Albedyll, verwies darauf, dass der Hafen ein „unverwechselbarer Erlebnisraum“ sei und zum „authentischen Alleinstellungsmerkmal“ Hamburgs gehöre. Diese Authentizität sei ein zentraler Faktor in der Anziehungskraft der Stadt, berichtete Albedyll. „Die Tourismusentwicklung muss immer in den Einklang mit den Interessen der Bürger gebracht werden.“

Mit Erleichterung nahm Mittes Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg das Aus für die Seilbahn auf: „Die Bürger in Mitte haben eine kluge Entscheidung getroffen.“ Es habe sich auch gezeigt, dass ein Bürgerentscheid nicht mit teuren Kampagnen gewonnen werde, so der Grünen-Politiker weiter.

Damit spielte Osterburg darauf an, dass der Seilbahnbauer Doppelmayr die Kampagne „Ja zur Seilbahn" großzügig finanziell unterstützt hatte. Für Doppelmayr und das Musicalunternehmen Stage Entertainment ist das Scheitern des Bürgerentscheids eine herbe Niederlage. Die beiden Firmen wollten den rund 35-Millionen-Euro teuren Bau der Seilbahn finanzieren. Für die Stage Entertainment wäre es ein perfekter Zubringer zu ihren Theatern auf Steinwerder. Für Doppelmayr hätte eine Seibahn durch den berühmten Hamburger Hafen einen großen Imagegewinn und sicherlich auch ein rentables Geschäft bedeutet.

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