Am Sonntag haben bis zur Schließung des Abstimmungslokals um 18 Uhr 950 Bürger ihre Stimme abgegeben. Das Ergebnis der Abstimmung wird am Mittwoch erwartet.

Hamburg. Die ersten standen schon um halb acht morgens vor der Tür am Klosterwall 4, um ihr Votum zur Seilbahn abzugeben. Seit 8 Uhr war die Abstimmungsstelle, wie es offiziell heißt, geöffnet. Der Morgen begann für die Mitarbeiter des Bezirksamts Mitte mit einer Panne: Die Fahrstühle in dem Gebäude funktionierten nicht einwandfrei. Spontan disponierte Abstimmungsleiter Hartwig Behrens um, und verlegte die Ausgabestelle samt zwei Wahlkabinen aus dem 3. Stock ins Treppenhaus im Erdgeschoss. "Wir wollten sichergehen, dass wirklich alle, die ihre Stimme abgeben wollen, das auch tun können", sagte er.

Trotzdem blieb der Andrang am Vormittag überschaubar. Bis 12 Uhr waren etwa 200 Bürger gekommen. Großen Andrang gab es in der letzten Stunde: 300 Bürger kamen in das Abstimmungslokal, um ihre Stimme abzugeben. Sehr viele hatten sich bereits per Briefwahl an dem Bürgerentscheid beteiligt. Bis Freitag waren 52.600 Wahlumschläge eingegangen, am Sonnabend kamen noch einmal etwa 1500 dazu. "Die meisten sind sehr gut informiert", so Abstimmungsleiter Behrens, der mit zwei Mitarbeiterinnen die Abstimmung koordiniert.

Silvia Müller aus Wilhelmsburg ist eine von denen, die persönlich abgestimmt gehaben. "Ich habe mit ,Nein' gestimmt, weil ich glaube, dass die Seilbahn unnötig ist und das Stadtbild verschandelt", sagte die Wilhelmsburgerin. Sorgen macht sie sich vor allem um die Kosten. "Wenn es nicht läuft muss letztlich doch wieder die Stadt einspringen." Schon jetzt werde gerade die Innenstadt überschwemmt mit touristischen Events, sagte eine 62-Jährige Neustädterin. "Ich befürchte, dass es noch mehr Verkehr, noch mehr Lärm und noch mehr touristischer Trubel wird." Es gibt aber auch andere Stimmen. Christian Reimers outete sich als Seilbahn-Fan. "Ich bin gerade in Koblenz gewesen und bin dort mit der Seilbahn gefahren. Das war ein tolles Erlebnis", sagte der Altstädter. Für Hamburg sei die Seilbahn eine zusätzliche Touristenattraktion. "Und eine weitere Nord-Süd-Querung. Das finde ich gut."

Rund 200 000 Wahlberechtigte im Bezirk Hamburg-Mitte waren aufgerufen, über das Projekt abzustimmen. Das Ergebnis der Abstimmung wird am Mittwoch erwartet. Anders als bei Wahlen beginnt die Auszählung nicht am selben Abend, sondern erst am Montag. Befürworter hoffen, dass die Seilbahn schon in zwei Jahren fertig sein könnte.

Das Musicalunternehmen Stage Entertainment will mit dem österreichischen Seilbahnbauer Doppelmayr 35 Millionen Euro in die rund 1,5 Kilometer lange Strecke investieren. Sie soll vom Heiligengeistfeld über die Elbe zu den Musicaltheatern im Hafen führen.

Das Großprojekt spaltet die Hamburger zutiefst. Die Befürworter halten die Seilbahn für ein modernes, umweltfreundliches Transportmittel. Doch die Gegner sehen in dem geplanten Projekt keine Bereicherung für die Hansestadt, sondern Konzerninteressen. Eine Initiative gegen die Seilbahn befürchtet Nachteile für die Anwohner durch erhöhte Touristenströme und zusätzlichen Verkehr. Außerdem zerstöre die Bahn mit ihren 80 Meter hohen Stützen das Stadtbild. Auch in der Bezirksversammlung hatte sich die Mehrheit deutlich dagegen ausgesprochen.