Schulbehörde präsentiert Ergebnis einer Online-Umfrage. 37 Prozent der Einsender sind für G9 und damit für das Aus für das ein Jahr kürzere G8. Volksinitiative übt Kritik.
Hamburg Zwei Wochen nach der Befragung der Gymnasien zu einer möglichen Rückkehr zum längeren Weg zum Abitur (G9) hat die Schulbehörde das Ergebnis einer weiter gefassten Umfrage veröffentlicht. Aufgerufen waren Bürger sowie schulische Gremien. In Internet konnte das Votum bei der Schulbehörde abgegeben werden. Danach stimmten 37 Prozent der Einsender für G9 und damit für das Aus für das ein Jahr kürzere G8. Für dessen Beibehaltung stimmten dagegen 58 Prozent. Die restlichen Einsendungen waren unentschieden oder ungültig.
Insgesamt gab es in der Zeit vom 2. April bis zum 23. Mai 708 Einsendungen unter der eigens eingerichteten E-Mail-Adresse der Schulbehörde. „Ich freue mich über so zahlreiche Zuschriften. Das Meinungsbild ist eindeutig. Die Mehrheit wünscht sich einen Schulfrieden und keine neue Schulreform an den Gymnasien“, sagt Schulsenator Ties Rabe (SPD).
Unter den Einsendungen waren auch 93 Stellungnahmen von schulischen Gremien – von Grundschulen, Stadtteilschulen und Gymnasien, darunter Schulkonferenzen, Elternräte, Kreiselternräte sowie Lehrerkollegien, Schulleiterkonferenzen und Kammern. Davon sprachen sich 79 für G8 aus. Das sind 85 Prozent. Damit erreichen die Gremien in dieser Abstimmung ein ähnliches Ergebnis wie die Gymnasien vor zwei Wochen. Damals hatten sich 87 Prozent der staatlichen Hamburger Gymnasien gegen eine Rückkehr zu G9 ausgesprochen.
Nur fünf schulische Einsender haben sich bei der aktuellen Befragung klar für G9 ausgesprochen. Das macht fünf Prozent aus, neun blieben ohne Votum (zehn Prozent). Im Einzelnen waren darunter 25 Schulkonferenzbeschlüsse aus Stadtteilschulen, die alle für die Beibehaltung der jetzigen Struktur plädierten, sowie 13 Schulkonferenzbeschlüsse aus Grundschulen, von denen neun gegen und drei für die Einführung von G9 an den Gymnasien plädierten. Eine vermied ein klares Votum.
Um die schulischen Gremien bereinigt, fällt das Ergebnis ein wenig knapper aus: 53 Prozent stimmten für die Beibehaltung von G8 und 41 Prozent für G9. Rabe kommentiert die Zahlen auf diese Weise: „Offensichtlich ist die Zustimmung für das jetzige G8-Abitur bei den direkt Betroffenen größer als bei denen, die gar nicht mehr zur Schule gehen oder mit der Schule nur noch wenig zu tun haben.“
Mareile Kirsch, Sprecherin der Volksinitiative „G9-Jetzt-HH“, welche die Rückkehr zu G9 an allen Gymnasien und eine Wahlmöglichkeit zwischen beiden Wegen an allen Standorten will, interpretiert die Zahlen anders. „Die Befragung gibt die Stimmung der Gremien wieder und nicht die Meinung und Wünsche der Elternschaft.“ Darüber hinaus sei die Befragung nicht repräsentativ und gebe aus ihrer Sicht „ein völlig anderes Bild ab als jenes, welches sie durch die Unterstützung „an der Basis“ wahrnehme.
Bei Karin Prien, der schulpolitischen Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion, verdichtet sich „der Eindruck, dass die Menschen keine neuen Strukturreformen an den Gymnasien wünschen, sondern ebenfalls den Schulfrieden bewahren wollen“. Das müsse auch die G9-Initiative zur Kenntnis nehmen und die daraus richtigen Schlüsse ziehen.
Stefanie von Berg (Grüne) sagt: „Wie schon bei der Befragung der Gymnasien, haben wir hier ein sehr deutliches Meinungsbild: Auch die Stadtteilschulen sowie Eltern, Großeltern oder Lehrkräfte wollen am bisherigen System festhalten. Hamburg hat sich für ein System mit zwei Wegen zum Abitur entschieden.“ Fast niemand der Befragten fordere G8 und G9 parallel am Gymnasium, und auch die Rückkehr zu G9 an Gymnasien wolle nur eine sehr kleine Minderheit. „Diese Rückmeldung sollten alle, die G9 per sofort und überall fordern, jetzt genau analysieren und ernst nehmen.“
Die FDP-Schulpolitikerin Anna von Treuenfels (FDP) sieht sich bestätigt in ihrer Ablehnung der Rückkehr zu G9 an den Gymnasien. Sie fordert erneut dringende Verbesserungen an den Gymnasien. Unter anderem die Wiedereinführung der Klassenwiederholung, vollständige Durchlässigkeit zwischen Stadtteilschule und Gymnasium sowie die qualitative Verbesserung des Förderns.