Schulsenator Ties Rabe zeigte sich überrascht von dem klaren Ergebnis. Es bestünde kein Anlass, G9 in irgendeiner Form einzuführen.

Hamburg. Es ist ein sehr eindeutiges Ergebnis: 87 Prozent der staatlichen Gymnasien haben sich gegen eine Rückkehr zum längeren Weg zum Abitur (G9) ausgesprochen. Nur elf Prozent der Schulen sind für G9 und das Aus für das ein Jahr kürzere G8. In allen Fällen waren Abstimmungen der Schulkonferenzen, in denen Eltern, Lehrer und Schüler sowie die Schulleitung vertreten sind, ausschlaggebend. An einer Schule brachte das Votum ein Patt. Allerdings: An sieben der 60 Gymnasien haben die Schulkonferenzen entschieden, sich an der Abstimmung nicht zu beteiligen.

„Für uns und für mich persönlich ist das Ergebnis klarer ausgefallen, als zu erwarten gewesen war“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). „Es besteht kein Anlass, G9 in irgendeiner Form einzuführen.“ Eine Änderung des Schulgesetzes sei „jetzt nicht angezeigt“, betonte der Senator. Damit stellt sich Rabe klar gegen die Forderung der Volksinitiative „G9-Jetzt-HH“, die die Rückkehr zu G9 an allen Gymnasien und eine Wahlmöglichkeit zwischen beiden Wegen an allen Standorten will.

Ende März hatte Rabe, der von Anfang an gegen die Verlängerung der Schulzeit war, die Gymnasien gebeten, ein Meinungsbild zu G8/G9 zu erstellen. Das war der Zeitpunkt, zu dem die Verhandlungen zwischen der SPD-Mehrheitsfraktion und der Initiative über einen möglichen Kompromiss auf Eis gelegt wurden. Für die Wiederaufnahme echter Verhandlungen scheint nach dem Votum der Schulen auf Seiten der SPD kein Spielraum mehr zu bestehen, auch wenn Rabe eine klare Äußerung in dieser Richtung vermied.

Mareile Kirsch, die Sprecherin der G9-Initiative reagierte überraschend. „Ich bin erfreut, dass sich so viele Schulen für G9 entschieden haben. Sie waren couragiert und mutig gegen massiven Druck von oben“, sagte Kirsch. Viele Eltern und Schüler hätten sich jedoch von dem Druck vermutlich beeinflussen lassen. Den Vorwurf der Manipulation wollte Kirsch aber nicht erheben.

Eindeutig ist das Ergebnis des Meinungsbildes an den Gymnasien auch bei den Gesamtstimmen. 568 Mitglieder der Schulkonferenzen sprachen sich gegen G9 aus – das sind 76 Prozent. Immerhin 16 Prozent (121 Stimmen) sind dafür, dass die Gymnasiasten wieder ein Jahr länger Zeit bis zum Abitur bekommen. Der Rest – sieben Prozent – enthielt sich.