AfD, Piraten und Freie Wähler wollen bei den Bezirkswahlen am 25. Mai mit lokalen Themen punkten. Die sogenannten Kleinen spielen meist eine untergeordnete Rolle bei der Stimmabgabe der Wähler.

Hamburg. Wenn bei der Bezirkswahl am kommenden Sonntag 1808 Männer und Frauen in 54 Wahlkreisen antreten, stellen bekanntlich die großen Parteien die Mehrheit der Kandidaten. Die sogenannten Kleinen indes spielen meist eine untergeordnete Rolle bei der Stimmabgabe der Wähler. Auch wird der Einfluss von Parteien wie der Alternative für Deutschland (AfD), den Piraten oder den Freien Wählern gern unterschätzt, dabei können sie gerade auf lokaler Ebene durchaus punkten.

„Die kleinen Parteien, die oft neue Parteien sind, sprechen Themen an, die von den etablierten Parteien als nicht wichtig genug wahrgenommen werden“, sagt der Hamburger Politikwissenschaftler Kamil Marcinkiewicz. So sei es einst im Fall der Grünen gewesen, die in den frühen 1980er-Jahren den Umweltschutz zu ihrer Kernkompetenz machten. Zudem könnten kleine Parteien in den Debatten neue Positionen beziehen, „in denen die Unterschiede zwischen den anderen politischen Akteuren eher gering erscheinen – wie es die AfD bei der Euro-Debatte oder die Piraten beim Datenschutz machen“, sagt Marcinkiewicz.

Die Piratenpartei schickt 39 Bezirkslistenkandidaten ins Rennen. Die drei großen Themen: mehr verbindliche Mittel der direkten Demokratie in den Bezirken, die Öffnung der geheimen Bauausschüsse, dem Hamburger Klüngel offen entgegentreten, wie es der Landesvorsitzende Sebastian Seeger zusammenfasst. 2011 gelang den Piraten der Einzug in Mitte und Bergedorf. Dass dies nun auch in Nord gelingt, dafür kämpft Dorle Olszewski. Die 48-Jährige gilt als erfahrene Bezirkspolitikerin, engagierte sich schon für die Grünen. Seit drei Jahren ist sie Piratin und tritt im Wahlkreis 2 (Groß Borstel, Alsterdorf, Ohlsdorf, Fuhlsbüttel) als Einzelkämpferin für ihre Partei an. „Natürlich wird es nicht leicht“, sagt die kaufmännische Angestellte, wenn es darum geht, ihre politischen Ziele durchzusetzen. „Aber ich bin zuversichtlich.“

Die Mutter zweier Söhne glaubt, dass man ohne Visionen nicht in die Politik gehen sollte. Visionen, die sie bei den Themen „echte Bürgerbeteiligung und Transparenz“ bewegen. „Unser Bezirk baut an jeder Ecke. Damit dieses im Wahlkampf versprochene Wettrennen gegen die Zeit – 6000 Wohnungen pro Jahr – gewonnen werden kann, gibt es viele Bebauungspläne, die mit heißer Nadel gestrickt sind“, erklärt Olszewski. Allein 2013 seien in Nord 2786 Baugenehmigungen erteilt worden, womit die Anwohner nicht immer einverstanden seien. „Deshalb gibt es viele Bürgerinitiativen, die mitreden wollen“, sagt Olszewski.

Hinzu kämen intransparente Vergabeverfahren für Grundstücke und nicht öffentliche Sitzungen von Ausschüssen zu Themen, „die alle etwas angehen“. So möchte Olszewski die Anwohner frühzeitig einbinden, um Bebauungspläne zu gestalten – etwa mithilfe von Quartiersbeiräten.

Nils Schmidt tritt im Bezirk Wandsbek für die Freien Wähler an. Und das wichtigste Anliegen des 40-Jährigen ist der Ausbau der S4 über Wandsbek nach Bad Oldesloe. „Ich bin klar dafür, aber ich fordere einen massiven Lärmschutz auf der innerstädtischen Bahntrasse im Einvernehmen mit den Anwohnern“, sagt der Leitende Referent und wehrt sich ebenso gegen Kürzungen in der offenen Kinder- und Jugendarbeit sowie gegen intransparente Regeln beim Kita-Ausbau.

Obwohl er im Wahlkreis 2 (Marienthal, Jenfeld, Tonndorf) als Einzelkämpfer für die Freien Wähler agiert, fühlt sich der Vater einer Tochter gut aufgehoben. „Meine Partei kommt aus der Kommunalpolitik. Wir stellen bundesweit Hunderte Gemeinderatsmitglieder, Bürgermeister und Landräte“, begründet Schmidt und betont: „Die kann ich, wenn ich mal einen Ratschlag brauche, jederzeit hinzuziehen, etwa unsere Freunde in der befreundeten Hansestadt Lübeck, die dort im rot-grün-blauen Rathausbündnis mitregieren.“

Das große überbezirkliche Thema, für das sich die Freien Wähler mit insgesamt vier Bezirkslistenkandidaten einsetzen, ist laut ihrem Landesvorsitzenden Wolf Achim Wiegand die Stärkung der Bezirksversammlungen: „Wir fordern echte Kommunalparlamente mit umfassenden Rechten, so, wie es auch in allen anderen Bundesländern üblich ist.“

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