Hamburg hat die Wahl: Am 25. Mai werden die Bezirksparlamente neu bestimmt – auch in Hamburg-Nord. Der Bezirk wird in den nächsten zehn Jahren weiter wachsen. Die größte Herausforderungen: zu wenig Wohnungen, zu viel Verkehr.

Beim Landeanflug auf den Flughafen Fuhlsbüttel erkennt man besonders gut, dass der Bezirk Hamburg-Nord vor allem eines ist: grün. Von den Ufern der Außenalster und der verkehrsträchtigen Sechslingspforte in Hohenfelde erstreckt er sich bis zum Raakmoor in Langenhorn, an der Landesgrenze zu Schleswig-Holstein. Durch seine Mitte fließt diagonal die baumgesäumte Alster. Im Westen wird er vom Flughafen flankiert, im Osten vom Ohlsdorfer Friedhof. Der größte Parkfriedhof der Welt bildet aus der Luft betrachtet den dicksten grünen Tupfer im Landschaftsbild, zwei weitere sind der Stadtpark und das Eppendorfer Moor. Es ist das größte innerstädtische Moorgebiet Mitteleuropas und mit dem Raakmoor und dem ebenfalls in Langenhorn gelegenen Rothsteinsmoor das dritte Naturschutzgebiet im Bezirk.

Politisch ist Hamburg-Nord aber rot. Seit 1949 regiert hier die SPD – bis auf die Zeit von 1955 bis 1973, als die rechtsgerichtete Deutsche Partei den Bezirksamtsleiter stellte. Seit 2012 ist Harald Rösler der Chef im Bezirk. Der 64-Jährige gilt als „alter Hase“, war er doch von 1984 bis zu seiner Wahl als stellvertretender Bezirksamtsleiter in die Verwaltung eingebunden. Dementsprechend souverän, aber auch autokratisch regiert er jetzt den Bezirk – und bringt damit die Opposition schon mal in Rage.

Sein „Regierungssitz“, das Bezirksamt Hamburg-Nord, liegt in einem weitläufigen Gebäude von Paul Seitz in der Kümmellstraße 7. Der Verwaltungsbau wurde zwischen 1953 und 1959 errichtet, übrigens als einziger in Hamburg explizit für die Funktion eines Bezirksamtes, und steht unter Denkmalschutz. Im Februar 2014 wurde das gesamte Gelände an ein Bauunternehmen verkauft. Der Investor will dort ein kompakteres Bezirksamt bauen und so Platz für Wohnungen schaffen. Noch allerdings prüft das Denkmalschutzamt das Vorhaben, in den kommenden Wochen werden die ersten Wettbewerbsergebnisse erwartet.

Harald Rösler ist stolz darauf, dass sein Bezirk seit 2011 Baugenehmigungen für 7200 Wohnungen erteilt hat und damit die Spitzenposition in Hamburg einnimmt. Er könnte sich auch gut ein moderneres Bezirksamt vorstellen. An der Kümmellstraße unbedingt Wohnungsbau durchzusetzen, liege ihm jedoch fern, sagt er. „Wir kommen hier im Altbau sehr gut klar. Es hängt davon ab, ob im Wettbewerb ein wirklich genialer Plan entwickelt wird.“

Carmen Wilckens (Grüne)