Baugenehmigungen im Rahmen des Winternotprogramms laufen Ende Mai aus. Bislang haben 53 Männer eine Duldung erhalten. In der St.Pauli-Kirche herrscht Abschiedsstimmung.

Hamburg. Sechs Monate haben sie in Wohncontainern gelebt, jetzt müssen die Lampedusa-Flüchtlinge ihre Interims-Bleibe in drei Kirchengemeinden in Iserbrook, Ottensen und auf St.Pauli verlassen. Die Baugenehmigungen für die Unterbringung im Rahmen des Winternotprogramms läuft Ende Mai aus. Betroffen sind etwa 50 Männer aus verschiedenen afrikanischen Ländern, die im vergangenen Jahr für mehrere Monate in der St. Pauli-Kirche untergekommen waren. „Der Großteil der Flüchtlinge zieht jetzt in städtische Unterkünfte um“, sagte Jürgen Reißner von der ökumenischen Arbeitsstelle „Weitblick“ des evangelischen Kirchenkreis Hamburg-West.

Die drei Container auf dem Gelände der Martin-Luther-Gemeinde in Iserbrook sind bereits seit Ende April geräumt. Morgen packen die Männer in den sechs mobilen Wohnboxen vor dem Nordportal der Christianskirche in Ottensen ihre Habseligkeiten. 13 Flüchtlinge sollen auf vier verschiedene Standorten des städtischen Unternehmes Fördern und Wohnen verteilt werden, unter anderem in Billwerder. „Bei aller Unsicherheit für die Flüchtlinge sehen wir das als Schritt zu mehr Selbstständigkeit, die ihnen letztlich hilft“, sagte Jens Waubke vom Unterstützerkreis der Christianskirche.

Auch in der St.Pauli-Kirche herrscht Abschiedsstimmung. Am 2. Juni sollen die acht Container dort abgebaut werden. Etwa 20 Bewohner werden in eine städtische Einrichtung ziehen, sagte Pastor Sieghard Wilm. Eine genaue Zahl könne er nicht nennen, weil er keine Akteneinsicht habe und nicht wisse, welche Bewohner bereits eine Duldung hätten und damit das Anrecht auf die Unterbringung während ihres Verfahrens. „Wir werden weiterhin Treffpunkt für Flüchtlinge bleiben“, sagte Wilm. Auch die Versorgung mit warmen Essen an der St. Trinitatiskirche solle weiterlaufen. Insgesamt engagieren sich in den drei Gemeinden mehr als 200 ehrenamtliche Unterstützer für die Flüchtlinge, organisieren Freizeitangebote wie Museumsbesuche, Sportaktivitäten und Deutschkurse. Diese sollen weitergeführt werden.

Die Unterbringung in den Wohncontainern hatte im vergangenen Herbst ein monatelanges Tauziehen um die Lampedusa-Flüchtlinge zwischen Stadt und Kirche. Die Behörden hatten die Genehmigung an die Auflage geknüpft, dass dort nur Menschen einziehen, die namentlich bekannt sind. Nach Angaben der Ausländerbehörde haben bis heute 66 Männer Bleiberecht beantragt. Eine Duldung haben 53. Insgesamt sollen sich in Hamburg bis zu 300 sogenannte Lampedusa-Flüchtlinge aufgehalten haben. Sie waren während des libyschen Bürgerkriegs nach Italien gelangt und von dort weitergeschickt worden. Ein Teil ist inzwischen nach Italien zurückgekehrt