18 Kilometer Stau auf A7, zehn Kilometer auf A23, weil Bohrer im Boden stecken blieb. Viele Autofahrer versuchten, über Nebenstrecken auszuweichen. Behinderungen bis 3. Dezember.
Hamburg. Eine vergessene Spundwand unter der Erde hat Hamburgs Norden lahmgelegt. Seitdem ein Bohrer von Hamburg Wasser sich am Dienstag bei Sielbauarbeiten unter der A7 an dem Stahl „festgebissen“ hat, rollt der Verkehr in Richtung Süden nur über einen Streifen. Am Mittwochmorgen brach der Verkehr zusammen.
Autofahrer, die über die A7 nach Hamburg wollten, standen stundenlang im Stau. Die Stelle, an der die Fahrbahn aufgegraben wurde, liegt zwischen der Brücke Niendorfer Gehege und dem Autobahndreieck Nord-West – also genau hinter der Zusammenführung der A7 und der A23. So staute sich der Verkehr der A7 auf bis zu 18 Kilometer Länge bis nach Henstedt-Ulzburg zurück. Auf der A23 waren es zehn Kilometer. Der Stau reichte bis nach Pinneberg zurück.
Viele Autofahrer versuchten, über Nebenstrecken auszuweichen. „Ich habe mit dem Wagen von Norderstedt bis in die Innenstadt fast zwei Stunden gebraucht“, sagt ein Pendler. „An anderen Tagen brauche ich etwa 35 Minuten.“ Spontan auf öffentliche Verkehrsmittel auszuweichen war nicht hilfreich. Die Park-and-ride-Anlagen waren überfüllt. In Bahnen und Bussen, die zum Teil ebenfalls stecken blieben, gab es großes Gedränge. Auch am Nachmittag staute sich der Verkehr auf der A7 vor der Baustelle mehrere Stunden lang auf acht und auf der A23 auf zwei Kilometer Länge. Auch die Ausweichstrecken, insbesondere die Holsteiner Chaussee, die Oldesloer Straße und der Swebenweg waren viel befahren. Ein Polizist: „In dem Bereich ist es allein schon durch die viel befahrenen Straßen am Flughafen kaum möglich, den Verkehr zu entzerren“, sagt ein Beamter.
Weil zur Bergung des Hamburg-Wasser-Bohrers ein großes Loch gegraben wurde, wird es an der Stelle voraussichtlich noch bis zum 3. Dezember zu Behinderungen kommen. Der Bohrer war ursprünglich eingesetzt worden, damit Rohre für eine neue Abwasserleitung gelegt werden können, ohne den Verkehr zu unterbrechen.
Die Verkehrsbetriebe haben sich auf die Behinderungen der kommenden Tage bereits eingestellt. Die AKN wird auf der Linie A1 Eidelstedt–Neumünster über die Hauptverkehrszeit hinaus dort, wo es möglich ist, ihre Sitzplatzkapazität verdoppeln. „In der Hauptverkehrszeit sind jetzt immer alle Züge auf der Strecke“, sagt Sprecherin Christiane Lage. Auch die Hamburger Hochbahn hat auf die Teilsperrung der Autobahn reagiert: „Wir setzen auf den Linien U1 und U2 jetzt vorrangig Vollzüge ein. Die Taktung der U1 wird von Ochsenzoll in Richtung Innenstadt erhöht. Auf der U2 werden bei Bedarf Züge eingesetzt, die sonst als Reserve vorgehalten werden“, sagt Maja Weihgold von der Hochbahn. „Die S-Bahn verlängert im Berufsverkehr bis einschließlich Freitag die Linie S21 bis Pinneberg. So entsteht bereits ab Pinneberg ein Fünf-Minuten-Takt.“ Die Regionalexpresszüge von Kiel nach Hamburg sowie in der Gegenrichtung werden nach jetzigem Stand bis einschließlich Freitag von sechs auf sieben Doppelstockwagen verstärkt und verfügen dann über rund 800 Sitzplätze pro Zug.
Auch wenn vom späten Mittwochabend an wie geplant wieder zwei Fahrstreifen frei sind, wird weiter mit Behinderungen gerechnet. „Ortskundige Autofahrer suchen sich schnell Alternativen. Das entzerrt“, sagt ein Polizist aus der Verkehrsleitzentrale. „Auf der A7 fahren viele Fahrzeuge, die beispielsweise aus Skandinavien kommen. Deren Fahrer werden im Stau stehen.“
Die Fahrbahneinengung und ihre Folgen sind ein Vorgeschmack auf die Behinderungen, die für die Nutzer der A7 zur Dauerbelastung werden. Mitte Dezember wird es in Höhe Heimfeld eine Einengung geben, weil die dortige Brücke saniert werden muss. Die Arbeiten wurden verschoben, weil am Hauptbahnhof im Schienennetz Weichen ausgewechselt werden und solange vermehrt Pendler aus dem Süden der Stadt mit dem Auto fahren dürften.
Bereits im kommenden Jahr werden in Höhe Stellingen die Arbeiten für den Deckel über die A7 beginnen, die in mehreren Abschnitten fortgeführt werden. Laut Behörde wird die Zahl der Fahrstreifen erhalten bleiben. Die einzelnen Spuren werden aber schmaler.
Es wird schärfere Tempobegrenzungen und Verschwenkungen geben. Südlich des Elbtunnels steht die Sanierung des Teils der A7 an, der zwischen Moorburg und Waltershof auf Stelzen steht. Wenn es perfekt läuft, könnten die Arbeiten 2016 beginnen. Ob es dazu kommt, hängt vom Bund ab, der die Sanierungsmaßnahme im Verkehrswegeplan als „vordringlich“ aufnehmen und dazu auch noch finanzieren muss.