Heute geht die schönste Jahreszeit offiziell zu Ende. Fünf Gründe, warum wir sie vermissen werden – und eine politische Satire, die sagt, wie dieses Wetterproblem behoben wird.

Hamburg. In der Hansestadt ist eine politische Debatte über den Sommer ausgebrochen. Anlass war eine Rede des sommerpolitischen Sprechers der SPD-Fraktion, Julius-August Mai, im Freizeitausschuss der Bürgerschaft. „2013 war ein Bilderbuchsommer, der beste seit 2006“, hatte Mai gesagt. Wo Schwarz-Grün versagt hätte, da habe der SPD-geführte Senat Wort gehalten. Mai: „Wir haben im Wahlkampf 2000 neue Sonnenstunden pro Jahr versprochen, wir haben mit Hochdruck dran gearbeitet – und wir haben Wort gehalten. Nun ist bewiesen: Die SPD kann Schönwetterpolitik machen, und zwar besser als Sie, meine Damen und Herren der Opposition!“

Dass dies die CDU kalt gelassen hätte, kann man wahrlich nicht behaupten. „Was Sie als tollen Sommer verkaufen wollen, kann man vielleicht Engländern andrehen, aber nicht Hamburgern“, sagte der Wetterexperte der Fraktion, Werner Tiefer-Frost, und fuhr fort: „Ihre sogenannte Statistik ist so seriös wie das Geschäftsgebaren eines Heiratsschwindlers: Wenn für zehn Sekunden ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke bricht, ist das für Sie schon eine Sonnenstunde – mit dieser Politik lassen Sie den Wähler im Regen stehen.“ Er prophezeite dem Senat einen heißen Herbst.

Die FDP nahm die Debatte zum Anlass, grundlegende Reformen zu fordern. „Dieser verstaubte staatsgläubige Ansatz, 2000 Sonnenstunden pro Jahr zu planen, ist ein Bürokratiemonster“, sagte Felicitas Graupel, liberale Fachfrau für meteorologische Marktwirtschaft. Sie forderte die komplette Privatisierung. „Und damit meine ich nicht nur den Sommer. Auch den Herbst, den Winter und vor allem den Frühling sollten wir dem freien Markt überlassen!“ Für Empörung sorgte sie mit dem Satz: „Wer Kaiserwetter will, muss FDP wählen – das ist der Königsweg.“

„Nein, das ist Monarchismus!“, entgegnete Marie-Dorothea Herbst-Lich, Expertin der Grünen für ganzheitliche Meteorologie, und erinnerte an Millionen Frauen, die unter den patriarchalischen Gesellschaftsstrukturen im kaiserlichen Deutschland gelitten hätten. „Sie, Frau Winter-Graupel, zeigen all diesen warmherzigen Frauen die kalte Schulter. Das macht mich frösteln.“ Es sei zwar richtig, dass sich das SPD-Wahlversprechen als heiße Luft entpuppt habe, dennoch dürften gesellschaftlich „extrem wichtige Faktoren“ wie Temperatur und Luftdruck „nicht den Zockern und Marktfetischisten“ überlassen werden. Herbst-Lich: „Wohin das führt, sehen wir ja in Großbritannien – dort ist die Wetter-Infrastruktur in katastrophalem Zustand.“

Für die Linken machte Hans-Hubert Sturm deutlich, dass das Wetterproblem nur international zu lösen sei. Er prangerte die Ungleichheit bei der Wetterverteilung an: In Blankenese habe es allein im Juli 16 Sonnenstunden mehr als in Harburg gegeben. „Das nehmen die Menschen nicht mehr hin – damit provozieren Sie starken Gegenwind“, sagte Sturm und forderte eine Traumwetterabgabe für Reiche.