Chefredakteure diskutieren beim Forum Lokaljournalismus über Qualität des journalistischen Nachwuchses. Rein journalistisch seien die Zeiten noch nie so gut gewesen – viele Kanäle stehen zur Verfügung

In der Diskussionsrunde: „Macher, Macht und Medien: Demokratie braucht leistungsfähigen Lokaljournalismus… und was machen wir jetzt daraus?“ beim Forum Lokaljournalismus (in diesem Jahr ausgerichtet vom Hamburger Abendblatt) war auch die Qualität des journalistischen Nachwuchses im politischen lokalen Bereich ein Thema. Peter Pauls, Chefredakteur des Kölner Stadt-Anzeiger, beobachtet seit einigen Jahren eine „Ent-Ideologisierung“ bei jungen Kollegen. „Früher hatten viele Journalisten noch eine Mission, das erkenne ich bei den jungen Leuten in der Regel heute nicht mehr.“ Grund für diese Entwicklung sei das Internet, der Wandel der Grundwerte in der Gesellschaft, so Pauls. „Wir haben heute eher den handwerklichen Journalisten, der sich als Dienstleister versteht, es gibt deutlich weniger Ideologie, weniger Mission.“

Oft fehlten jungen Kollegen das politische Grundwissen, ergänzte sein Kollege Joachim Braun, Chefredakteur, Nordbayerischer Kurier. Er wünsche sich beim Nachwuchs keinen ideologisierten Journalisten, sondern einen, der an Politik interessiert sei, „der überhaupt eine Meinung hat."

Mit speziellen wissenschaftlichen Angeboten könne man Journalisten-Nachwuchs in dem Bereich generieren, sagte Prof. Karl-Rudolf Korte von der Universität Duisburg-Essen. Hans-Josef Vogel, Bürgermeister der Stadt Arnsberg, stellte fest: "Lokalzeitungen sind für eine Kommune unverzichtbar, egal ob digital oder gedruckt."

Bei der Frage nach neuen Formaten und digitalen Wegen für Zeitungen bei der politischen Berichterstattung waren sich Pauls und Braun einig, dass diese enorme Möglichkeiten bieten. „Facebook ist da ein gutes Medium, weil es schnelle Rückkoppelung zum Leser gibt“, sagte Peter Pauls vom Kölner Stadt-Anzeiger. In dem digitalen Bereich gebe es breitere Möglichkeiten, andere und neue Leser zu gewinnen. Er strebe mittelfristig „Community-Plattformen“ an, in denen sich Leser austauschten. Chefredakteurskollege Braun hat einen eigenen Politik-Blog, online und nun auch in der Zeitung. Braun: „Die Redaktion ist so in einer Weise öffentlich geworden, wie sie es vorher nicht kannte. Wir als Lokaljournalisten müssen viel deutlicher Farbe bekennen und den Eliten auf die Finger hauen.“ Rein journalistisch seien die Zeiten noch nie so gut gewesen, weil man nun alle Kanäle habe zur Informationsverbreitung, sagte Braun. Aber: Journalisten seien auch Gewohnheitsmenschen und nicht immer gewillt, neue Formate auszuprobieren.

Die Zeitung sei Garant für die Demokratie auf lokaler Ebene, war eine Erkenntnis bei der Diskussion. Auf die Frage, welchen Typ Verleger man dann dafür brauche, sagte Chefredakteur Pauls: „Wir brauchen journalistische Verleger, die aber auch die wirtschaftlichen Bedingungen sehen. Wir müssen Eliten auf die Finger klopfen, und die Verleger müssen das aushalten.“ Die Branche stehe hier vor gewaltigen Herausforderungen.