In den ersten neun Monaten des Jahres wurde in der Hansestadt schon der Bau von 6331 Wohnungen erlaubt - die Regierung ist optimistisch.
Hamburg. Der Senat kommt seinem Ziel, in jedem Jahr 6000 Wohnungen zu bauen, ein wenig näher. In den ersten neun Monaten dieses Jahres haben die Hamburger Bezirke den Neubau von stadtweit 6331 Wohnungen genehmigt. "Wir gehen davon aus, dass wir bis Ende des Jahres insgesamt mehr als 7000 genehmigte Wohnungen von den Bezirksämtern gemeldet bekommen", sagte ein Sprecher der Baubehörde. Allerdings lässt die Zahl der Genehmigungen noch keine Rückschlüsse über die Zahl der tatsächlich gebauten Wohnungen zu. Nach bisherigen Schätzungen sollen es in diesem Jahr lediglich gut 4000 werden.
Die bislang meisten Baugenehmigungen für Wohnungen hat der Bezirk Nord erteilt. Dort dürfen nach bisherigem Stand nun 1554 neue Wohnungen errichtet werden. Es folgen Altona mit 1321 Genehmigungen, Wandsbek (1140), Eimsbüttel (875), Mitte (618), Harburg (515) und Bergedorf (308). Laut Behörde sind es viele kleinere Bauprojekte, die zu der vergleichsweise hohen Genehmigungszahl führen. Unter anderem 132 Wohnungen an der Dorothea-Kasten-Straße oder 98 Wohnungen an der Osterbekstraße. In Altona wird etwa der Jan-Külper-Weg mit 175 Wohnungen angeführt, in Wandsbek etwa 190 Wohnungen an der Tonndorfer Hauptstraße.
Die Baubehörde zeigt sich darüber hinaus zuversichtlich, dass die Zahl der Genehmigungen auch in Zukunft hoch bleiben wird. In einer Mitteilung verweist sie auf das Pergolenviertel, ehemals Hebebrandquartier, im Bezirk Nord. Auf dem Gelände in der Nähe des Stadtparks sollen einmal 1350 Wohnungen entstehen. Große Hoffnungen ruhen auch auf dem Großprojekt Neue Mitte Altona. Auf dem Gelände der Deutschen Bahn sollen etwa 1600 Wohnungen gebaut werden.
Dementsprechend positiv fällt auch die Bewertung von Bausenatorin Jutta Blankau (SPD) aus: "Der große Schwung im Wohnungsneubau in Hamburg ist ein gemeinsamer Erfolg aller Beteiligten, auf den wir stolz sein können. Der Senat hat von Anfang an auf die Zusammenarbeit aller gesetzt, die im Wohnungsbau Verantwortung tragen."
Verhalten reagierte dagegen Hans-Detlef Roock (CDU), Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses: "Die Zahlen der Baugenehmigungen sind uns bekannt, weil wir sie monatlich abfragen. Baugenehmigungen sagen aber bekanntlich nichts aus über den fertiggestellten Wohnraum. Insofern besteht kein Grund zum Jubeln. Wir werden den Bürgermeister daran messen, ob er das Versprechen, 6000 Wohnungen fertigzustellen, einhält." Dazu sagt Jan Balcke (SPD): "Natürlich ist eine genehmigte Wohnung noch keine gebaute Wohnung, aber die gerade auch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich gestiegene Zahl ist ein wichtiger Indikator dafür, dass es in Hamburg mit dem Wohnungsneubau vorangeht."
Tatsächlich ist das Ziel von 6000 zusätzlichen Wohnungen pro Jahr noch weit entfernt. 2011 wurden 3729 Wohnungen fertiggestellt. Dieses Jahr sollen es gut 4000 werden. In dem sogenannten Vertrag für Hamburg zwischen dem Senat und den Bezirken heißt es wörtlich: "Senat und Bezirke streben an, die Zahl der neu gebauten Wohnungen so zügig wie möglich auf 6000 Wohnungen pro Jahr zu steigern." Ein Grund dafür, dass diese Zahl noch nicht erreicht wurde, ist, dass von der Genehmigung bis zur Fertigstellung einer Wohnung eineinhalb bis zwei Jahre vergehen können.
Olaf Duge (Grüne) sagt, dass es erfreulich sei, dass die Zahlen der Baugenehmigungen ansteige. "Sie sind aber kein Grund, zu früh zu jubeln", schränkt er ein und verweist auf die vergleichsweise geringe Zahl von fertiggestellten Wohnungen im vergangenen Jahr. Zudem sei für ihn nicht klar, ob die Art der Wohnungen dem Bedarf entsprechen. "Es gibt eine große Nachfrage nach kleinen und bezahlbaren Wohnungen."
Ähnliches hat auch Kurt Duwe (FDP) an den Zahlen auszusetzen. "Es ist angesichts der relativ hohen Zahlen für die Bezirke im Norden der Stadt davon auszugehen, dass weiter überwiegend hochpreisige Wohnungsangebote auf den Markt hinzukommen werden. Inwieweit der avisierte Anteil öffentlich geförderten Wohnungsbaus bei diesen Genehmigungen erreicht wird, erschließt sich aus den Daten der Behörde leider nicht." Duwe merkt weiter an, dass die Zahlen keine Aussage darüber zuließen, wie sich der Bestand entwickele. "Nicht jede Baugenehmigung wird auch umgesetzt. Auch der Rückbau von Wohneinheiten spielt dabei keine Rolle." Zudem würden viele bereits vor Jahren angeschobene Projekte nach und nach realisiert. "Es gilt daher, die erfreuliche Entwicklung bei der Zahl der Baugenehmigungen in den kommenden Jahren zu verstetigen."