Vor dem Gerichtsgebäude am Sievekingplatz drängten sich Zuschauer, mehrere Organisationen demonstrierten mit Plakaten und Flugblättern für die...

Hamburg. Vor dem Gerichtsgebäude am Sievekingplatz drängten sich Zuschauer, mehrere Organisationen demonstrierten mit Plakaten und Flugblättern für die Rechte der Frauen: Beim Auftakt des Prozesses um den Mord an der Deutsch-Afghanin Morsal Obeidi (16) war die Spannung mit Händen zu greifen. Und dann betrat Ahmad-Sobair Obeidi (24) den Gerichtssaal - der Bruder des Opfers, der Mann, der laut Anklage seine Schwester am 15. Mai aus Wut über deren Lebenswandel mit 23 Messerstichen getötet hat. Er wirkte zunächst gefasst, später dann schlug er die Hände vors Gesicht. Ahmad-Sobair Obeidi schweigt bisher. Die Tat bestreite ihr Mandant aber nicht, sagten seine Verteidiger. Sie lehnten jedoch einen psychiatrischen Gutachter der Staatsanwaltschaft wegen Befangenheit ab. Dieser habe "eine offensichtlich aggressive und feindselige Grundhaltung gegenüber dem Angeklagten", sagte einer der Anwälte. Der Experte und der Staatsanwalt wiesen die Vorwürfe zurück; sie halten Obeidi für voll schuldfähig. Vor dem Landgericht muss er sich wegen Mordes, mehrfacher gefährlicher Körperverletzung und Bedrohung verantworten. Die brutale Attacke auf die junge Frau hatte eine intensive Diskussion über die Integration von Einwanderern ausgelöst.