“So viel Pech kann man nicht haben“: Juniorchef der Kultbäckerei ist nach Feuer schockiert. Aber er nennt Termin für die Wiedereröffnung.

Hamburg. An der Tür der Kleinen Konditorei an der Lutterothstraße hängt ein Schild der Nachbarn. „Es tut uns so unendlich leid“, steht da, „bitte geben Sie nicht auf.“

Ans Aufgeben hat Wanja Weskott, Juniorchef der Eimsbütteler Kultbäckerei, nicht gedacht. Als er erfuhr, dass es in der Filiale – nur sechs Tage nach der Wiedereröffnung – erneut gebrannt hat, hatte der 26-Jährige nur einen Gedanken: „Wie absurd ist das denn?!“

In einem der Industriebacköfen hatte sich am Mittwochabend ein Schwelbrand entwickelt, ausgelöst vermutlich durch einen technischen Defekt. Ein Nachbar, der den Rauchmelder gegen 22 Uhr piepsen hörte, alarmierte die Feuerwehr. Zwei Stunden später hatten die Beamten den Brand gelöscht. Die Backmaschine, rund 100.000 Euro teuer, ist völlig zerstört.

Wanja Weskott steht am Donnerstagmittag in der Backstube. Die Wandkacheln sind rußgeschwärzt, Brandgeruch hängt in den Räumen, auf den Boden hat die Feuerwehr Granulat gekippt, um das Öl zu binden, das aus dem Ofen gesickert ist. Die Teigwaren und Brötchen sind durch den Brand ungenießbar, sie stecken in Dutzenden blauen Müllsäcken. Das Szenario weckt bei dem Juniorchef Erinnerungen an den Mai 2011. Ein Brandstifter hatte damals einen vor der Bäckerei abgestellten Motorroller angezündet. Die Flammen griffen vom Eingang auf die Backstube über und verwüsteten das erst 2010 renovierte Geschäft komplett. Der Wiederaufbau zog sich über 14 Monate.

Er kostete rund eine Million Euro und Inhaber Tjark Meyer viel Nerven. Bis zur Eröffnung vor einer Woche beseitigten Bauarbeiter kleine Schönheitsfehler. „So viel Pech“, sagt Weskott, „kann man doch nicht haben.“ Brötchen und Kuchen sollen jetzt von den übrigen drei Filialen der Bäckerei geliefert und von Sonnabend an in einem Verkaufswagen vor dem Standort Lutterothstraße angeboten werden. Die gute Nachricht: Das Mobiliar im Verkaufsraum wird wohl nicht entfernt werden müssen. Es reiche aus, die Flächen vom leichten Rußfilm zu reinigen. Weskott schätzt, dass die Filiale in zwei Wochen wiedereröffnen wird.

Viele Kunden bleiben ungläubig vor der Bäckerei stehen. Sie lächeln Weskott zu, er lächelt tapfer zurück. Ein früherer Mitarbeiter, ein älterer Herr, drückt dem jungen Chef die Hand. „Das ist wahnsinnig, ich kann es gar nicht glauben“, sagt er. Weskott auch nicht.