Die Wiedereröffnung steht an. das Geschäft läuft zunächst über einen Verkaufswagen. Investitionen in Höhe von 1,5 Millionen Euro.
Eimsbüttel. Der Geruch beißt in der Nase, und es verschlägt einem fast den Atem. Auf dem Fußboden knien drei Handwerker. Einer von ihnen streicht mit einem Pinsel eine leicht graue Flüssigkeit über den Fußboden. Dabei achtet er peinlich genau auf Gleichmäßigkeit. Einen Meter neben der Gruppe stehen - noch verpackt - vier übergroße Ventilatoren und liegen Bretter sowie Verpackungsmaterial herum. Die neue helle Backstube, gut ein Viertel so groß wie ein Fußballfeld, steht inmitten eines kleinen Gewerbegebiets an der Warnstedtstraße in Stellingen. Jetzt ist schwer vorstellbar, dass schon in vier Wochen das Ganze hier eine Backstube sein soll.
Tjark Meyer, Chef der "kleinen konditorei", sitzt in einem an die Halle grenzende Büro auf dem Fensterbrett. "Es gab Momente, da sagte ich mir: ,Das war's'", erzählt er. "Wir waren abgebrannt, 50 Prozent der Firma waren weg." Was Meyer meint, ist das Feuer, das Ende Mai vergangenen Jahres Laden und Backstube der "kleinen konditorei" an der Lutterothstraße zerstörte.
Ein Motorroller, der vor dem Haus stand, war nächtens angezündet worden. Das Feuer griff erst auf die Backstube und dann auf das Geschäft über. Was zunächst wie ein kleines Problem aussah, das mit einem neuen Anstrich und ausreichendem Lüften gelöst werden könnte, entpuppte sich wenig später als mittlere Katastrophe. "Es war ein Totalschaden", sagt Wanja Weskott, Juniorpartner und Neffe von Tjark Meyer. Nicht nur alle Gerätschaften fielen dem Feuer zum Opfer. Kabel, Isolierungen, Rohrleitungen, Feuerschutzwände, Fußboden - alles muss ersetzt werden. Bis in den April hinein würden die Sanierungsarbeiten noch dauern, erzählt Weskott. Auf einen genauen Termin will er sich aber nicht festlegen. "Ab 1. März werden wir aber schon mal Verkaufswagen vor die Türen der Filialen an der Lutterothstraße und am Langenfelder Damm stellen", sagt Meyer.
Nach dem Brand: Auftrieb für "die kleine konditorei"
Die Entscheidung weiterzumachen sei zugleich eine Entscheidung darüber gewesen, das Geschäft auszuweiten, sagt der Inhaber. Statt zwei Standorte sollten es künftig vier sein. Eine schwere Entscheidung, wollte er doch nie "größer", "eine Kette" werden. Es habe ihn in den vergangenen Jahren aber immer wieder "genervt, dass ich nicht alles machen konnte, was ich wollte": eigene Dominosteine zur Weihnachtszeit oder eigene Pralinen zum Beispiel. Doch der Platz in den Filialen an der Lutterothstraße und an der Osterstraße reichte nur aus, sich auf das gut gehende "Kernsegment" - Brot, Brötchen, eine Auswahl an Kuchen - zu konzentrieren, sagt der Firmenchef.
Jetzt werden es also vier Standorte. Insgesamt investiert Meyer nach eigenen Angaben rund 1,5 Millionen Euro in die Sanierung und den Ausbau. Kernstück ist dabei der Standort an der Warnstedtstraße. Dort mieteten Meyer und sein Team die moderne Lagerhalle, in der früher Oldtimer repariert wurden. Hier wird künftig der Teig für die vier Filialen zusammengerührt, geknetet und kühl gelagert. 20 der rund 100 Mitarbeiter des Unternehmens würden hier eingesetzt, sagt Wanja Weskott. Gebacken werde aber in den Filialen, ergänzt Tjark Meyer.
Die Ausweitung des Geschäfts habe auch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zum Ziel gehabt, sagt er. Früher war Nachtarbeit das Los des Bäckers. Kurz nach Mitternacht ging in der Backstube das Licht an, damit die Kunden am frühen Morgen frisches Brot oder frische Brötchen kaufen konnten. Heute helfen moderne Kühltechniken, die Arbeitszeiten "menschlich" zu gestalten.