Zu spät für Ausflüchte: Entschlossenen Schrittes, mehr oder weniger, geht's quer durch die Muckibude ins Spiegelkabinett ganz hinten - vorbei an...
Zu spät für Ausflüchte: Entschlossenen Schrittes, mehr oder weniger, geht's quer durch die Muckibude ins Spiegelkabinett ganz hinten - vorbei an Menschen, die sich freiwillig quälen.
Erstaunliche Spezies.
Mannhaft wird der Trainingssaal geentert. Auf zum Kursus "Indoor Cycling", von Profis "Spinning" genannt. In 45 Minuten soll der Begriff "Hölle auf Erden" eine neue Dimension gewinnen. "Hinterher", so hatte einer im Umkleideraum gewarnt, "musst du acht geben, nicht auf deinen Schweißlachen auszurutschen."
Spinner! Oder?
Acht Trimmräder aus schwarzem Stahl mit gewaltigen Schwungscheiben stehen im Halbkreis und sieben Männer daneben. "Los!", ruft Maren Backhuus.
"Keine Müdigkeit vortäuschen." Während die anderen lässig aufsitzen und elanvoll in die Pedale hauen, hievt sich der Proband ächzend in den Sattel.
Ungepolstert. Frechheit. Der Hintern schmerzt schon jetzt, und die Knochen knirschen. Fühlt sich zumindest so an. Hören tut man noch nichts.
Nachbar Bernd (62), strampelnd, feixt sich einen.
Von fetziger Musik und Marens Kommandos untermalt, führt die Fahrradtour in Intervallen durch die virtuelle Bergwelt. Steigungen werden durch einen kleinen Dreh am Knopf unterhalb des Lenkers simuliert.
"Jetzt kraftvoll im Stehen treten", ruft Maren fröhlich. Es folgen Sprints, weitere Steig(er)ungen - Qualen in Serie. Spanischer Rhythmus hämmert, die Pumpe ebenso. Und bereits nach zehn Minuten ist klar, dass der Typ mit seiner Warnung vorhin kein Spinner war: Tatsächlich, Schweiß fließt in Strömen.
Gut, dass wenigstens Bernd und die anderen Strampler Freude am Spaß in der Gruppe haben, welcher optimal für Fettverbrennung und Kraftausdauer ist.
Einpeitscherin Maren erweist sich als meisterhafte Motivatorin. Unbeschreibliche 20 Kilometer geht's durch die Alpen.
Geschafft! So und so. Völlig erledigt schleppt sich der Neuling gen Dusche, schwankend wie ein Matrose an Land, leise stöhnend.
Bernds aufmunternder Schulterklaps und Marens Abschiedsworte geben den Rest: "Stöhnen befreit! Beim nächsten Mal legen wir aber noch einen Zahn zu."