Abendblatt-Chefreporter Jens Meyer-Odewald über seinen Selbstversuch.
Gestern, kurz vor neun. Inbrünstig verfluchst du jenen finsteren Montag im Januar, als das Jawort für diesen Fitness-Horror erteilt wurde. Als Kollege Mark scheinheilig um die Ecke bog und sagte, er habe da "'ne Kleinigkeit" zu besprechen.
Und jetzt hast du den Salat, im wahrsten Sinn des Wortes. Stehst über den Dächern Othmarschens, auf einem Crosstrainer, dem meistgehassten Foltergerät im Sportlife. Trampelst mit den Füßen, ruderst mit den Armen. Schnaufst wie ein Irrer, ohne einen Meter vorwärts zu kommen. Die Pumpe rattert, der Schweiß rinnt, die Wut kocht! Jetzt ein feudales Frühstück mit Spiegelei und Speck ...
Der größte Wahnsinn jedoch: Du sprichst tatsächlich mit der Maschine. Hältst Zwiesprache mit einem stählernen Monstrum. Das ist kein Witz! Leise, aber immerhin. Du beschimpfst und verwünscht das Ding, du bettelst und flehst und trittst.
Dabei war der Vorabend im Tapas-Restaurant in Ottensen üppig genug, um nicht wegen Mangelerscheinungen geistige Aussetzer befürchten zu müssen. Bitte, Minuten, verstreicht schneller!
Doch das Display reagiert nicht, es sind die gefühlt längsten 20 Minuten des Tages. Kleiner Trost: Zu Beginn der Aktion war schon nach der Hälfte Fofftein. Mehrfach brüllt der innere Schweinehund, dem Grauen ein Ende zu machen und von dannen zu schleichen. Doch wäre diese Schmach noch größer als die Qual. Also weiter, weiter, immer weiter.
Zur Belohnung warten ein paar Meter entfernt Leg Curl, Klimmzug-Maschine, Pullover, Beinstrecker, Brustpresse und andere heiß geliebte Foltergeräte. Jeweils zwei Durchgänge à 15 Bewegungen.
Und dann, alles geschafft! Ein grandioses Gefühl, welch' herrlicher Morgen. Gepriesen sei der Tag, an dem Mark scheinheilig um die Ecke bog. Aber diese Einstellung kann sich wieder ändern. Alles eine Frage der Fitnessform.