Immer mehr Immobilienbesitzer in Hamburg sind in Zahlungsnot. Pro Monat erhalten Sie im Schnitt 113 Euro von den Behörden.
Hamburg. Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit bringen Immobilieneigentümer zunehmend in Bedrängnis. Fällt beispielsweise ein Drittel des Einkommens weg, kann die monatliche Kreditrate an die Bank zum großen Problem werden. "Bei uns hat die Zahl der in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Baufinanzierungskunden leicht zugenommen", sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg.
Wer clever ist, versucht in solchen Situationen zusätzliche Hilfe vom Staat zu bekommen. So wie Mieter mit niedrigem Einkommen Wohngeld beziehen können, gibt es für Eigentümer von selbst genutztem Wohneigentum vergleichbare Hilfen in Form des sogenannten Lastenzuschusses.
"Wenn das laufende Einkommen nicht mehr ausreicht und die Anspruchsvoraussetzungen erfüllt sind, werden solche Hilfen gewährt", sagt Gerold Hab vom Grundeigentümerverband Haus & Grund dem Abendblatt. "Das ist eine gute Möglichkeit, zeitweilige Probleme zu überbrücken." Im Durchschnitt werden 113 Euro pro Haushalt und Monat als Unterstützung gezahlt.
Immer mehr Grundeigentümer machen in der Wirtschaftskrise davon Gebrauch, ergab eine Umfrage des Abendblatts bei den Statistikbehörden in Norddeutschland. In Hamburg ist die Zahl der Bezieher eines Lastenzuschusses gegenüber 2008 um 40 Prozent gestiegen. Ende 2009 waren das 400 Haushalte. "Wir registrieren einen weiteren Anstieg auch in diesem Jahr", sagt eine Sprecherin der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU). Die relativ niedrige absolute Zahl ergibt sich aus dem geringen Anteil von Wohnungseigentümern in Hamburg, der nur bei 25 Prozent liegt. Bundesweit leben dagegen 52 Prozent der Bürger in den eigenen vier Wänden. In Niedersachsen stieg die Zahl der Immobilieneigentümer, die staatliche Hilfe beanspruchen, um 164 Prozent auf 11 918 Personen. Schleswig-Holstein verzeichnet einen Anstieg um 13 Prozent auf 3897 Hilfeempfänger.
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Die Zahl der Lastenzuschussempfänger wäre deutlich höher, wenn alle Immobilieneigentümer überhaupt davon wüssten. "Diese Hilfe ist relativ unbekannt, und außerdem neigen Wohneigentümer nicht dazu, den Staat in Anspruch zu nehmen, wenn sie Probleme bekommen", sagt Heinrich Stüven vom Grundeigentümerverband Hamburg. Dabei haben sich die Zugangsvoraussetzungen schon seit Anfang 2009 verbessert. Damals wurden die Einkommensvoraussetzungen für das Wohngeld und damit auch für den Lastenzuschuss um acht Prozent angehoben. Ein Vier-Personen-Haushalt in Hamburg kann Anspruch auf Hilfen haben, wenn das Bruttoeinkommen 2833 Euro nicht übersteigt (siehe Kasten).
"Die Höhe des Lastenzuschusses hängt von der Haushaltsgröße, der Kreditbelastung und dem Einkommen ab", sagt Christoph Flechtner, Rechtsexperte von Schwäbisch Hall. Allerdings sind die anrechenbaren Belastungen aus dem Kredit auf bestimmte Höchstbeträge begrenzt. Eine Immobilie in Blankenese lässt sich in der Regel mit diesen Hilfen nicht finanzieren. Aber Antragsteller müssen nicht ihre Ersparnisse aufbrauchen, bevor sie Lastenzuschuss beantragen. Eine vierköpfige Familie kann über ein Vermögen von 150 000 Euro verfügen, ohne den Anspruch auf Lastenzuschuss zu gefährden.
Reicht die Hilfe nicht, sollte schnell die Bank eingeweiht werden. Die Haspa versucht, bei Problemen die Verbindlichkeiten neu zu strukturieren. "Unter bestimmten Umständen werden auch Raten ausgesetzt oder abgesenkt", so von Carlsburg. Durch diese Unterstützung gelinge es, die Finanzierung im überwiegenden Teil der Fälle aufrechtzuerhalten.